Stadtbahn wurde bereits greifbare Wirklichkeit

Region Karlsruhe als Verkehrseinheit bewertet
Auch Brettener Umlandgemeinden bekunden Interesse an einem Taktverkehr nach Karlsruhe.
Von unserem Redaktionsmitglied Karl Banghard

Bretten. „Wir haben die Stadtbahn von Karlsruhe nach Bretten nicht nur im Visier, sie ist inzwischen greifbare Wirklichkeit“, so leitete Verkehrsdirektor Dieter Ludwig gestern im Brettener Rathaus sein Plädoyer für die Direktverbindung im Taktverkehr von der alten badischen Residenz zur früheren badischen Amts Stadt Bretten ein. Stimmen gegen das Gemeinschaftsprojekt von Bundesbahn, Stadtwerke Karlsruhe, Landkreis und den tangierten Städten und Gemeinden waren in der von Landrat Dr. Bernhard Ditteney einberufenen Gesprächsrunde nicht zu vernehmen.

Alle Sprecher waren sich darin einig, daß sowohl die Einrichtung der Strecke als auch die Ausstattung mit Fahrzeugen finanziell keine Probleme aufwerfen werde. Noch offen ist die Finanzierung der Betriebskosten, fcumal niemand eine Kostendeckung für möglich hält. Die Gemeinden erwarten möglichst bald erste Berechnungen, um den Meinungsbildungsprozeß bei Gemeinderäten und. Bürgern in Gang zu bringen.
Zum Antriebskonzept erklärte Ludwig, bis Ende des Jahres soll ein Wagen umgerüstet sein. Auch diese zweite Modellstudie werde von Bonn finanziert, wie überhaupt der Planung von Karlsruhe nach Bretten bundesweit eine eminente Bedeutung beikomme. Die Region Karlsruhe müsse als eine Verkehrseinheit gesehen werden, wobei der Bus neben der Bahn stehen müsse. Nur so habe der „krebskranke Moloch öffentlicher Personennahverkehr“ in Zukunft noch eine Chance.
Bundesbahndirektor Emmerich. meinte ebenfalls, eine enge Zusammenarbeit der Verkehrsträger sei nützlich, beide Trümpfe müßten in einen Topf. Die Bundesbahn sei gezwungen, den Nahverkehr attraktiver zu machen, um die Verlustquoten abzusenken. Unerläßlich sei die Verknüpfung mit dem Fernverkehr. Emmerich versicherte, die Bundesbahn wolle sich keineswegs aus diesem Bereich zurückziehen, sie wolle präsent bleiben mit anderen Mitteln. Die Reisegeschwindigkeit einschließlich Halt gab er mit 40 Stundenkilometern an, was ein Pkw im Berufsverkehr durch den Stau in Pfinztal nie erreichen könne.
Landrat Dr. Ditteney unterstrich erneut die Vorteile einer ungebrochenen Verbindung, der Verkürzung der Reisezeit und des verbesserten Angebots durch mehr Fahrten. Den Bedenken, aus Bretten flösse Kaufkraft nach Karlsruhe ab, trat er mit dem Beispiel Ettlingen entgegen.
Pfinztals Bürgermeister Gerhard Mußgnug erklärte, daß auch für seine Gemeinde trotz aller Bemühungen der Nahverkehr noch nicht attraktiv genug sei. Die Stadtbahn könne nach seiner Meinung der große Renner werden. Jedoch würde die vorgesehene Konzeption – Anschluß durch eine Stichbahn – nicht alle Probleme lösen. Hand in Hand mit diesen Planungen müsse daher der Straßenbau gehen. Mit der neuen Konzeption sollte sich auch der seitherige Finanzierungsmodus in seiner Gemeinde ändern. ! Wiederholt gefordert wurde das Park-and-ride-System, u. a. in Pfinztal und in Bretten. Zunächst enden die Planungen unmißverständlich in Bretten, weil hier von fünf Fahrgästen ab Karlsruhe vier ihre Fahrt beenden. Durchaus positiv sprachen sich die Bürgermeister des Mittelbereichs Bretten zur Stadtbahn aus.
Brettens Oberbürgermeister Alfred Leicht befürwortete die Stadtbahninitiativen und versicherte, daß sich das Mittelzentrum seiner Aufgabe bewußt sei. Entscheidend sind nach Leichts Auffassung ausschließlich die Betriebskosten.
Bürgermeister Siegbert Heckmann, Walzbachtal, plädierte dafür, den Schülerverkehr einzubeziehen. Für seine Gemeinde bedeutet dies eine Verbindung zum Schulzentrum in Berghausen und in Bretten. Andere Kraichgau-Bürgermeister erblickten in der Verbesserung des Nahverkehrs eine Chance für den Fremdenverkehr (siehe auch Kommentar).

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