Freiräume für die Gestaltungshoheit

Der Stellungnahme der Stadt zur Fortschreibung des Regionalplans hat der Gemeinderat am Dienstagabend nicht einmütig zugestimmt. Vor allem die Absicht, weitere Industrieansiedlung durch Abholzen des Rüdtwalds zu ermöglichen, schied die Geister. Insgesamt 70 Hektar dieser Waldflüche sollen bis zum Jahr 2015 für die Ansiedlung neuer Betriebe in Anspruch genommen werden können.
Um den landschaftsprägenden Charakter des Waldstücks zu erhalten, soll eine ausreichende Baumkulisse stehen bleiben.
(Siehe den Kommentar „Hinterm Trauf„).

In der Stellungnahme der Stadt zum Regionalplan unterstreicht Bretten seine Rolle und seinen Anspruch als Mittelzentrum. Ein Festhalten am Siedlungszuwachs allein für die Kernstadt Bretten und Gondelsheim lehnt die Stadt ab, da dies schon in der Vergangenheit nicht der Realität entsprochen habe. Dem Planungswillen und der Gestaltungshoheit des Gemeinderats müssten gestaltende Freiräume gesichert werden. Schwerpunkte der Wohnentwicklung sollte künftig die Kernstadt, DiedeIsheim, Gölshausen, Rinklingen und Gondelsheim sein. In Bauerbach, Büchig, Dürrenbüchig, Neibsheim und Ruit sei eine der Bevölkerungsverteilung entsprechende und damit angemessene Entwicklung über die reine Eigenentwicklung hinaus zuzugestehen.

Die Stadt akzeptiert Grünzäsuren zwischen Gondelsheim und Diedelsheim, zwischen Bretten und Ruit, zwischen Bretten und Knittlingen sowie zwischen Rinklingen und Bretten. Bei der Grünzäsur nach Knittlingen sei diese aber in das Schul-, Sport- und Freizeitzentrum hinein ausgedehnt worden. „Um den weiteren Ausbau dieser Einrichtungen nicht zu gefährden, muss diese Grünzäsur wieder zurückgefahren werden“, fordert die Stadt.

Zur Entlastung des“ Stadtgebiets wird eine Querspange von der B 293 zur L 1103 hergestellt, sowie eine Direktanbindung der L 1103 an die B 35 in Höhe des Freibads. Es handle sich dabei um eine Weiterführung der Ortsentlastungsstraße Oberderdingen. Damit würde nicht nur der industrielle Schwerpunkt des Mittelzentrums Bretten (der von derzeit 2 000 Arbeitsplätzen auf 5 000 Arbeitsplätze wachsen soll) sachgerecht an das überregionale Straßennetz angeschlossen, sondern es würden auch die Steilstrecken der Derdinger Straße in Bretten, die in Knittlingen und Großvillars entlastet.

Vor der Beratung der Stellungnahme hatte die CDU-Fraktion um eine Sitzungsunterbrechung gebeten. Danach berichtete Erich Hochberger als deren Sprecher, dass nur der größere Teil seiner Fraktion wegen der Inanspruchnahme des Rüdtwalds zustimmen werde. Heinz Lang als Sprecher der SPD war der Ansicht, dass nur der Rüdtwald für weitere Industrieflächen in Frage komme.

Die Gegenposition bezog Klaus Fanz für die Grünen. In interkommunalen Gewerbegebieten mit Knittlingen und Gondelsheim könnten Alternativen gefunden werden und Fanz warnte eindringlich davor, die Verbindung von der B 35 über die L 1103 zur B 293 allzu sehr auf „Ersatzumgehung“ von Gölshausen zu propagieren. Dies könne bei Geldknappheit die Umgehungspläne in Gefahr bringen.Und ablehnend beurteilte Heidemarie Leins für die Freien Wähler die Pläne im Rüdtwald. Zusätzlich 3 000 Arbeitsplätze seien einem Bevölkerungswachstum von 6 000 gleichzusetzen. „Das ist doch nicht zu realisieren“, fand die Stadträtin.

Ortsvorsteher Manfred Hartmann aus Gölshausen verwies darauf, dass man den Rüdtwald-Plänen nur deshalb zugestimmt habe, weil damit eine „Notumgehung“ des Stadteils verbunden sei. Ortsvorsteher Rolf Wittmann aus Neibsheim machte darauf aufmerksam, dass das Neibsheimer Gremium eine Südumgehung von Gondelsheim verlange und dabei auf die Unterstützung der Stadt hoffe.

Die Stellungnahme wurde schließlich bei einer Gegenstimme und fünf Enthaltungen akzeptiert.

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