Natürlich kriegt man nichts umsonst

Wie hoch ist Brettens Beitrag zu den Stadtbahn-Kosten?
Starke Worte des Landrats an die Kommunalpolitiker / InformationsVeranstaltung
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Th. Baier

„Überlegen Sie, welche Jahrhundertchance sich für Bretten hier auftut. Sie sollten diese Chance nutzen, aus dem Verkehrsschatten herauszukommen“, rief Landrat Dr. Bernhard Ditteney den Brettener Kommunalpolitikern in einer Versammlung zu, die die drei CDU-Kreisräte Helmut Wirth, Hans-Peter Willy und Jörg Biermann zum Thema Stadtbahn im „Simmelturm“ organisiert hatten.
Der Landrat, der Leiter der Karlsruher Verkehrsbetriebe, Dieter Ludwig und der stellvertretende Bürgermeister von Eggenstein-Leopoldshafen, Günter Karst, priesen in der sehr gut besuchten Versammlung die Vorzüge, die die Stadtbahn bringen werde.
Allerdings, dies richtete der Landrat besonders an die anwesenden Stadträte und den Oberbürgermeister, müsse die Stadt Bretten auch ihren finanziellen Anteil leisten. „Wir werden nach der Sommerpause im Kreistag unseren Beitrag zur Stadtbahn beschließen. Wir haben Geld dafür zurückgelegt. Also sehen Sie zu, daß Sie das Geld ebenfalls aufbringen“, forderte Dr. Ditteney die Verantwortlichen in Bretten auf. „Es macht mir niemand vor, daß Sie nicht in der Lage sind, über drei Jahre insgesamt sechs Millionen Mark aufzubringen“.
Der Karlsruher Nahverkehrsexperte Dieter Ludwig kam ebenfalls auf die finanziellen Konsequenzen: „Daß die Stadtbahn eine gute Sache ist, steht außer Frage. Aber natürlich kriegt man auf dieser Welt nichts umsonst.“
Die Meinungsbildung in seiner Fraktion sei noch nicht abgeschlossen, erklärte Erich Hochberger, CDU-Chef im Gemeinderat. Er meinte, mit Blick auf die Zukunft machten die erforderlichen Investitionen weniger Sorgen als das zu erwartende jährliche Defizit. Denn zu den geschätzten 500 000 bis 600 000 Mark im Jahr kämen auch noch die Kosten für das dazugehörende Bus-System. Und man wisse nicht, wie sich diese Zahlen künftig entwickeln. Der Landkreis, so forderte Hochberger, müsse Bretten bei der Finanzierung des Defizits unter die Arme greifen.
Grundsätzliche Zustimmung zur Stadtbahn drückte auch Oberbürgermeister Metzger aus. „Unser Problem ist die Finanzierung“. Zu finanzieren seien zwei Millionen Mark jährlich auf drei Jahre. Die mittelfristige Finanzplanung der Stadt, stelle aber nur 250 000 Mark bereit. „Es gibt Zeiten, da kommt alles zusammen“, klagte der Oberbürgermeister und zählte auf: „Stadtbahn, Umwelt, Wünsche der Bürger, Umstrukturierung der Betriebe – wir investieren momentan nicht in das Wünschenswerte, sondern in das Überlebensnotwendige.“
„Es muß möglich sein und es wird möglich sein, daß Bretten das finanziert“, erklärte Landrat Dr. Ditteney dazu. Paul Metzger entgegnete: „Mein Problem ist, daß wir unsere gesamte mittelfristige Finanzplanung auf den Kopf stellen müssen.“
Bretten sei nicht mit Gemeinden im Rheintal oder im Albtal vergleichbar, es sei viel weniger finanzstark, gab MdL Franz Wieser zu bedenken. Deshalb müsse es andere Finanzierungsmodelle geben, um die gleiche Belastung pro Kopf der Bevölkerung zu erreichen.
Als „Gesamtsystem, bei dem man alles optimal machen muß“ schilderte der Karlsruher Experte Dieter Ludwig den öffentlichen Nahverkehr. Es sei wichtig, daß man von Bretten direkt ohne Umsteigen nach Karlsruhe Innenstadt gelangen kann, daß es auch in Bretten mehrere Haltepunkte gibt, daß bequeme und schnelle Fahrzeuge eingesetzt werden, daß die Fahrpläne leicht zu merken sind und die Tarife in ein einfach merkbares System passen. Dazu gehöre schließlich noch ein begleitendes, exakt abgestimmtes Omnibusliniennetz. Man brauche Parkplätze, Fahrradabstellplätze. „Das alles gibt ein geschlossenes System, das weit mehr ist als nur die Straßenbahn, die alle halbe Stunde rausfährt.“
Das Verfahren für die Stadtbahn Bretten-Karlsruhe ist, so Ludwig, soweit entwickelt, daß, wenn auch Bretten seinen Beitrag leistet und den Vertrag unterschreibt, die Triebwagen bestellt werden können. Deren Lieferfrist beträgt zwei Jahre. Und in dieser Zeit kann die Strecke mit Oberleitung, den Haltestellen, mit Signalen und Rampen versehen werden. Die Züge sollen stündlich im festen Zeittakt fahren. Zu Spitzenzeiten werden sie alle 30 Minuten verkehren, und auch um 22 Uhr soll es noch Fahrmöglichkeiten geben. Unabhängig davon wird die Bundesbahn ihre modernen Dieseltriebwagen zwischen Heilbronn und Karlsruhe als Eilzüge fahren lassen, die aber auch Stadtbahnhaltestellen benutzen können.

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Eine Antwort zu Natürlich kriegt man nichts umsonst

  1. mm sagt:

    klingt mir aber nicht so, als sei der sich heute gerne als Hauptakteur präsentierende Metzger von der Stadtbahn überzeugt gewesen ?!

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