Baden-Württemberg schrumpft schneller

Noch nie wurden im Südwesten so wenig Kinder wie im vergangenen Jahr geboren
Stuttgart (dpa/lsw). Noch nie sind in Baden-Württemberg so wenige Kinder geboren worden wie 2009, und selten wanderten so wenig Menschen zu. Der Bevölkerungsrückgang hat sich damit verstärkt. „Wir werden weniger“, sagte die Präsidentin des Statistischen Landesamts, Carmina Brenner. 10,745 Millionen Menschen lebten Ende 2009 im Südwesten, 4 600 weniger als ein Jahr zuvor. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, fällt die Bevölkerungszahl bis 2060 auf 9,1 Millionen. Wie dramatisch ist der Geburtenrückgang?

Er ist deshalb ein ernstes Problem, weil keine Besserung in Sicht ist. Jedes Jahr wird ein neuer Tiefstand verzeichnet. 2009 kamen in Baden-Württemberg nur noch 89 700 Babys zur Welt. Da sich die Zahl der Sterbefälle um 1 100 auf 97 600 erhöhte, ergab sich 2009 unterm Strich ein sogenanntes Geburtendefizit von 7 900. Anfang der 90er Jahre gab es noch Geburtenüberschüsse von mehr als 20 000.

Gibt es regionale Unterschiede?
Nur zehn der 44 Stadt- und Landkreise haben noch ein Geburtenplus. Am höchsten ist es in Stuttgart (plus 444) sowie in den Landkreisen Böblingen (plus 422) und Ludwigsburg (plus 396). Unerreichbar scheint ein Geburtenplus für die Landkreise Rhein-Neckar (minus 862) und Karlsruhe (minus 718).

Welche Region ist der Gewinner der Bevölkerungsentwicklung?
Eindeutig: Freiburg. Die Stadt profitierte 2009 sowohl vom Geburtenüberschuss als auch von Wanderungsgewinnen und verzeichnete den höchsten Bevölkerungszuwachs im Land: 2 259 Menschen. Ähnlich günstig lief es für Stuttgart, Heidelberg und Ulm sowie für die Kreise Tübingen, Ludwigsburg und Biberach.

Wohin ziehen die meisten Menschen?
Auch 2009 habe sich der Trend „zurück in die Stadt“ fortgesetzt, bilanzierte Brenner. Während alle neun Stadtkreise Wanderungsgewinne erzielten, schafften das nur zwölf der 35 Landkreise. Brenner rechnet damit, dass sich diese „Renaissance der Städte“ weiter fortsetzt. Zum einen, weil die Leute wegen hoher Benzinpreise gerne nahe am Arbeitsplatz wohnen wollten, zum anderen, weil sich in Zukunft beim allgemeinen Rückgang der Einwohnerzahl wieder leichter Wohnungen in den Städten finden lassen. Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) sieht die Städte in der Pflicht, innerörtliche Bereiche stärker aufzuwerten, statt neue Wohngebiete auf der grünen Wiese auszuweisen.

Woher kommen die Zuwanderer?
Fast 240 000 Menschen aus dem Bundesgebiet oder aus anderen Ländern entschieden sich 2009 für ein Leben im Südwesten, 236 500 verließen Baden-Württemberg. Im Jahr 2001 etwa zogen noch 69 200 Menschen mehr nach Baden-Württemberg als von hier abwanderten. Deutlich mehr Zugezogene als Ausgewanderte gibt es im Vergleich mit Rumänien (Wanderungsgewinn plus 2 729), Sachsen (plus 1700) und Bulgarien (plus 1 591). Verloren hat Baden-Württemberg vor allem an die Schweiz (minus 4 554) und an Bayern (minus 3 200).

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Baden-Württemberg schrumpft schneller

  1. addi.- sagt:

    Wenn die Ausweisung von Bauland unaufhaltsam entgegengesetzt dem Bevölkerungsschwund erfolgt, dann ist was faul im Musterländle. 🙁

  2. B. Rain sagt:

    Bei einem (europaweiten !) Rückgang der Bevölkerung neue Baugebiete auszuweisen, ist wie Garten bewässern vor einem Wolkenbruch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert