Die Gräben erscheinen nicht mehr so breit

Von der Chance Sprantals, mit Geld der EU für ein Freilichtmuseum den historischen Ortskern aufzuwerten
Das mit viel Enthusiasmus angedachte Freilichtmuseum in Brettens kleinstem Ortsteil Sprantal scheint noch nicht zu Grabe getragen worden zu sein. Der Widerstand der Betroffenen ist wohl partiell, es finden sich durchaus auch Anhänger einer Initiative für ein Museumsdorf. Auch an der Ortsspitze hat inzwischen offenbar ein Umdenken begonnen. Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger hat noch nicht das Handtuch geworfen.

Die Pläne für die Sanierung und Präsentation eines jetzt zum großen Teil dem Verfall preisgegebenen historischen Ortskerns wird vom Ortsvorsteher und Bewohnern als Chance wahrgenommen, zumal der Verfall der alten Häuser rapide Fortschritte macht und allein mit privaten Mitteln nicht mehr aufzuhalten ist.

Indes: Die Gelder aus Brüssel für ein solches Projekt sind nicht mehr lange abrufbar. „Wir müssen jetzt Nägel mit Köpfen machen, sonst ist das Geld weg “, fordert der Kreis der Museumsbefürworter, der dem Ortsvorsteher Bernd Schäfer aber den Vorwurf macht, sich nicht differenziert zu den Freilichtplänen zu äußern, sondern auch in Interviews so zu tun, als lehne Sprantal die Pläne ab. Den Befürwortern schlägt es freilich auf den Magen, „dass die Chancen nicht gesehen und vielleicht vertan werden“. Über die Alternative zum Freilichtmuseum sind sich jedoch alle einig – Verfall oder Abriss und Bebauung mit Doppel- und Reihenhäusern verändert Sprantal.

Ganz so breit, wie man bisher meinen mochte, scheinen die Gräben allerdings nicht mehr zu sein. Wenn man auch von Seiten der Pro-Museumsdörfler den Aussagen deutlich skeptisch gegenübersteht, so verspricht Ortsvorsteher Bernd Schäfer ein „ausgleichendes Agieren“: „Ich bin gerne bereit, mich für alle Maßnahmen, die zur Erhaltung der historischen Substanz ergriffen werden können, einzusetzen und Überzeugungsarbeit für ein Freilichtmuseum zu leisten. Es wäre unrealistisch, die Chancen nicht zu sehen, die hinter solchen Plänen stecken.“ Letztlich einig sind sich Befürworter und Schäfer auch darin: „Man muss die Leute überzeugen, Vorurteile und Ängste abbauen“.

„Aufklären und informieren“ fordert denn auch die Museumsdorf- Initiative und ärgert sich wieder mal über Schäfer, der nicht gegen die Vorstellungen „von tausenden durch die Schlafzimmer trampelnden Touristen“ angehe.
Schäfer selbst sieht das so: „Die Lebensqualität der Bewohner muss gewährleistet sein. Ich bin der Meinung, wir sollten die Mittel jetzt beantragen und dann sehen, wie und was wir machen können. Wir sollten da anfangen, wo die Not am größten ist.“

Oberbürgermeister Paul Metzger blickt nicht ohne Sorgenfalten auf sein kleinstes Stadtteilkind, über dessen historische Substanz im alten Ortskern das Landesdenkmalamt in einer Studie geradezu ins Schwärmen geraten war und das jetzt die Chance nutzen könnte, mit EU-Mitteln seinen Ortskern im Rahmen eines neuen, baden-württembergischen Freilichtmuseums zu sanieren: „Ich werbe weiter dafür, dass das Dorf seine Chance bekommt und arbeite für die Mittelbereitstellung. Alles ist aber nur effizient, wenn die Bürgerschaft erkennt, dass unser Dorf nachhaltig wertvoller wird.“

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