Zusammenarbeit, die beiden Seiten Nutzen bringt

Projekt von Berufliche Schulen und ESG bewährt sich
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. „Das passt“, sind sich die Schulleiterinnen Barbara Sellin und Dr. Maria Halbritter einig: Seit zwei Jahren besuchen Schüler des Beruflichen Bildungszentrums das Edith-Stein-Gymnasium. Nicht als Schüler, sondern als Betreuer im Ganztagsbetrieb des Gymnasiums. Etwa fünf Jahre Altersunterschied liegen zwischen Betreuern und Betreuten. Die einen, etwa 17 Jahre alt, besuchen das zweijährige Berufskolleg Sozialwesen zum Erwerb der Fachhochschulreife und müssen dabei umfangreiche Praktika ableisten. Die anderen, elf- bis zwölfjährig, brauchen Aufsicht in der unterrichtsfreien Zeit, etwa in den Mittagspausen. Sellin und Halbritter entwickelten gemeinsam die Idee zur Zusammenarbeit, die beiden Seiten Nutzen bringt.
Denn die Schüler des Berufskollegs, die direkt nach der mittleren Reife in zwei Jahren zur Fachhochschulreife geführt werden, müssen eine ungewöhnlich hohe Zahl von Praktikumsstunden in sozialen Institutionen ableisten, etwa Kindergärten, Altenpflegeheimen, Krankenhäusern, Kindertagesstätten – oder auch Schulen.

Der Bedarf für solche Praktikanten ist am ESG vorhanden, spätestens, seit der Ganztagsbetrieb eingeführt wurde. Anders als bei den älteren Schülern muss für die Unterstufenklassen in der unterrichtsfreien Zeit eine Aufsichtsperson anwesend sein. Lehrer werden für den Unterricht gebraucht. Doch rund 50 Eltern haben sich für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt, berichtet Maria Halbritter. Und nun kommen auch die Praktikanten aus den Beruflichen Schulen dazu.
In der Praktikumsphase von November und Dezember übernehmen diese Praktikanten im Gymnasium Teilbereiche des Tagesablaufes und organisatorische Aufgaben wie etwa Gruppenarbeiten, Hausaufgabenkontrollen und Arbeitsgemeinschaften. Im restlichen Schul-Halbjahr arbeiten sie mit an der Entwicklung einer fachlich eigenständigen und qualitativ anspruchsvollen Mittagsbetreuung für die Fünft- und Sechstklässler. Im Arbeitsbereich „Anleitung zum selbstständigen Lernen“ für die Anfangsklassen wirken die Praktikanten zum Beispiel unterstützend durch Abfragen, Einüben und Kontrollieren, individuell oder in kleinen Gruppen.

Barbara Sellin berichtet beispielhaft von der Begeisterung dreier Schülerinnen, die in der Ganztagesbetreuung eingesetzt wurden. Die Kontakte zu Kindern, Lehrkräften und Eltern, mit denen sie wie in einem Kommunikationsnetz zusammen arbeiteten, seien sehr positiv empfunden worden. „Alle Praktikantinnen fühlten sich in den schulischen Ablauf integriert, konnten bei Planung und Durchführung mitarbeiten und waren mit großer Freude, Interesse und Engagement dabei.“ Damit habe das Praktikum zum gewünschten Ziel geführt: Die Schülerinnen haben ihre Eignung für einen sozialen Beruf überprüft, sozialpädagogische Fähigkeiten erprobt und Arbeitsmethoden und Konzepte kennen gelernt.
Gerade der Rollenwechsel bereite seinen Schülern Spaß, berichtet Gerd Heilig, Abteilungsleiter an den Beruflichen Schulen. Eben selbst noch Schüler, stehen sie plötzlich als Lehrer vor der Klasse und tragen Verantwortung. Und müssen sich durchsetzen. „Jeder Schüler testet erst einmal, wie weit er gehen kann. Da gibt es schon auch Konflikte. Aber das sind Lernprozesse. Das gehört dazu“, sagt Heilig.

Und auch ESG-Leiterin Halbritter ist voll des Lobes: Nicht nur bei der Betreuung in der Mittagspause brächten die Praktikanten eine Entlastung. Als Assistenten leisteten sie wertvolle Hilfe im Unterricht. „Das ist prima im Sport oder der Bildenden Kunst. Aber auch in der Schulbibliothek oder bei Exkursionen sind sie eine wertvolle Hilfe.“ Kein Wunder, dass die Chefin des Gymnasiums diese Zusammenarbeit weiterführen und ausbauen möchte.

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