Der Traum von einer verlässlichen Politik

Viel Kritik beim Abgeordnetentag des Bauernverbandes

Von unserem Mitarbeiter Klaus Müller

Bretten/Bruchsal/Graben-Neudorf. Dass auch Politiker dazulernen können, zeigte sich beim „Abgeordnetentag“ des Kreisbauernverbandes. Wenngleich das „Lernen“ gelegentlich die ein oder andere „Blüte“ zum Vorschein brachte. Stichwort: Ausgleichsflächen. Zunächst ließen sich die Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss (SPD), Axel Fischer und Olav Gutting, beide CDU, die Landtagsabgeordneten Franz Wieser (CDU), Peter Wintruff und seine SPD-Kollegin Regina Schmidt-Kühner über den Flächenverbrauch, samt Ausgleichsmaßnahmen am Beispiel der Gölshausener B-293-Umgehung und der Stadtbahnhaltestelle im dortigen Gewerbegebiet aufklären: Zwölf Hektar hat die Umgehungstrasse an Fläche verbraucht, zuzüglich den 14 Hektar für Ausgleichsflächen, rechnete der Brettener Stadtplaner Ulrich Braun vor. Ausgleichsflächen, die auf Kosten landwirtschaftlicher Flächen entstehen würden. So wird ein Acker beispielsweise zu einer Streuobstwiese.

Die Frage, wer nun die Größe der Ausgleichsflächen festlege, machte dann unter den Abgeordneten die Runde. Und die verblüffende Antwort: Im Landesnaturschutzgesetz gebe es dafür keine exakten Bestimmungen. Die zuständigen Behörden seien letztlich dafür verantwortlich. „Pi-mal-Daumen-Entscheidungen“? Kopfschütteln bei den Politikern und das Versprechen, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen. Später fiel gar das Wort von den „Fuzzis in den Ämtern…“.

Das wiederum brachte den Leiter des Bruchsaler Landwirtschaftsamtes, Helmut Ulm, auf den Plan: „Die Gesetze macht doch ihr Politiker.“ Den Faden nahm der Vorsitzende des Kreisbauernverban-des, Hans Coenen, auf und spann ihn weiter: Unzählige Verordnungen und Gesetze, im Einzelnen kaum nachvollziehbar, erschwerten den Landwirten das Leben.
Ein Lied davon wusste ebenfalls Günther Schwedes vom Leiselbacher Hof in Helmsheim zu singen. Neben Wein- und Getreideanbau betreibt der Landwirt auch Obstanbau. Von einer europaweiten Harmonisierung könne längst nicht die Rede sein. Im Gegenteil. Und das auch wegen der deutschen Alleingänge zu Lasten der heimischen Landwirtschaft. Wie alle Landwirte „träumt“ Schwedes von verlässlichen Vorgaben als Voraussetzungen für längerfristige Investitionen. Das gelte genauso für den Weinbau, schob Weinbauberater Tim Ochsner nach.

Ganz verabschieden von der Lebensmittelproduktion – „weil es sich nicht mehr lohnt“ möchte sich die „Landbau-GbR“, Langental-siedlung Bruchsal. Dabei steht die Kooperation wirtschaftlich gar nicht schlecht da. Vier Landwirte bündeln dort ihre Kräfte – angefangen beim Maschinenpark bis zur Arbeitskraft. Sie wollen nun auf nachwachsende Rohstoffe und Biogas setzen. Möglicherweise ein Markt, allerdings noch subventioniert, mit Zukunft. Etabliert hingegen sind Sonderkulturen wie Spargel. Die praktische Genussprobe machten die Abgeordneten beim abschließenden Spargelessen bei Graben.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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