EnBW setzt noch auf Kohlekraft

Gegner des Kraftwerks am Rheinhafen prangern Kohlendioxid-Ausstoß an
„Kohle für Übergangszeit im Energiemix unverzichtbar“
Von unserem Redaktionsmitglied Rupert Hustede
Karlsruhe. Die EnBW Energie Baden-Württemberg steht unter Druck: Sie möchte noch vor 2012 ein weiteres Kohlekraftwerk am Karlsruher Rheinhafen in Betrieb haben. Auch bei diesem Zeitziel geht es um den Kohlendioxid-Ausstoß. Wegen Änderungen im Emissionshandel besteht nur innerhalb dieser Frist Planungssicherheit hinsichtlich der Zertifikate. Deshalb will die EnBW auch unbedingt 2008 mit dem Bau des 912-Megawatt-Blocks beginnen. Noch aber läuft dazu in dieser Woche das Genehmigungsverfahren beim Regierungspräsidium Karlsruhe mit der öffentlichen Erörterung des Konzepts. Folglich kann EnBW erst im ersten Quartal 2008 mit dem Bescheid rechnen, erklärt Simone Salchow vom Regierungspräsidium.

Bei der Anhörung stehen die EnBW-Vertreter wiederum wegen des Kohlendioxids besonders unter Druck, auch wenn das Weltklima nicht Kriterium für die Zulassung des Kohlekraftwerks ist. Indessen hat gerade das kürzliche Aus für das im saarländischen Ensdorf geplante Kohlekraftwerk von RWE nach der Ablehnung durch die Bürger gezeigt, wie die Kohle ins Kreuzfeuer geraten ist. Die Kritiker werfen der EnBW vor, auf eine „Dinosaurier-Technik“ mit nachgewiesen schlimmen Folgen für die Erderwärmung zu setzen.

Dabei versichert der Konzern, dass er bewusst auf möglichst wenig Kohle im Energiemix baue und natürlich inzwischen den Ausbau regenerativer Energie favorisiere. Nur noch für eine Zwischenzeit von 30 bis 50 Jahren brauche man für eine gesicherte Energieversorgung der Bevölkerung eben auch weiter Kohlekraftwerke zum Abdecken der Grund- und Mittellast. Dies sei einfach wegen des von der Politik erzwungenen Ausstiegs aus der Kernenergie sowie dem unausweichlichen Abschalten von Kohleblöcken mit veralteter Technik notwendig. Durch Spitzentechnologie in Rauchgasreinigung und Filtertechnik verspricht Hans Bubeck, Projektleiter Kraftwerkneubau von EnBW, beim geplanten Karlsruher Block einen um 33 Prozent unter dem Weltdurchschnitt liegenden CO2-Ausstoß.

Den Gegnern der Kohle reicht dies nicht. Bürgervereine und Naturschützer, Kinderärzte und Evangelische Kirche wollen in Karlsruhe das weitere Kohlekraftwerk verhindern. Sie wollen die Diskrepanz zwischen globaler Predigt für die Kohlendioxid-Eindämmung und lokaler Duldung des Ausbaus der Kohlekraft von heute 550 auf bald insgesamt 1 462 Megawatt nicht hinnehmen. Dazu kommt die im Landesvergleich starke Vorbelastung der Karlsruher Luft. Zwar versichert EnBW, dass die zusätzlichen Emissionen von gefährlichen Stoffen wie Feinstaub, Schwermetallen und Stickoxiden für die Immissionen unter der Relevanzgrenze bleibe. Für die Kohle-Gegner aber ist „das Fass schon voll“.

Sie betrachten die Schadstoffe aus einem weiteren rund 230 Meter hohen Schlot des Rheinhafendampfkraftwerks im Karlsruher Industriegebiet neben der Raffinerie MiRO und der Papierfabrik StoraEnso für das Mikroklima als unverantwortlich. Dabei hat der Karlsruher Stromkonzern eine Halbierung der Emissionen von Feinstaub und NOx nachgeschoben und kann dank des deutlichen Unterschreitens der Grenzwerte mit der Genehmigung rechnen.

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