In Gefangenschaft Gewöhnung an neue Heimat

Nach Protesten gab es einen Info-Abend über mögliche Standorte für ein Taubenhaus in Bretten
Von unserer Mitarbeiterin Nicole Hammer
Bretten. „Ich bin hier, um ihre Sorgen zu mildern“, sagte Robert Weiß den knapp 20 Anwesenden im Sitzungssaal des Brettener Rathauses. Um den künftigen Standort des Taubenhauses ging es in dieser Versammlung, zu der Oberbürgermeister Paul Metzger eingeladen hatte.
Nachdem Ende September bekannt gegeben wurde, dass ein Taubenhaus im Bereich des Rosengartens im alten Friedhof aufgestellt werden soll, gingen von Anwohnern Proteste ein. Unterschriften wurden gesammelt, um dies zu verhindern. Robert Weiß, der seit 27 Jahren die Tauben in Pforzheim betreut, stand den Zuhörern Rede und Antwort. „Aus ursprünglich 4 500 Tauben konnte die Population in Pforzheim mit Hilfe eines solchen Hauses auf 1 100 reduziert werden“, berichtete Weiß.
Das Prinzip ist einfach. Ein Taubenhaus, das maximal 500 Meter Flugweite von den bisherigen Nist- und Futterplätzen entfernt ist, wird die neue Heimat der Tiere. In Bretten würde das so aussehen, dass etwa 20 bis 25 Tauben in der Innenstadt mit Hilfe von Lebendfallen gefangen werden. Diese würden dann etwa vier Wochen im Taubenhaus bei regelmäßiger Fütterung eingesperrt.
Die Erfahrung von Weiß hat gezeigt, dass diese Zeit ausreicht, um die Tauben an ihre neue Heimat zu gewöhnen. Wieder frei gelassen, locken sie die anderen Tauben ebenfalls in das Haus. Für Brettens Altstadt, insbesondere den Marktplatz, hätte dies zur Folge, dass die Vögel künftig im Taubenhaus im Rosengarten brüten, wo ihnen dann etwa 80 Nistplätze zur Verfügung stünden. Die gelegten Eier würden dann ausgetauscht und durch künstliche Eier ersetzt. Die Zahl der Tauben in Brettens Innenstadt wird auf 250 bis 300 geschätzt. Innerhalb von nur drei bis vier Jahren solle der Bestand auf die Hälfte reduziert werden. Die Sorgen der Anwohner rund um den alten Friedhof hörten sich Oberbürgermeister Paul Metzger und Taubenexperte Robert Weiß an. „Die Tiere machen Lärm und gurren bereits bei Sonnenaufgang“, „sie koten überall hin und wir können dann unseren Garten nicht mehr nutzen“, sind nur zwei der Sorgen der Anwohner.
Hier wollte Weiß die Menschen beruhigen. „Tauben verrichten ihre Notdurft nur im Sitzen und das Gurren dieser Tauben ist selten und eher leise. Mindestens die Hälfte des Kotes der Tiere bleibt im Taubenhaus, dies wird regelmäßig gereinigt.“ Zuhörer brachten ein weiteres Problem zur Sprache. Auf dem alten Friedhof hätten bereits zwischen 20 und 30 Wildtauben ein Zuhause gefunden, die sich besonders gern über die frische Aussaat in den Gemüsebeeten der anliegenden Häuser hermachten, war zu hören. „Wir haben Wildtauben, Raben und Elstern, das genügt uns“, sagte eine Anwohnerin. Emotional wurde es gegen Ende der Gesprächsrunde. „Stellen sie doch das Taubenhaus mitten auf den Marktplatz“, schlug eine ältere Dame vor. Metzger und Weiß betonten mehrfach, dass zwar der Bau eines Taubenhauses feststünde, aber dass wegen der Proteste weitere Standorte geprüft würden (unter anderem Am Seedamm unweit des Rathauses). Auch der Vorschlag eines Zuhörers, das Taubenhaus bei der Bußgeldstelle nahe des Modeparks Röther zu bauen, werde ernst genommen und überprüft.
Eine Bitte hatte Metzger an die Menschen. „Das Füttern der Tauben ist verboten. Ich bitte die Bevölkerung, sich auch daran zu halten.“ Denn sonst gelinge es nie, die zunehmende Zahl der gefiederten „Friedenstiere“ in den Griff zu bekommen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert