Leserbrief : Zu Universitätshochburgen aufmöbeln

Als Naturwissenschaftler und langjähriger Dozent an einer Karlsruher Hochschule finde ich es aberwitzig, wie der Übermut kommunaler Politiker kleine Städte zu Universitätshochburgen aufmöbeln will. Und das Ganze noch unter dem vermeintlichen Akzent, alles würde privat finanziert werden.

Wir erinnern uns an Bruchsal und die Reaktion des Rektors der Universität Karlsruhe, der fassungslos in leere, aber dafür von Steuergeldern finanzierte Hörsäle schaute – und aus verständlicher Wut seinen Rücktritt erklärte. Zurückgetreten ist er auch, weil keine öffentlichen Gelder zur Verfügung standen, um wichtige Reparaturen und Modernisierungen durchführen zu können. Spätestens dann wird es lächerlich, wenn das Ortsschild von Ruit oderDürrenbüchig den Zusatz „Universitätsstadt“ trägt.
Es ist witzig, große Unternehmen fusionieren, Sendeanstalten werden konzentriert, öffentliche Einrichtungen zentralisiert – all das unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit. Und ausgerechnete in der Nachbarschaft von Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart, Pforzheim meint man, jedes „Dorf“ müsste jetzt seine „Universität“ haben ( Schon eine einzige Gemeinderatssitzung zu diesem Thema ist Verschwendung – mir treibt es die Zornesröte ins Gesicht und ich warte auf den Tag, an dem sich jeder Gemeindevorstand Honorar-Professor nennen darf.

Dr. rer. nat. Helfried Urban
Albrecht-Dürer-Str. 36
7 5015 Bretten

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4 Antworten zu Leserbrief : Zu Universitätshochburgen aufmöbeln

  1. Matz sagt:

    Tja, der Erzeuger dieser universitären Fata Morgana, der „kleine“ P.M. (der große, Philipp Melanchthon, wäre auf so einen Schwachsinn nie gekommen), ist heute im Ruhestand und zwar mit einer Pension, die jeden Universitätsrektor vor Neid erblassen läßt!
    Den Scherbenhaufen in Form von Millionen-Schulden und Verbindlichkeiten, dürfen die Dorfbewohner aufbringen, die vielleicht doch den „kleinen“ mit dem großen P.M. verwechselt hatten?!

  2. mm sagt:

    nicht ganz, sehr geehrter ed./La.! An den Schulden, die diese „Bildungseinrichtungen“ hinterlassen haben, werden wir noch eine ganze Weile „erledigen“!

  3. ed./La. sagt:

    Nach zehn Jahren haben sich die (universitären) Einrichtungen in Bruchsal und Bretten selbst erlegt.

  4. mm sagt:

    zum großen Bedauern des „Gemeindevorstandes“ hat dieser knapp den Honorar-Professor-Status verpasst. Dafür ist er jetzt allerdings Präsident!!

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