Nord-Süd-Konflikt zwischen Bretten und Gondelsheim

Welche Trasse ist besser für den Ersatz des Bahnübergangs? / Baubeginn frühestens in sieben bis acht JahrenGondelsheim (mh). Wo soll er nun hin, der Gondelsheimer Bahnübergang? Darüber ist in den vergangenen Tagen ein Streit zwischen Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger und Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp ausgebrochen. Ersterer befürwortet die Südvariante, die in der bestehenden südlichen Ortseinfahrt von Gondelsheim beginnt, in östlicher Richtung Saalbach sowie Bahnlinie mittels einer Brücke überquert, um dann in die bestehende Straße nach Neibsheim einzumünden. Rupp hingegen spricht sich für die Nordvariante aus. Für diese soll zwischen Gondelsheim und Helmsheim ein neuer Anschluss an die B 35 geschaffen werden. Die Fortführung würde ebenso über eine Brücke erfolgen und dann von der anderen Seite her an die bestehende Straße nach Neibsheim heranführen.Gondelsheims Bürgermeister versteht die Art und Weise der Kritik aus der Melanchthonstadt nicht. „Damit wird in die Souveränität der Gemeinde eingegriffen.“ Das wäre genauso, wie wenn er sich beispielsweise zur geplanten Umgehungsstraße an der Rechbergklinik äußern würde, betonte Rupp. Zudem hätten sowohl der Gondelsheimer Gemeinderat wie auch der Kreistag bereits gleich lautende Beschlüsse pro Nordvariante gefasst. Gondelsheims Rat werde seinen Beschluss in der Sitzung am heutigen Dienstag noch einmal erneuern. Vom Brettener Rat habe er bisher dahingehend noch nichts gehört. Anlass für den Streit ist ein neues Gutachten des Landkreises, bereits das dritte in dieser Sache. Darin werde die Nordvariante als die beste Lösung bezeichnet, so Rupp. Für OB Metzger besitzt dagegen die Südvariante klare Vorteile: „Es wird kein neuer Anschluss an die B 35 benötigt. Die bisher von der Bahnlinie getrennten Gondelsheimer Ortsteile werden auf relativ kurzem Wege miteinander verbunden. Statt einer 350 Meter langen Brücke ist nur eine 100 Meter lange erforderlich.“ Vor allem für Neibsheim bedeute die Nordvariante eine deutliche Verschlechterung, befürchtet Metzger. Der Großteil des Verkehrs am bisherigen Bahnübergang führe in Richtung Bretten und Karlsruhe. Damit wäre eine Nordtrasse mit erheblichen Umwegen verbunden, sagt Brettens Oberbürgermeister. Dem widerspricht Rupp: „Die Verkehrsströme verteilen sich relativ gleichmäßig in Richtung Bretten und in Richtung Bruchsal.“ In Sachen Umweg zitiert er aus einer Fahrzeiterhebung, nach der die Nordumgehung die Fahrt von Neibsheim nach Bretten nur um acht Sekunden verlängere. Auch bei den Kosten gehen die Meinungen auseinander. 15 bis 17 Millionen veranschlagt Metzger für die Nordvariante, elf bis 13 Millionen Euro für die südlichere Trasse. „Beide Varianten kosten nahezu genauso viel“, ist sich Rupp sicher und verweist auf das Gutachten. Denn, und das ist ein weiterer Streitpunkt, für Gondelsheims Bürgermeister ist eine innerörtliche Bahnunterführung zwingend erforderlich, unabhängig von einer südlichen oder nördlichen Trasse. „Der Differenzbetrag ergibt sich dadurch, dass die Unterführung einmal eingerechnet wurde und einmal nicht“, erklärt er. Eine solche Unterführung sei alleine schon aus Gründen der Verkehrssicherheit notwendig. „Dass bisher noch kein Radfahrer oder Fußgänger verletzt wurde, ist fast schon ein Wunder“, macht er deutlich.Jetzt hat aber Oberbürgermeister Metzger deutlich gesagt, er könne mit einer Nordvariante leben, wenn gleichzeitig die innerörtliche und autotaugliche Bahnunterführung komme. „Nichts anderes wollen wir auch“, sagt Rupp. „Auf dieser Grundlage können wir sofort eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen“, führt er weiter aus.Denn nur wenn sich beide Parteien einig sind, können die Gondelsheimer zumindest in sieben bis acht Jahren mit ersten Bautätigkeiten rechnen. Ist das nicht der Fall, droht das Verschieben auf den Sankt-Nimmerleins-Tag und bis dahin stehen die Autos, Fußgänger und Radfahrer weiterhin täglich achteinhalb Stun-den vor dem geschlossenen Bahnübergang.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Gondelsheim, Verkehr abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

12 Antworten zu Nord-Süd-Konflikt zwischen Bretten und Gondelsheim

  1. P.-G. sagt:

    Möglicherweise wartet Metzger schon auf den neuen Landrat, um diesen an einem weiteren Disput, den er sich völlig unberechtigt herausnimmt, teilnehmen zu lassen.

  2. volk.-zer. sagt:

    In dieser Woche wurde im Brettener Gemeinderat eine Planung für die Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs in Diedelsheim vorgestellt.

