Hinterm Trauf

Bretten wächst. Und will weiter wachsen. Dass das Mittelzentrum so kräftig blüht, hat es sicherlich dem konsequenten Ausbau seiner Infrastruktur zu verdanken. Und damit geht die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe Hand in Hand. Ein glückliches Händchen hat dabei OB Paul Metzger gehabt. Nun aber ist er das Opfer seines Erfolgs: Das Bauland geht, ihm aus.

Also wohin wird sich Bretten industriell weiter entwickeln? Metzger hat hinter dem Gölshäuser Industriegebiet den Wald im Auge, den Rüdtwald, der nach seinen Erkundungen keinen „schützenswerten Bestand“ hat, mit Ausnahme des landschaftsprägenden Charakters. Den könnte man über eine kräftige Baumkulisse weiterhin erhalten, auch wenn dann , hinter dem „Potemkinischen“ Waldtrauf die Holzhacker kräftig zulangten und insgesamt 70 Hektar unter die Motorsäge brächten. Widerstand gegen solchen Kahlschlag wehrt Metzger damit ab, dass ja nicht alle Bäume gleichzeitig fallen müssten, dass nur Schritt um Schritt nach dem Bedarf gerodet werde. In der Praxis sieht das anders aus: Ansiedlungswillige Betriebe legen Wert auf schnelles Umsetzen ihrer Pläne. „Heute kaufen, morgen bauen, übermorgen arbeiten“ lautet ihre Devise. Also muss genug erschlossenes Bauland vorgehalten werden. Damit fallen jeweils nicht ein paar Bäume im Rüdtwald, sondern ganze Schläge.

Hätte denn Bretten eine Alternative? Die Grünen -und nicht nur die -sehen sie in der “ Beteiligung an interkommunalen Industriegebieten in der Nachbarschaft. So etwa in Knittlingen oder in Gondelsheim, nachdem schon die Zusammenarbeit mit den anderen Gemeinden im Brettener Raum beim Oberderdinger Industriegebiet nicht zustande gekommen ist.

Diese vier Gemeinden haben auf alter Flehinger Gemarkung ein 40 Hektar großes Industriegebiet in Arbeit. Nur vier, fünf Kilometer davon entfernt will Metzger den Rüdtwald auf, 70 Hektar Fläche nutzen, nachdem er schon die angrenzende Kupferhälde mit 40 Hektar Industrie bebaut hat. Und vom Rüdtwald ebenfalls nur ein paar Kilometer entfernt brütet Knittlingen über eigenen Industrieplänen. Kraichgau: “ Wandern, Wald und Wein“?
Das versteht Bretten so: Schlendern zwischen Betonwänden, Blick auf dünne Waldkulissen und Viertele in Betriebskantinen. Eines jedenfalls wird man in zehn, zwölf Jahren Paul Metzger nicht vorwerfen können: Dass man den Rüdtwald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.

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9 Antworten zu Hinterm Trauf

  1. ralf sagt:

    Dann wurde nach fast neun Jahren auf Brettener Gemarkung Waldboden zu Industrieboden umfunktioniert.

  2. F. M. sagt:

    Bretten, Gondelsheim, Knittlingen, Oberderdingen:
    Metzger, Rupp, Hopp, Nowitzki:
    Jeder nur für sich!

  3. wf sagt:

    Das hat doch etwas mit Engstirnigkeit gemein.

  4. n-z sagt:

    Metzger – derjenige, welcher 6000 Rüdtwald – Unterzeichnern die Stirn geboten hat.

  5. P. L. sagt:

    OB Metzger: Förderer und Gönner der heimischen Wirtschaft! Würde sich auch gut machen. Paßt zu Weihnachten.

  6. Osk. sagt:

    Den Titel im 2. Kommentar wird er gern annehmen. Vorab herzlichen Glückwunsch.

  7. -Fl- sagt:

    Nach beinahe sieben vergangenen Jahren wissen wir es ganz genau: Der Brettener OB hat den Anspruch auf den Titel: Kraichgauer Gewerbe- und Industrie- Beauftragter.

  8. Bor. sagt:

    Die Vergangenheit hat Paul Metzger eingeholt! Fraglich ist, ob er es merkt. Wahrscheinlich nicht.

  9. mm sagt:

    Was wohl der Vorsitzende der Kraichgau-Stromberg Touristik dazu sagt? Wenn er schlau ist, nichts, denn der Artikel bringt es auf den Punkt. Aber wie wir vermuten, wird er dazu etwas sagen….

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