Weil Zuschüsse ausbleiben
Nächstes Jahr könnte der Streckenumbau beginnen
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Th. Baier
Bei der geplanten Stadtbahn Bretten-Karlsruhe tut sich ein gewaltiges Finanzierungsloch auf. War man im Brettener Rathaus bei den bisherigen Kalkulationen davon ausgegangen, daß die neuen Elektro-Triebwagen genauso wie der Umbau der Bahnstrecke von Karlsruhe nach Bretten zum größten Teil von Bund und Land bezahlt würden, stellt man jetzt fest, so erklärte OB Paul Metzger, daß die beteiligten Kommunen das rollende Material aus eigener Tasche bezahlen müssen. Nach dem derzeitigen Stand der Verhandlungen sind Bretten und Walzbachtal gemeinsam für den Kauf von zwei Triebwagengarnituren zuständig. Dies bedeutet, daß sie zusammen sieben Millionen Mark zusätzlich aufbringen müssen. Der Brettener Gemeinderat wird sich am kommenden Montag anläßlich der Vorlage -eines Sachstandsberichtes über die Stadtbahn mit dieser Angelegenheit befassen.
Insgesamt werden für die Stadtbahn Bretten–Karlsruhe zehn Fahrzeuggarnituren für zusammen 35 Millionen Mark benötigt. Acht Züge, von denen jeder 140 Personen aufnehmen kann, werden für den normalen Fahrbetrieb gebraucht, zwei weitere für Reparaturen und Wartungsarbeiten in Reserve gehalten. Die Züge sind mit einem Stückpreis von dreieinhalb Millionen Mark auch deshalb so teuer, weil die elektrische Anlage auf die zwei unterschiedlichen Stromsysteme von Straßenbahn und Bundesbahn ausgelegt sein muß.
Als unmittelbare Nutznieser der neuen Bahn müssen Bretten und Walzbachtal zwei Züge für sieben Millionen Mark bezahlen. Die restlichen acht sollen von Karlsruhe und vom Landkreis gekauft werden. Zuschüsse gibt es für diese Investition nicht. Dagegen beteiligen sich Bund
und Land mit einem 85prozentigen Zuschuß am Umbau der Kraichgaubahn. Nach Berechnungen der Planer sind für die Umrüstung der knapp 30 Kilometer langen Strecke 55 bis 60 Millionen Mark erforderlich, um die elektrische Oberleitung zu installieren und die nötigen Verbindungsgleise zwischen Bundesbahn- und Straßenbahnschienen zu bauen.
Nach den jetzt vorliegenden Schätzungen wird sich bei den Betriebskosten ein jährliches Defizit von bis zu 650 000 Mark ergeben, das nicht durch Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf gedeckt ist.
Vorausgesetzt, alle Beteiligten einigen sich bald, wie die Kosten der Stadtbahn verteilt werden, können die Triebwagen Ende dieses Jahres bestellt werden. Ab 1989 könnte mit den Bauarbeiten an den Gleis-Überleitungen, der Haltestellen und der elektrischen Oberleitung begonnen werden. Und 1991 könnte, wenn alles klappt, der erste Stadtbahnzug von Karlsruhe nach Bretten fahren.
Die Fahrzeit von Bretten bis zum Karlsruher Europaplatz wird unter 40 Minuten liegen. Geplant ist, daß die Züge zwischen 5 und 24 Uhr im Stundentakt verkehren, in den Spitzenzeiten sollen zwei Anschlüsse stündlich vorgesehen werden. Angenommen wird eine Zahl von täglich 2 800 Fahrgästen. In Bretten-Kernstadt werden vier Haltepunkte vorgesehen, dazu weitere Zusteigemöglichkeiten in Rinklingen/Diedels-heim und in Dürrenbüchig.
Wie die Finanzierungslücke für den Kauf der Stadtbahnwagen zu schließen ist, ist noch nicht endgültig geklärt. Jedoch erwägt man im Brettener Rathaus, auch die Umlandgemeinden in die Pflicht zu nehmen. Dies gilt insbesondere für den Bereich des Zubringerdienstes.