Wald so krank wie niemals zuvor

Stuttgart. Fast die Hälfte des Waldes in Baden-Württemberg ist nach dem Waldzustandsbericht 2006 „deutlich geschädigt“. Der Wald habe sich seit dem heißen und trockenen Extremsommer 2003 noch nicht wieder erholt, sagte Agrarminister Peter Hauk (CDU).
Die Kategorie „deutlich geschädigt“ umfasst die Schadstufen zwei bis vier. In der Kategorie zwei sind die Kronen bereits licht, der Stamm ist erkennbar. In Stufe drei sind Teile der Kronen abgestorben, der Stamm ist durchgehend sichtbar; bei Nadelbäumen haben nur noch die jüngsten Triebe Nadeln, Laubbäume tragen nur noch vereinzelte Blätter. In der Stufe vier ist der Baum tot. Rund fünf Prozent des Waldes werden in Kategorie drei und vier eingeordnet.

Die Quote von mehr als 45 Prozent der „geschädigten“ Waldfläche ist laut Bericht gegenüber dem Vorjahreswert gleich geblieben. Damit hat sich das Schadensniveau erstmals nach dem extrem heißen und trockenen Jahr 2003 stabilisiert. Der Anteil der deutlich geschädigten Waldfläche ist bei Buchen mit mehr als 61 Prozent am größten. Bei dieser Baumart hat sich die geschädigte Fläche seit 2001 nahezu verdoppelt. Bei Fichten wurde in diesem Jahr mit 44 Prozent geschädigter Fläche der bislang schlechteste Wert gemessen. Dagegen haben sich der Zustand von Kiefer und Eiche etwas verbessert, weil sie 2006 kaum von Schädlingen belastet wurden und relativ hitzebeständig sind. Die regionalen Schwerpunkte der Waldschäden liegen am Bodensee, am Hochrhein und im Schwarzwald.

Maßnahmen gegen Waldschäden
Es zeige sich, dass der Klimawandel bereits spürbare Auswirkungen auf die Natur habe, so Hauk. Als Maßnahmen gegen die Waldschäden nannte er die Nutzung nachwachsender Rohstoffe bei Bauvorhaben des Landes sowie ein Forschungsprojekt der Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg zu den regionalen Risiken des Klimawandels für den Wald. Zudem seinen Biokraftstoffe als Ersatz für fossile Energieträger zu fördern. Forderungen der Forstkammer Baden-Württemberg, die Kalkung der Wälder weiter im bisherigen Umfang zu bezuschussen, erteilte der Minister eine Absage.

Kalkung der Wälder
Angesichts der Waldschäden hatte die Forstkammer Baden-Württemberg das Land aufgefordert, die Kalkung der Wälder weiter im bisherigen Umfang zu bezuschussen. Waldbesitzer sollen nach Plänen der Landesregierung ab 2007 einen höheren Eigenanteil zahlen. Die Kalkung dürfe nicht nach Haushaltslage erfolgen, betonte der Präsident der Forstkammer, Max Erbgraf zu Königsegg. Die Kalkung verhindere, dass der Waldboden versauere, und verbessere zudem indirekt die Qualität des Grundwassers.

Das Land habe bisher 90 Prozent der anhaltenden Kosten zuzüglich der Mehrwertsteuer für die Kalkung der Böden getragen, erläuterte der Forstkammerpräsident. Nach der von der Landesregierung geplanten Richtlinie sollten die Waldbesitzer vom kommenden Jahr an zusätzlich zu ihrem Eigenanteil von zehn Prozent der Kosten auch die Mehrwertsteuer übernehmen. Die Kosten für die Kalkung der Böden per Helikopter oder Lastkraftwagen liegt nach Angaben der Kammer bei rund 300 Euro je Hektar. Zu Königsegg bezifferte die zusätzliche Belastung für die Waldbesitzer auf rund 60 Euro je Hektar.

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3 Antworten zu Wald so krank wie niemals zuvor

  1. dr sagt:

    Warum wollen Forstkammer und Agrarministerium kranken Wald retten, wenn gesunder Wald – der Rüdtwald in Bretten – abgeholzt werden soll?

    Dieser Zusammenhang erinnert mich an eine besondere Form von Doppelzüngigkeit. Das hat der Rüdtwald nicht verdient.

  2. rt sagt:

    Der Verfasser unter Kommentar 1. hat doch recht. Der gesunde Rüdtwald soll abgeholzt werden.

    Um kranken Wald sorgt man sich bei der Forstkammer sowie im Agrarministerium und ergreift Maßnahmen. Ist das im Vergleich zum Abholzungsvorhaben von gesundem Brettener Rüdtwald nun Blödsinn oder etwas völlig anderes?

    Herr Peter Hauk (CDU) kann die Frage eventuell beantworten.

  3. -an-i sagt:

    Rüdtwald ist (noch)gesund! Na und?

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