Kommunen sorgen sich um Streudienst

Enzkreis erwägt die Auflösung der Straßenmeisterei in Maulbronn – Befürchtung: Pforzheim ist weit weg
Enzkreis – Der Enzkreis erwägt, die Straßenmeistereien Pforzheim und Maulbronn in Pforzheim zusammenzulegen. Was wann wie neu strukturiert wird, steht laut Landratstellvertreter Wolfgang Herz noch nicht fest. Doch die ersten Bedenken werden bereits laut. Grund: Die Befürchtung, dass im Winterdienst die eine oder andere Kommune das Nachsehen haben wird.

VON THOMAS SADLER
Derzeit werden die Kreis-, Landes- und Bundesstraßen des Enzkreises von den Straßenmeistereien in Pforzheim und Maulbronn instand gehalten und, was demnächst wieder wichtig sein wird, beim Winterdienst gestreut.

Eigentümerin der Immobilien ist das Land Baden-Württemberg, Mieter ist der Enzkreis. „Das Land versucht, Liegenschaften, die es nicht mehr braucht, zu veräußern“, sagt Enzkreis-Vize Wolfgang Herz. Der Mietvertrag in Maulbronn laufe Ende 2009 aus. Spätestens bis dahin müssen die Weichen gestellt sein. Nicht zuletzt drehen sich die Überlegungen um Kosteneinsparungen. Es gehe darum, die für den Straßenbetriebsdienst kostengünstigste Lösung zu suchen, bestätigt Herz.

Nach Informationen unserer Zeitung denkt die Landratsamtsspitze daran, die Straßenmeistereien Pforzheim und Maulbronn künftig in Pforzheim zusammenzulegen. Herz möchte dies nicht ohne Einschränkung bestätigen. „Das ist eine mögliche Option“, relativierte er gestern auf Anfrage lediglich. Entschieden sei noch nichts, deshalb wolle er sich nicht zu den Einzelheiten äußern. Auch nicht dazu, wo der bislang zweigeteilte Straßenbetriebsdienst zusammengezogen werden könnte. Mehrere Varianten würden untersucht.

Als etwaige Standorte im Gespräch sind nach MT-Recherchen die Straßenmeisterei in Pforzheim unweit der Autobahn-Anschlussstelle West mit ihren bereits vorhandenen Gebäuden und – in Verbindung mit einem Neubau – auf einem Grundstück bei der A8-Auffahrt Pforzheim-Nord. Beide Varianten kämen mit Gesamtinvestitionen von circa sechs Millionen Euro ungefähr gleich teuer.

Das Landratsamt habe eine „hausinterne Arbeitsgruppe“ (Herz) eingerichtet, die sich mit dem Projekt beschäftigt. „Ich strebe eine Grundsatzentscheidung noch hin diesem Jahr an“, sagt Herz. Der Realisierungszeitraum wiederum hänge davon ab, was tatsächlich gemacht werden soll.

Neben den zwei Straßenmeistereien gibt es derzeit drei dezentrale Salzlager – in Wiernsheim, Neuenbürg und Neuhausen. Ob diese erhalten bleiben, ist eine weitere Frage. Immerhin geht das Landratsamt davon aus, dass bei der beabsichtigten Zusammenlegung der Straßenmeistereien auch in Zukunft eine dezentrale Salzlagerung für den Winterdienst nötig sei.

In den Rathäusern lösen die Rationalisierungsüberlegungen jedenfalls bereits heute Unbehagen aus.
So betont Knittlingens Bürgermeister Heinz-Peter Hopp, die Zusammenarbeit zwischen der Straßenmeisterei Maulbronn und seiner Stadt habe bislang gut funktioniert. Seine Befürchtung: „Je weiter die Straßenmeisterei von einem Ort entfernt ist, desto schwerer erreichen im Winter die Streufahrzeuge die betreffende Kommune.“ Hopp fordert deshalb, die „bewährte Dezentralität“ des Straßendienstes, etwa mit dem Standort Maulbronn, müsse erhalten bleiben.

Ebenfalls „mit gemischten Gefühlen“, verfolgt die Sternenfelser Bürgermeisterin Sigrid Hornauer die Diskussion. „Wir haben mit der Straßenmeisterei Maulbronn stets eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gepflegt“, sagt sie. Einen wesentlichen Vorteil stellten die „kurzen Wege“ dar. Gerade bei Verkehrsangelegenheiten seien die zuständigen Straßenbauer gleich vor Ort gewesen. Von der Dezentralisierung erwartet Hornauer überwiegend Nachteile.

Verständnis für die Einsparbemühungen des Enzkreises zeigt dagegen Mühlackers Bürgermeister Hans-Jürgen Pisch. „Das muss man akzeptieren“, findet er. Schließlich müsse der Kreis eine „horrende Miete“ ans Land zahlen. Falls es, was auch schon im Gespräch gewesen sei, einen Salzlager-Stützpunkt in Mühlacker gäbe – etwa im Bereich V7/Lienzinger Straße –, könnte dies aus Sicht von Kreisrat Pisch sogar ein Plus für die Große Kreisstadt sein.

Auch Dieter Rein, Bauamtsleiter der Stadt Maulbronn, sieht die Diskussion noch einigermaßen gelassen. Zwar sei es günstig, wenn eine Straßenmeisterei direkt vor Ort sei, doch befürchte er „keine gravierenden Nachteile“ durch die erwogene Zusammenlegung. Wobei auch er auf Stützpunkte außerhalb Pforzheims hofft.

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