Derdingen lehnt Brettener Einkaufszentrum ab

Nowitzki befürchtet deutliche Umsatzeinbußen im Ort
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf

Oberderdingen/Bretten. Die Gemeinde Oberderdingen lehnt das von der Nachbarstadt Bretten geplante Einkaufszentrum auf dem ehemaligen Areal der Firma Kühler-Schmidt ab. Dies beschloss der Gemeinderat am Dienstagabend einstimmig. Als Hauptgrund für diese Haltung nannte Bürgermeister Thomas Nowitzki (CDU) die Befürchtung, dass es bei Realisierung des Projektes in Bretten in den Oberderdinger Geschäften deutliche Umsatzeinbußen gebe.

Wie berichtet, soll auf dem Gelände in der südlichen Pforzheimer Straße in Bretten ein Sondergebiet zur Errichtung eines Einkaufszentrums mit bis zu 10 300 Quadratmetern Verkaufsfläche in fünf Gebäuden ausgewiesen werden. Im Einzelnen sind 2 650 Quadratmeter für Lebensmittel, l 200 Quadratmeter für einen Drogeriemarkt, 2 600 Quadratmeter für Bekleidung, Wäsche und Heimtextilien, l 000 Quadratmeter für Sportbekleidung und geräte sowie 450 Quadratmeter für Schuhe vorgesehen. Bei weiteren l 200 Quadratmetern Verkaufsfläche gibt es zwei Varianten: Entweder mehr Bekleidung oder einen Elektrofach-markt. Die übrige Verkaufsfläche stünde für Shops und eine Zoohandlung zur Verfügung.

In einem für Bretten erstellten Gutachten kommen die Experten der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) Ludwigsburg zu dem Ergebnis, dass es nach Realisierung des Einkaufszentrums in Bretten zu „Umsatzverteilungen“ in den benachbarten Orten kommen könnte – und zwar in Oberderdingen im Segment Lebensmittel von bis zu sieben Prozent und im Bereich Drogeriewaren von bis zu zwölf Prozent. Demzufolge flössen jährlich rund 1,8 Millionen Euro von Kunden aus Oberderdingen nach Bretten.

Für Nowitzki sind diese Zahlen zu niedrig angenommen: Nehme man nämlich die Angaben aus dem 2002 für Oberderdingen erstellten Gutachten der GMA, betrage allein im Lebensmittelbereich der Kaufkraftabfluss aus Oberderdingen nahezu 2,3 Millionen Euro. Und in den „Non-Food-Branchen“ befürchtet der Schultes, dass die meisten kleineren Einzelhandelsgeschäfte und Ladenhandwerker im Ortszentrum bei weiteren Umsatzverlusten in ihrer Existenz gefährdet sein könnten.

Ob die ablehnende Stellungnahme indes Auswirkungen auf das Vorhaben („Da scheint es ja schon konkrete Verträge zwischen der Firma Domos und der Stadt Bretten zu geben“) hat, bezweifelte der Bürgermeister. „Ich rechne nicht damit, dass die Stadt Bretten oder das Regierungspräsidium die Bedenken der Gemeinde Oberderdingen aufnehmen und eine Änderung erfolgt.“

Bedauerlich sei in diesem Zusammenhang, dass der Regionalverband in der Vergangenheit die Aufwertung Oberderdingens als Unterzentrum abgelehnt habe. Nowitzki: „Dadurch haben wir politisch einiges an Gewicht verloren.“
Doch Heulen helfe nicht weiter: „Wir müssen jetzt selbst aktiv werden“. Der Bürgermeister kündigte an, sich nun verstärkt für die „Attraktivierung“ des Standortes einzusetzen, wobei es hauptsächlich um die Stärkung des Ortszentrums gehe. Eine Ansiedlung weiterer „Non-Food“-Verkaufsflächen im Ortszentrum sei angesichts der Planungen in Bretten „geradezu notwendig“, um durch ein attraktiveres Angebot die vorhandene Kaufkraftbindung aus Oberderdingen und seinen Einzugsbereich sichern zu können.

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