Grabenkämpfe zwischen Strom- und Heuchelberg

Von Thomas Dorn
Lauffen ist bereits vorgeprescht: Steigt das Zabergäu aus der TG Kraichgau-Stromberg aus?

Dem Verein Kraichgau-Stromberg-Tourismus (KST) droht ein herber Schlag. Es sieht ganz so aus, als würden die meisten Zabergäu-Gemeinden die Touristikgemeinschaft verlassen. Die Stadt Lauffen ist bereits vorgeprescht. Sie hat die Mitgliedschaft klammheimlich aufgekündigt.
Für Lauffens Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger, der die Kündigung schon im Sommer nichtöffentlich mit den Fraktionsvorsitzenden seines Gemeinderats abgestimmt hat, ein logischer Schritt. Denn mittlerweile wurde im Landkreis Heilbronn die Touristikgemeinschaft Heilbronner Land gegründet. „Die passt viel besser zu uns“, sagt Waldenberger. Zum KST sei die Neckarkommune nur „der Not gehorchend“ gegangen – weil es nichts anderes gab. „Aber das hat nie gut funktioniert“, so Waldenberger. „Das ist eine andere Baustelle in Bretten.“

In Bretten hat der KST nicht nur seine Geschäftsstelle, Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger ist auch sein Vorsitzender. Er ist auf den Heilbronner Landrat Detlef Piepenburg und die TG Heilbronner Land nicht gut zu sprechen. Er habe „kein Verständnis“, wenn der „Landschaftstourismus aufgegeben“ werde und stattdessen Organisationen gegründet würden, denen Verwaltungsgrenzen zugrunde gelegt seien. Für ihn ist das Heilbronner Land eine „künstliche Marke“.

Ein Austritt der Zabergäu-Gemeinden wäre für ihn ein schwerer Verlust. „Wir würden einen wichtigen Teil unseres Gebiets verlieren“, sagt Metzger. Doch genau das könnte passieren. Nordheims Bürgermeister Volker Schiek, Vorsitzender des Vereins Neckar-Zaber-Tourismus, in dem die Zabergäu-Kommunen ebenfalls organisiert sind, hat Metzger kürzlich einen Brief geschrieben. „Ich habe ihm gesagt, dass – wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist – über kurz oder lang einige oder alle Zabergäugemeinden austreten werden.“

Dabei geht es auch ums Geld. Bekannt ist, dass etliche Bürgermeister einen Verbleib im KST von einer Absenkung der Mitgliedsbeiträge abhängig machen. Wobei die Summen eher gering sind: Bisher bezahlen die Gemeinden 50 Cent je Einwohner sowie vier Euro je Gästebett. Im Falle Nordheims etwa geht es um knapp 4000 Euro pro Jahr. In der TG Heilbronner Land zahlen die Gemeinden in den ersten fünf Jahren nur 10 Cent pro Einwohner – weil der Landkreis die Kommunen bezuschusst.

Paul Metzger kann und will eine Ermäßigung trotzdem nicht zusagen. „Wir sind eine Solidargemeinschaft, wir müssen die Umlage erheben.“

Vor diesem Hintergrund dürfte das anberaumte Gespräch, zu dem sich Metzger und die Bürgermeister von Nordheim, Brackenheim, Cleebronn, Güglingen, Pfaffenhofen und Zaberfeld in etwa zwei Wochen treffen wollen, wenig Aussicht auf Erfolg haben. Nach den zuvor in den Gemeinderäten geführten Diskussionen spricht viel dafür, dass die meisten Gemeinden auf Ende 2007 kündigen werden.

Zaberfeld gehört allerdings nicht dazu. „Wir waren bis jetzt nicht unzufrieden“, sagt Bürgermeister Thilo Michler, „und wir sind hier ja auch Stromberg pur.“ Ein Austritt ist für ihn vorerst kein Thema. Zumal sich seine Gemeinde derzeit um die Einrichtung des neuen Naturparkzentrums Stromberg-Heuchelberg bewirbt. Es könnte an der Ehmetsklinge stehen.

Volker Schiek denkt indes schon weiter. Zwei TG’s, die, jede für sich, dieselbe Arbeit machen? „Vielleicht könnte man beide ja zusammenkriegen.“ Aber dazu müsse man sich mal „in Ruhe hinsetzen“.

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7 Antworten zu Grabenkämpfe zwischen Strom- und Heuchelberg

  1. ghg sagt:

    Die Frage im Kommentar 6. Autor mm ist eindeutig zu verneinen!
    Der Spruch, auf den sich „Dummheit“ bezieht, heißt doch sinngemäß: Gegen Dummheit (nicht Sturheit) kämpfen Götter selbst vergebens. Es lag mir fern, den Autor mm mit der Schreibweise von Dummheit irgendwie in Verbindung zu bringen. Ich hoffe, seine Frage ist damit beantwortet und restlos geklärt.

  2. mm sagt:

    ist wohl eine Anspielung ??

  3. ghg sagt:

    In meinem obigen Kommentar ist mir ein Schreibfehler unterlaufen: Es muß natürlich Sturheit, nicht „Sturrheit“ heißen. Das kam wohl daher, weil ich richtiger- und ersatzweise an „Dummheit“ gedacht habe, was mit mm geschrieben wird.

  4. Polak sagt:

    „Es gibt kein tiefer empfundenes Gefühl als Selbstmitleid.“ – Gerhard Kocher, Vorsicht, Medizin!, S. 240

  5. mm sagt:

    „Es ist schwer, einen uralten eingefleischten Größenwahn abzulegen.“ – Marlen Haushofer, Die Wand

  6. mm sagt:

    „Sturheit ist konstante Beharrlichkeit unter Abschaltung des Gehirns.“ – Gerhard Uhlenbruck, Weit Verbreitetes kurgefasst, 14. August 2003

  7. ghg sagt:

    „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Mein nochmaliger Vorschlag an den Vorsitzenden. Im weiteren Verlauf der Sache scheint es mir, der Hinweis stößt weiterhin auf taube Ohren (Augen). Bedauerlich, da kann man nichts machen. Gegen „Sturrheit“ kämpften Götter gar vergebens.

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