Bleibt Kraichgaubahn auch Nahverkehrs-Schiene?

Unterschiedliche Experten-Meinungen für Kraichgau-Nahverkehrskonzept:
Information in Bretten/ Enzkreis bei Konzept mitbeteiligt

(StB). Welche Rolle spielt die Kraichgaubahn, die Bahnlinie zwischen Karlsruhe und Eppingen, beim zukünftigen Nahverkehrskonzept des Mittelbereichs Bretten? So lautete eine der Kernfragen bei der Information und Diskussion über das Nahverkehrskonzept im südlichen Kraichgau, in dem Vertreter der Bahn, der Busunternehmen, der Brettener Stadtplanung und der Landratsämter Karlsruhe und Enzkreis über die weitere Vorgehens weise informierten und diskutierten. Klar war man sich nur darüber: Wenn die Stadtbahn von Bretten nach Karlsruhe läuft, muß ein funktionierendes System des öffentlichen Personennahverkehrs auch die gesamte Region günstig mit Bretten und damit Karlsruhe anbinden, gefragt sind auch Verbindungen hinüber in den Enzkreis. Als Ziel gilt, die derzeit neun Prozent am Gesamtverkehrsaufkommen, die Bus und Bahn fahren, auf zwölf Prozent zu steigern. Unterschiedliche Ansichten traten auch bei der Frage derFinanzierung des Konzepts zu läge.

Eine entscheidende Rolle spielt nach Ansicht des Brettener Stadtplanungsamts die Frage nach der zukünftigen Funktion der Kraichgaubahn für die Neuordnung des Öffentlichen Personennahverkehrs in Bretten und in der Region. Einigkeit besteht nur darüber, daß der Eilzugverkehr zwischen Karlsruhe, Bretten, Eppingen und Heilbronn verbessert werden soll, die Stadtbahn nach Bretten tut ihr übriges, um bessere-Anbindungen nach Karlsruhe zu erreichen. Während aber das Landratsamt Karlsruhe und die Busunternehmen den Nahverkehr in Richtung Eppingen vollkommen von der Schiene auf den Bus verlegen wollen, will sich Bretten die Option freihalten, auch zukünftig Nahverkehr in Richtung Eppingen über die Schiene abzuwickeln. Dies insbesondere im Hinblick darauf, daß 1995 der Vertrag zwischen Bundesbahn und Land Baden-Württemberg über die Kraichgaubahn ausläuft.
Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger berichtete von Initiativen im Landtag die dieser Bahnstrecke zukünftig eine große Bedeutung beimessen, zweispuriger Ausbau ist angedacht, eine neue Westost-Verbindung in die fünf neuen Bundesländer. Verstärkte Aktivitäten, auch was den Nahverkehr angeht, kommen für die Kraichgaubahn von der Bundesbahndirektion Karlsruhe: Vertreter H. Wick stellte mehrere Alternativen einer Einbindung der Kraichgaubahn ins Brettener ÖPNV-Konzept vor.
Gute Taktzeiten machten zwar den Nahverkehr auf der Schiene attraktiver, so Brettens Stadtplaner Uli Braun, der Zug müsse allerdings auch den Bahnhof Bretten und die Halte im Sportzentrum und in der Stadtmitte bedienen. Optimal sei eine Verbindung bis Bruchsal — Braun brachte das Stichwort „Kraichgauver-bund“ Eppingen-Bretten-Bruchsal ins Spiel -, um dort Anschluß an den Interre-gio zu erhalten.
Brauns langfristige Perspektive: Auf Gleisen der Bahn eine zweite Stadtbahnlinie in Richtung Gondelsheim und Bruchsal.
Im Gegensatz zu den Fachleuten im Landratsamt Karlsruhe, die immer wieder einen bedarfsorientierten ÖPNV im Kraichgau fordern, ist die Strategie aus Bretten „klar angebotsorientiert“. Nur durch ein attraktives Angebot auf Bus und Schiene könne es gelingen, die Leute dazu bewegen, vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen, nur so ließen sich die zusätzlichen Ausgaben für den ÖPNV auch rechtfertigen. Auf die Realisierung des 1989 vorgelegten Gutachtens über den ÖPNV im Mittelbereich Bretten, drängt das Amt für Nahverkehr und Wirtschaft des Landratsamts Karlsruhe, dabei soll der Schienen-Personennahverkehr in Richtung Eppingen wegfallen eine Busschleife soll Sulzfeld, Flehingen, Oberderdingen und Bretten verbinden, eine zweite Linie soll die Aufgabe der Schiene übernehmen und Flehingen, Bauerbach und Bretten anfahren. Dagegen steht die Forderung der Gemeinden Sulzfeld, Zaisenhausen, der RVS, der Firma Wöhrle und der Stadt Bretten auf eine durchgängige Verbindung zwischen Sulzfeld, Zaisenhausen, Flehingen, Bauerbach und Bretten. Klar waren sich sowohl die Experten wie auch die Mitglieder des Ausschusses für Technik und Umwelt des Brettener Gemeinderats darüber, daß ein öffentlicher Personennahverkehr nie kostendeckend arbeiten könne Allerdings sollten nach Meinung der Busunternehmer 80 Prozent der auf 3,6 Million DM Kosten geschätzten Busverbindungen durch Fahrgeld in die Kasse fließen. Ver-gleichsweise niedrig habe man auch das Ziel angesetzt, den Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehrsaufkommen von neun auf zwölf Prozent zu steigern mahnte Brettens OB Metzger vor Euphorie: Dagegen stünden Zahlen, die eine 40-prozentige Steigerung des Indivitual-verkehrs bis zum Jahre 2010 erwarten liesen.
Endgültige Entscheidungen wurden am vergangenen Dienstag abend in Bretten nicht getroffen: Nach dieser Information sollen jetzt die Ortschaftsräte Brettens und die Gemeinden im Umland gehört werden, bevor eine abschließende Stellungnahme abgegeben werden kann. Die Zeit drängt: In 15 Monaten soll die S-Bahnverbindung nach Karlsruhe von Bretten aus laufen: In den Stoßzeiten im Halbstundentakt, ansonsten stündlich. Damit nicht nur Bretten dadurch favorisiert ist, muß ein funktionierendes Zubringersystem auch das Umland einbinden. An diesen Kosten, darüber ist man sich in Bretten einig, müsse sich auch der Landkreis beteiligen.

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