Freizeitpark und Internetcafe vorstellbar

Nur ein Jugendlicher kam zur Podiumsdiskussion des Brettener Bürgerarbeitskreises
Gremium forderte stärkere Beteiligung des Nachwuchses an der Kommunalpolitik
Von unserer Mitarbeiterin Tina Kampf
Die Wünsche der Brettener Jugendlichen liegen weitgehend im dunkeln: Was wünschen sie sich in ihrer Stadt, was fehlt ihnen an Möglichkeiten? Jene Fragen wollte der Bürgerarbeitskreis (BAK) bei einer Podiumsdiskussion mit dem Nachwuchs der Stadt klären.
Einladungen an sämtliche weiterführende Schulen wurden verschickt, die Rektoren wiesen ihre Schüler auf die Veranstaltung hin. Doch die Stühle blieben leer – gerade mal ein Jugendlicher folgte der Einladung und kam zur Diskussion mit dem Gremium, das die Interessen der Bürger der Stadt vermitteln will.
Jener Jugendliche brachte dafür „tausend Ideen“ mit, was er sich für seine Heimatstadt so alles wünsche:
Moderne Kultur müsse Bretten bieten, brachte der 18jährige Matthias Ganninger, Schüler des Melanchthon-Gymnasium, seine Vorstellungen auf den Punkt. Ein Internetcafe etwa könne die Jugendlichen in Bretten halten — oder vielleicht auch eine Art Außenstelle des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medientechnologie.

Der Arbeitskreis zeigte sich begeistert: Ein Cafe mit Zugang zum Internet könnte im alten Kino entstehen, überlegten die Mitglieder des Gremiums, welches lediglich beratende Funktionen ausüben kann. Jugendliche wie Erwachsene könnten da Spaß haben, aber auch nebenbei den Umgang mit der modernen Technik erlernen.

Der Anfang war gemacht, die Ideen „purzelten“ durcheinander: Projekte wie der für dieses Jahr ausgelobte Filmpreis müßten her. „Eine Ausschreibung für das Entwickeln von Homepages wäre eine Idee, die Jugendliche ansprechen könnte“, sagte Matthias Ganninger. Jugendliche müßten mehr an der kommunalen Politik beteiligt werden, forderte das Gremium. „Wir sollten den Nachwuchs aber nicht im Gemeinderat verderben lassen“, warnte der BAKler Franz Cizerle.

Die Einkaufsmöglichkeiten müßten verbessert werden – in den Bereichen Kleidung und Technik sei der Bedarf des jungen Publikums nicht gedeckt. „Der Einzelhandel muß endlich sehen, daß nicht die Nachfrage stimmen muß, sondern das Angebot die Voraussetzung ist, etwas zu verkaufen“, sagte Cizerle. „Da fehlen einfach die Produkte für die Masse“, meinte Matthias Ganninger.

Die neun Mitglieder des Arbeitskreises sahen das Problem ähnlich: „Die Leute müssen in die Stadt wollen. Wenn es dafür aber keinen Grund gibt, geht auch nichts“, sagte Egmont Blusch, Vorsitzender des BAK. Ein Schachbrett auf dem Marktplatz könne Besucher anlocken, überlegten die Mitglieder des Kreises. Jugendliche könne man etwa mit einem Skaterturnier in der Innenstadt von der Fahrt nach Karlsruhe abhalten.
Ein schwieriges Unterfangen, denn die Fahrt in die Fächerstadt scheint für viele Jugendliche inzwischen die Voraussetzung zu sein, um Spaß in der Freizeit zu haben. „Die Stadtbahn ist eine Segnung“, versicherte Matthias Ganninger. Schnell und bequem sei man da, wo sich für viele Brettener Jugendliche ohnehin die Freizeit abspielt: Disko, Theater, Kunst und Literatur, Einkaufen und „Leute treffen“ – die Fächerstadt hat’s. Dabei sei er in vielen Bereichen mit seiner Heimatstadt gar nicht so unzufrieden: Cafes und Kneipen etwa gebe es in ausreichender Zahl. Und auch die Sportvereine würden eine Reihe an Möglichkeiten eröffnen.

„Auch da könnte man noch mehr tun“, sagte der jüngste BAKler, der 19jährige Steffen Sauter. In England habe er einen Freizeitpark erlebt, der Jugendlichen nahezu paradiesische Sportmöglichkeiten biete, erzählte der Abiturient des Melanchthon-Gymnasiums. Die Stadt als Träger vereint dort in einer Halle eine große Auswahl an Sportmöglichkeiten. „Da muß man nicht für jede Sportart zu einem Verein gehen, und Schläger und Bälle kann man auch noch leihen“, schwärmte er. Gerade mit so einer Einrichtung könne man Jugendliche seiner Meinung nach an eine Stadt binden.

Bevor nun jedoch einer der Vorschläge in die Tat umgesetzt werden soll, will der BAK einen zweiten Versuch starten, mit dem Nachwuchs ins Gespräch zu kommen. Die Mitglieder des Gremiums wollen den Schülern im Gemeinschaftskundeunterricht erneut die Frage stellen, was ihnen in Bretten fehlt.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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