Waldschäden nehmen zu

Im Südwesten
Forstminister Stächele: Baumsterben keinesfalls beendet

Stuttgart – Das Waldsterben im Südwesten geht weiter. Fast 30 Prozent der Waldfläche von 1,4 Millionen Hektar gelte als „deutlich geschädigt“, fünf Prozent mehr als im zurückliegenden mehrjährigen Durchschnitt, sagte Forstminister Willi Stächele (CDU) am Dienstag bei der Vorstellung der 21. Waldschadensinventur in Stuttgart. Der Zustand der Bäume habe sich erheblich verschlechtert. Für das kommende Jahr erwartet Stächele eine Borkenkäferplage. „Die diesjährige Käferholzmenge von 1,2 Millionen Festmetern wird wohl um ein Vielfaches übertroffen werden“, meinte der Forstminister.

Das in den 70er-Jahren erstmals beobachtete Baumsterben sei in Baden-Württemberg keinesfalls beendet. Betroffen davon seien alle Baumarten und alle Regionen. Die Fläche des gesunden Waldes ist inzwischen auf ein Viertel geschrumpft. Als Hauptursachen für die Schäden gelten die außergewöhnliche Trockenheit in diesem Jahr, der Jahrhundertsommer und der weiterhin hohe Ausstoß von Schadstoffen. Dies habe die Abwehrkräfte der Bäume verringert und die Säurebelastung des Bodens erhöht. Zur Schonung des Waldes forderte Stächele bei der Vorlage des Berichts im Landeskabinett deshalb weitere konsequente Schritte zur Luftreinhaltung und zum Bodenschutz.

Nach Angaben der Forstexperten haben die Bäume auf die Trockenheit und Hitze mit dem Abwurf von Nadeln und Blätter reagiert, um das Verdunsten von Wasser zu verhindern. Dadurch gingen aber Nährelemente verloren, die normalerweise während der Herbstverfärbung aus den Blättern in den Stamm als Reserve verlagert werden. Zudem entwickelte sich der Borkenkäfer im heißen Sommer prächtig. „Die durch Trockenheit, Stürme, Stickstoff- und Sulfateinträge belasteten Wälder haben nur noch wenig Abwehrkräfte, um Schädlingen wie dem Borkenkäfer widerstehen zu können“, berichtete Stächele.

Der Forstminister will die Schäden durch eine weitere Reduktion der Luftschadstoffe bekämpfen. Damit soll auch das Ökosystem Wald stabilisiert und die Trinkwasserqualität gesichert werden. Die privaten Waldbesitzer forderte er auf, die Vitalität der Bäume zu fördern, etwa durch Bodenschutzkalkungen.

Die Forstkammer reagierte auf den Bericht mit Kritik. Er rufe weder bei der Politik noch bei der Öffentlichkeit nennenswerte Reaktionen hervor, sagte Forstkammer-Präsident Erich Bamberger. „Der Patient Wald leidet mehr denn je, dennoch ist die Nachricht über seine Krankheit zur reinen Routinemeldung verkommen“, kritisierte der Chef des Waldbesitzerverbandes.

Die Öffentlichkeit nehme die Annehmlichkeiten des Waldes als Freizeitpark und Schmutzfilter für Luft und Wasser in Anspruch und lasse die Waldbesitzer dann, wenn es um die Behandlungskosten gehe, allein im Regen stehen. Bamberger sagte, der Begriff „Zeitbombe“ stelle den Krankheitszustand des baden-württembergischen Waldes „punktgenau“ dar. Das dicke Ende komme erst: Nach Ansicht der Forstkammer würden die Trockenheitsschäden von 2003 in den Laubwäldern erst im kommenden Jahr deutlich.

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