    Aus Paritätgründen muss auch hier der Gondelsheimer Bürgermeister Rupp – wie Herr Metzger in Gondelsheim – mitreden.

    Ich erwarte, er holt das kollegialerweise noch öffentlich nach.

  3. S. sagt:

    Heute wird sich herausstellen, ob der Brettener Gemeinderat blindlings „die äußerst fragwürdigen Forderungen“ seines Vorsitzenden an die Gemeinde Gondelsheim billigt. Ich kann nur hoffen, daß bei diesem Thema Meinungen im Gremium bestehen werden.

  4. n-Or sagt:

    Wenn sich Brettens OB in Sachen Gondelsheimer Bahnübergang sogar mit den Kosten auseinandersetzt, ist besondere Aufmerksamkeit angebracht. Warum? Weil seine kompletten Brettener Ergebniszahlen in unterschiedlichen Zahlenwerken so aussehen als ob sie überhaupt nicht kalkuliert worden wären. Da lachen ja die Hühner!

  5. wf sagt:

    Brettener Verhältnisse am Gondelsheimer Bahnübergang will keiner. Das augenblickliche Ärgernis ist nicht der geschlossene Bahnübergang, sondern derjenige, welcher ihn durch sein sehr auf äußere Wirkung gerichtetes Imponiergehabe bestehen lassen will. Man kann seine Haltung auch mit Starallüren vergleichen. Eine gescheite kommunale Verkehrspolitik vom OB einer Großen Kreisstadt sieht anders aus. Die von OB Metzger hat ausschließlich eine klassische Geistesverwandtschaft mit der dringenden Sucht nach Innen- und Außenwirkung.

  6. A/P sagt:

    „Anlass für den Streit ist ein neues Gutachten des Landkreises.“ Zunächst besteht der Streit wohl nur zwischen den Herren Metzger und Rupp. Sie allein können jedoch nichts voranbringen. Dazu brauchen sie jeweils ihren Gemeinderat. So scheint es im Vorfeld nachbarliche Uneinigkeit zu geben. Im 3. und 4. Kommentar steht drin, wie alle Probleme gelöst werden können. An die Adresse von Herrn Rupp und Herrn Metzger: Gehen sie im Interesse der Sache aufeinander zu und finden sie mit ihrem Gemeinderat den gemeinsamen Nenner. Der ist doch greifbar nahe.

  7. Polak sagt:

    „und bis dahin stehen die Autos, Fußgänger und Radfahrer weiterhin täglich achteinhalb Stunden vor dem geschlossenen Bahnübergang.“
    Die gleiche zynische und menschenverachtende Politik treibt Metzger auch in Bretten. Es werden Umleitungen über Wohngebiete eingerichtet, künstlich Staus auf Durchfahrtstrassen erzeugt, alternative Verkehrsführungen torpediert, bis der Bürger endlich nach der Lösung ruft, die dem Oberbürgermeister passt. Bis dahin mißachtet der Verwaltungschef die gesetzliche Pflicht der unteren Verkehrsbehörde Bretten, für den Schutz der Anwohner vor Lärm und Abgasen aus dem Straßenverkehr zu sorgen.
    Es gibt zwar ein Verkehrsproblem in Bretten, aber noch ein viel größeres im Rathaus.

  8. b.z. sagt:

    Wie viele Gutachten sollen noch erstellt werden, bis auch OB Metzger endgültig überzeugt werden kann? Sein Gremium hat sich in der Sache bisher noch nicht zu Wort gemeldet. Nun ja, die sind immer etwas später dran.
    Bezahlt Paul Metzger die Kosten für die bisherigen Gutachten aus seinem persönlichen Verfügungsrahmen? Bei Bejahung darf er weitere in Auftrag geben. So viele, wie er will. Eine schöne Gutachtersammlung!

  9. hjb sagt:

    Gemäß dem 3. Kommentar ist alles klar. Sogar für Brettens OB. So läßt sich zusammenreimen, daß der in den BNN ausgetragene „Konflikt“ total überflüssig war. Bitte weiter so zum Wohl der Brettener und Gondelsheimer Bevölkerung und der BNN-Leser-/innen.

  10. Rd sagt:

    „OB Metzger kann mit einer Nordvariante leben, wenn gleichzeitig die innerörtliche und autotaugliche Bahnunterführung kommt.“
    Ja dann ist ja alles klar. Es gibt also gar keinen Konflikt!

  11. OS-T sagt:

    Von Gondelsheim aus redet niemand Herrn Metzger in seine Planungen, beispielsweise Umgehungsstraße an der Rechbergklinik, rein. Er meint, in Gondelsheimer Angelegenheiten mitschwätzen zu müssen. Er findet in Gondelsheim kein Gehör, weil man sich dort bereits richtig entschieden hat.

  12. dr sagt:

    Ein in der Zeitung als „Konflikt“ bezeichneter – jedoch völlig klarer Sachverhalt – wird von Bretten aus in der Person von Herrn Metzger – nicht von den Brettener Bürgern – ausgetragen. Hierin besteht schon ein bemerkenswerter Unterschied. Die einzige Zielrichtung verläuft so, daß Herr Metzger nur öffentliches Aufsehen erzeugt. Warum, das weiß er vielleicht selbst nicht so ganz genau.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert