Proppenvolle Linienbusse am Morgen ärgern die Fahrschüler in und um Bretten
MGB-Chef Fichtner fordert unterschiedliche Anfangszeiten der Brettener Schulen
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Morgens um sieben ist die Welt nicht überall in Ordnung: „Wenn der Bus kommt“, empört sich etwa der zwölfjährige Markus aus Breiten, „kriegt man so gut wie nie einen Sitzplatz.“ Wie dem jungen Realschüler geht es zählreichen Fahrschülern, von denen es allein in der Melanchthonstadt fast 3 000 gibt, wie Gabriele Gauß berichtet. Die für die Brettener Schulen zuständige Sachbearbeiterin der Stadtverwaltung leitet einen Arbeitskreis, der sich mit dem Thema Schülerbeförderung befasst.
Fast 90 Fahrgäste in einem Bus
Und da es mit der Schülerbeförderung in Bretten nicht optimal aussieht, ergriff das Melanchthon-Gymnasium dieser Tage die Initiative, lud Eltern und Vertreter der Transportunternehmen ein und startete den Versuch „Wie sieht ein voller Schulbus aus?“ Insgesamt 84 Schüler und einige Lehrkräfte der Klassenstufen sechs, acht und elf hatte Günther Wurst zusammengetrommelt und ließ die in einen Linienbus steigen. „Wir wollten mal zeigen, wie es Tag für Tag im Schulbusverkehr aussieht“, erläuterte der engagierte Gymnasiallehrer, der es „nicht nachvollziehen“ kann, „warum man morgens nicht einfach mehr Busse einsetzt“. Ins gleiche Horn blasen auch Eltern. Eine Mutter: „Das ist doch kein Zustand. Da sollten sich die Verantwortlichen beim Verkehrsverbund mal Gedanken machen. Schließlich sind Schüler ja auch Kunden.“ Außerdem: „Wenn da morgens eine alte Frau mit einer Einkaufstasche mitfährt, kommt die nie mehr aus dem Bus raus.“ Zudem könnten sich vor allem die kleinsten Fahrgäste nicht richtig festhalten und würden bei Bremsmanövern stolpern.
„Der KVV geht bis an die Grenze“
Die Verärgerung der Eltern und der Schüler kann Peter Mültin, Verkehrsplaner beim Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) nachvollziehen. Indes: „Das ist kein spezielles Brettener Problem, sondern überall im Landkreis Karlsruhe so.“ Der Verkehrsverbund gehe bei seinen Planungen „bis an die Grenze des Machbaren“, erklärt Mültin. „Morgens um sieben und mittags um ein Uhr setzen wir alle verfügbaren Fahrzeuge und Fahrer ein. Aber es kann natürlich zu Engpässen kommen.“ Generell rät der KVV-Planer privaten Fahrgästen, die Busse zum Schulbeginn und- ende zu meiden.
Jürgen Rapp vom Regionalverkehr Südwest (RVS) macht für die mitunter drangvolle Enge in manchem Bus ein anderes Phänomen verantwortlich: „Morgens, wenn es im ersten Schulbus keine Sitzplätze gibt, warten viele Schüler einfach auf den nächsten oder den übernächsten Bus, weil sie nicht stehen wollen.Und der letzte ist dann natürlich rappelvoll.“ Oft würden auch die ausgewiesenen Stehplätze im hinteren Bereich der Busse nicht genutzt, sagt Rapp, was zur Folge habe, dass „sich dann alles an der Tür oder um den Fahrer drängt“. Von ähnlichen Erfahrungen weiß auch Thomas Balmer, Geschäftsführer des Linienbetreibers Woehrle, zu berichten. Für ihn ist „das Problem im Prinzip klar“, und wenn der KVV mehr Busse einsetzen wolle, werde es dafür auch von Seiten der Betreiber Möglichkeiten geben. „Das ist aber dann eine finanzielle Frage.“ Dem stimmt denn auch KW-Planer Mültin zu: „Wir müssten konkret zwischen 7 und 7.30 Uhr zusätzliche Busse anfordern. Das käme uns aber ziemlich teuer.“
Entzerrte Zeiten als Lösung?
Als mögliche Lösung schwebt MGB-Chef Wolfdieter Fichtner („Ich denke, alle Seiten haben heute ihre Standpunkte deutlich machen können“) eine Verschiebung der Schulanfangszeiten vor. Fichtner: „Wenn wir es schaffen würden, dass die anderen Brettener Schulen – außer dem ESG, mit dem wir ja kooperieren – ihren Unterrichtsbeginn um 20 oder 30 Minuten nach hinten oder vor uns verlegen, wären die Busse nicht so voll.“ Aber die Bemühungen, die Situation zu entzerren, bedauert Fichtner, liefen bereits seit über zwei Jahren -bislang ohne Erfolg.
Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :
- Hallenbad mit Pfiff eingeweiht - 1974
- Unterschriften für Rüdtwald - 2003
- Kinder engagieren sich für den Erhalt des Rüdtwaldes - 2003
