Mit 17 Studenten fängt Brettener Uni-Zeit an

BRETTEN. Wenn das Europäische Studienzentrum der Universität von Süd-Queensland (USQ) in Bretten einen solchen Zulauf er lebt, wie sich Gäste beim offiziellen Festakt die Ehre gaben, ist dessen Zukunft gesichert
Von PZ-Redakteur Bruno Knöller
Doch danach sieht es zumindest vorerst noch nicht aus. 17 Fern-Studenten haben sich bisher nach offiziellen Angaben in den künftig 100 vorgesehenen Studiengängen in sechs Fachrichtungen bei der australischen Universität eingeschrieben. Ein Präsenz-Studium in Bretten, das mit 20 Personen beginnen könnte, gibt es vorerst nicht

Auch Botschafter dabei
Oberbürgermeister Paul Metzger freute sich gestern vor etwa 150 geladenenen Personen im Melanchthonhaus unter anderem über die Anwesenheit des ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth und des australischen Botschafters Paul O’Sulivan. In der Gedenkstätte für den größten Sohn der Stadt wird allerdings nicht gebüffelt. Dies soll entweder über Internet, E-Mail oder in speziell eingerichteten Räumen in der Hermann Beuttenmüller-Straße in Bretten geschehen.

In einem vorausgegangenen Pressegespräch informierte Geschäftsführer Martin Steinbüchel (Oberderdingen) darüber, dass das baden-württembergisehe Wissenschaftsministerium in dieser Woche mitgeteilt habe, die Abschlüsse der staatlichen australischen Universität entsprächen den deutschen und würden anerkannt Unter anderem können die Studenten in Medizin, Theologie und Jura Kenntnisse erwerben und alle auch bei uns üblichen Titel wie Magister und Doktor erlangen. Allerdings: Der Fern- und später eventuell der Präsenz-Unterricht wird ausschließlich in Englisch erteilt.
„Es war und ist nicht das Ziel der USQ, einen Campus-Betrieb in Bretten einzurichten“, meinte Oberbürgermeister Paul Metzger auf eine entsprechende Frage der „Pforzheimer Zeitung“. Geschäftsführer Steinbüchel gab allerdings zu, dass es Überlegungen in zwei regionalen Firmen gegeben habe, das Studium der Wirtschaftswissenschaften vor Ort anzubieten. Dies sei gescheitert.

Weltweit verbreitet
USQ-Präsident Professor Dr. Peter Swannell verwies darauf, dass bei der USQ in Australien 5000 Studenten immatrikuliert seien. Hinzu kämen 14 000 Fernstudenten in aller Welt
Lothar Späth, ehemaliger Landeschef und Träger der Bürgermedaille der Stadt Bretten, war als Festredner eingeladen worden, weil er während der Probleme um die Firma Neff als Krisenmanager zur Verfügung gestanden habe. Er übte scharfe Kritik am Bildungssystem hierzulande: „Das deutsche Universitätswesen ist eines der verkrustetsten der Welt. Wir befinden uns nicht mehr in der ersten Gruppe.“ Auf die Frage, ob sich das Brettener Modell bewähre, gebe es eine einfache Antwort: „Ist der Laden gut, kommen die Studenten, ist der Laden schlecht, gehen sie wieder.“

„Hohes Maß an Widerstand“
Beim anschließenden Festakt, der vom Orchester des Brettener Edith- Stein-Gymnasiums umrahmt wurde, bekannte Metzger, dass „ein hohes Maß an Widerstand“ überwunden werden musste: „Wir können nicht schon vorgestern das Flair von Heidelberg haben, wenn wir erst morgen beginnen.“ Es sei ein kleines Wunder, innerhalb eines Jahres Technik und Räume zur Verfügung gestellt zu haben: „Immerhin haben wir schon 17 Studenten. Etwas Neues war immer schwierig.“

„Deutsche verweigerten sich“
Lothar Späth beklagte in seinen Gedanken („ein Festvortrag wird es nicht“) Probleme der Deutschen mit der Innovation: „Wir haben uns die letzten 20 Jahre ein Stück weit verweigert.“ Wir müssten ja sagen zu neuen Technologien. Vor allem der Software- Bereich sei davon betroffen. Er forderte kurze Grund- und lange Weiterbildungszeiten. Seine Überlegung: „Es ist besser wir setzen auf die 88er als auf die 68er-Generation.“
Interessant sei, dass Australier, Neuseeländer, Amerikaner und andere neue Bildungsmöglichkeiten anböten, die Deutschen aber immer noch auf das duale System setzen würden. „Wir brauchen mehr Akademiker“, verlangt der Jenoptik-Chef.

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