Wald wächst schneller nach als Holz geerntet wird

Bei der Brettener Waldeinrichtung bis 2018 geht es vor allem um einen gesunden Forst und um ökologische Ziele
Zwei Langholztransporte könnten täglich geerntet werden
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. Im Brettener Stadtwald stehen 737 000 Kubikmeter Holz, mehr als je, seit 1844 erstmals Inventur im Wald gemacht wurde. Und es wird immer mehr. Das weist der Plan für die nächsten zehn Jahre aus, den die Forstexperten vom zuständigen Regierungspräsidium Freiburg erarbeitet haben und den der Brettener Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstagabend in der städtischen Saatschule im Großen Wald einstimmig verabschiedet hat.

Laut dieser „Forsteinrichtung“ können im Brettener Stadtwald bis 2018 rund 170 000 Kubikmeter Holz eingeschlagen werden, ohne vom Prinzip der naturnahen Waldwirtschaft abweichen zu müssen und ohne Verletzung der Nachhaltigkeit. Rechnerisch entspricht dies der Holzmenge von zwei Langholzlastwagen, die Tag für Tag im Stadtwald Bretten geerntet werden können. Trotzdem wird nach diesem Zeitraum laut Plan die Holzmenge weiter angewachsen sein. Denn der Zuwachs der Holzmenge ist auf 9,7 Festmeter pro Jahr und Hektar veranschlagt, der Hiebsatz wurde aber mit 8,9 Festmetern festgelegt.

Viele Details erfuhren die Mitglieder des Gemeinderats und interessierte Bürger bei einem über zweistündigen Waldrundgang, der der Sitzung vorausging. Johannes Fünfgeld und Jürgen Hauck von der Forstbehörde beim Regierungspräsidium Freiburg, Bernd Schneble vom Forstamt des Landkreises Karlsruhe und der Brettener Stadtförster Ewald Kugler erklärten unterwegs, wie sich der Wald in den zurückliegenden Jahren entwickelt hat und wie die Prognosen für die Zukunft aussehen.

Dabei können Naturereignisse den schönen Plan arg durchkreuzen – wie beim Rückblick deutlich wurde: Nachdem an Weihnachten 1999 der Orkan Lothar unzählige Bäume auch im Brettener Wald geknickt hatte, musste die Zahl für den Holzeinschlag kräftig nach oben korrigiert werden – man konnte die entwurzelten Bäume ja nicht im Wald liegen lassen. Doch das Überangebot ließ die Preise purzeln. Auch der Hitzesommer von 2003 hinterließ deutliche Spuren im Wald. Immerhin: die regenreichen letzten zwei Jahre sorgten wieder für eine Normalisierung.

Doch wo der Sturm gewütet hat, mussten neue Bäumchen gepflanzt werden. Insgesamt wurden 180 000 Bäumchen in die Erde gebracht, vor allem Douglasie, Eiche und Bergahorn. Aktuell hat der Brettener Wald 41 Prozent Buche, zwölf Prozent Eiche und 14 Prozent sonstige Laubbaumarten. Nadelbäume machen ein Drittel der Waldfläche von knapp 2 000 Hektar aus. Wegen der Klimaveränderung soll der Anteil der Laubbäume auf rund 80 Prozent steigen, bei den Nadelbäumen wird verstärkt auf die Douglasie gesetzt.
Natürlich geht es auch beim Wald ums Geld. Schließlich ist er ein Wirtschaftsbetrieb. Den städtischen Haushalt kann er allerdings nicht alimentieren. In den zurückliegenden elf Jahren gab es ein Defizit von gut einer Viertelmillion Euro. Rechnet man das auf das geerntete Holz um, hat jeder eingeschlagene Festmeter die Stadt 1,40 Euro gekostet.

In den nächsten zehn Jahren solle das Betriebsergebnis „möglichst positiv“ ausfallen, hieß es am Dienstag. Doch steht dieser Wunsch ganz am Schluss der Liste der vorgegebenen Ziele. Davor sind unter anderem Klimaschutz, Holzproduktion, Artenvielfalt und der Schutz für das Wasser aufgeführt.

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3 Antworten zu Wald wächst schneller nach als Holz geerntet wird

  1. Betula sagt:

    „In den zurückliegenden elf Jahren gab es ein Defizit von gut einer Viertelmillion Euro.“
    Ja was jetzt? Ein Defizit von einer Viertelmillion Euro pro Jahr (!) oder insgesamt über den Zeitraum der zurückliegen elf Jahre?
    Wenn ich mich richtig erinnere konnte man in den BNN vom 22. Dezember 2005 lesen: „Hatte man zunächst mit einem Zuschussbedarf von rund 220 000 Euro für den Wald gerechnet, werden es nun etwa 100 000 Euro sein.
    Der Hof-Berichterstatter lässt grüßen!

  2. Quercus sagt:

    „Bei der Brettener Waldeinrichtung bis 2018 geht es vor allem um einen gesunden Forst und um ökologische Ziele.“
    Gehört zu den ökologischen Zielen auch die Vernichtung von 22 ha Lebensraum (Rüdtwald) mit seinen bedrohten Tieren und Pflanzen? Warum hat keiner der „Grünen Herren“ diese Waldzerstörung im Naturpark öffentlich angeprangert und Ross und Reiter – sprich Gemeinderat und OB Metzger als die treibende Kraft – genannt?
    Hier können Sie einen solchen „gesunden“ Forst sehen

  3. mm sagt:

    wenn man Begriffe wie „Nachhaltigkeit“ und das „Prinzip der naturnahen Waldwirtschaft“ selbst definiert kann man natürlich behaupten, dass im Brettener Wald alles in Ordnung sei. Die Mitglieder des Gemeinderates haben sich wahrscheinlich nur wenige Meter vom Saatschulgebäude (auch „Datscha“) genannt, entfernt. Sonst wären ihnen die vielen „Pflegetrassen“ (alle 15m!)aufgefallen, die die schweren „Vollernter“ in den Wald geschlagen haben. Dass die Aufforstung für den Rüdtwald jemals etwas wie ein Wald wird, ist eine Vorwegnahme und bloße Behauptung.
    Insgesamt ist der Artikel wieder ein Propaganda-Exemplar aus der Reihe : Unser Hof-Berichterstatter war dabei!

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