Brettener Muslime uneinig über neue Moschee

Zwei islamische Vereine planen unabhängig voneinander ein Glaubens-Zentrum hinter der Bußgeldstelle
Kirchen wollen nur die Grüne Moschee unterstützen
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Bretten. Zwei islamische Vereine gibt es in Bretten – und beide wollen eine neue Moschee errichten. Und dies auf ein und demselben Gelände, dem der Stadt gehörenden Gleisdreieck-Areal hinter der Landes-Bußgeldstelle in der Hermann-Beuttenmüller-Straße.
Noch in diesem Monat wird zumindest eine Planvariante im Rathaus vorliegen: „Wir werden in den nächsten Tagen einen Bauantrag mit allem Drum und Dran einreichen“, erklärt Mustafa Yigit, Vorsitzender des Islamisch-Türkischen Sozial- und Kulturvereins Grüne Moschee gegenüber den BNN.
Nach den Plänen von Ersin Ugursal von der Arbeitsgemeinschaft „id-architekten“ Stuttgart soll auf dem Gleisdreieck ein modernes Glaubens-Zentrum entstehen, das neben einer Moschee mit einem etwa 20 Meter hohen Minarett auch Veranstaltungs- und Schulungsräume sowie Sportstätten beherbergt.
Dieses Gelände im Brettener Süden bietet laut Yigit den Vorteil, dass die Moschee einerseits gut erkennbar sei, andererseits aber nicht im Mittelpunkt der Stadt stehe. Zudem sei das Glaubens-Zentrum sowohl mit dem Auto als auch mit der Stadtbahn gut erreichbar.

Als Hauptgrund für die Planung nennt der Chef der Grünen Moschee die beengten Verhältnisse in der Bismarckstraße. „Wir platzen hier aus allen Nähten, besonders bei größeren Veranstaltungen“, sagt Yigit. „Da kommen dann schon mal 600 bis 700 Personen.“ Zudem fühle sich die Nachbarschaft des Kulturzentrums durch den Lärm auf der Straße gestört und es gebe kaum Parkplätze für die Besucher.
Finanziert werden soll das nach Angaben des Architekten rund 1,5 Millionen Euro teure Projekt durch den Verkauf des Gebäudes in der Bismarckstraße sowie durch Spenden der insgesamt über 200 türkischen Familien, die der Grünen Moschee angehören.

In einem vertraulichen Gespräch hatte Mustafa Yigit dem Oberbürgermeister die Situation geschildert. Daraufhin, erinnern sich Mitglieder der Grünen Moschee, habe Paul Metzger „versprochen, das Vorhaben zu unterstützen“. Nachdem der OB diese Überlegungen beim Tag der offenen Tür in der Grünen Moschee (Mitte Februar) öffentlich gemacht hatte, habe aber auch der zweite islamische Verein in Bretten, der Islamische Sozial- und Kulturverein Ulu Camii, der auf dem ehemaligen Blusch-Gelände in der westlichen Melanchthonstraße beheimatet ist, Pläne für eine neue Moschee entwerfen lassen – vom Brettener Büro Werner Reinacher.
Der Reinacher-Vorschlag sieht vor, auf dem 5 000 Quadratmeter großen Areal, auf dem einst der Badische Bahnhof stand, ein Gebäude mit Gebetsraum, einem 20 Meter hohen Minarett und einem großen Freizeit- und Unterrichtsbereich im Untergeschoss zu errichten. Daneben Läden, ein Friseursalon und eventuell ein kleines türkisches Lokal. Die Gesamtkosten für die Ulu Camii beziffert Reinacher gegenüber den BNN auf etwa vier Millionen Euro.

Noch liegt laut Kenan Kaykun, Vorsitzender der Ulu Camii, kein Bauantrag seines Vereins vor. Ismail Cetin, eines der rund 100 Mitglieder der Ulu Camii, räumte ein, dass die Planungen des Brettener Architekten „noch etwas zu teuer“ für seinen Verein seien. Die Ulu Camii werde nun versuchen, mit der Grünen Moschee ins Gespräch zu kommen, um vielleicht ein gemeinsames Projekt zu realisieren. Das wünscht sich auch der OB: „Die Stadt sieht Bedarf, dass sich die beiden türkischen Gruppen auf maximal einen Standort einigen“, so Metzger.
Überlegungen für ein gemeinsames Projekt weisen indes die Verantwortlichen der Grünen Moschee zurück: „Ich kann mir kein Zusammengehen mit der Ulu Camii vorstellen“, versichert Mustafa Yigit, „weil die politisch eine ganz andere Ausrichtung als wir haben.“

Das sieht wohl auch der Verfassungsschutz so: „Der Verein Ulu Camii wurde und wird von uns überwacht“, erklärt ein Sprecher des Landesamtes für Verfassungsschutz auf Anfrage.
Für die großen christlichen Kirchen in Bretten ist der Fall eindeutig: Ein Bauvorhaben der Grünen Moschee wird unterstützt, die Ulu Camii sähe man nicht so gerne am Zug. „Wir würden den Fundamentalismus nicht gerne fördern in unserer Stadt“, erklärt etwa Dekanin Gabriele Mannich. Zur Grünen Moschee dagegen habe die evangelische Kirche in Bretten seit gut 20 Jahren „ein gutes Verhältnis“.
Auch der katholische Stadtpfarrer Engelbert Baader lobt den „intensiven und fruchtbaren Dialog“ der Grünen Moschee mit den christlichen Kirchen. Für ihn – wie für Dekanin Mannich – ist Toleranz ein hohes Gut. „Wir erleben manchmal eine gewisse Intoleranz von Seiten des Islam“, sagt Baader. „Aber das bedeutet nicht, dass wir da auch intolerant sind.“

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