Badischer Blackout

KLAUS GASSNER
Verzögerungen im öffentlichen Nahverkehr, einige lange Staus, Schäden an Computersystemen und vielleicht der eine oder andere durchkreuzte Feierabendplan – Karlsruhe ist beim Stromausfall gestern mit einem blauen Auge davongekommen, wenn sich die erste Bilanz von Feuerwehr und Polizei bestätigt. Notstromaggregate und batteriegestützte Sicherungssysteme haben das ihre dazu getan, dass der schlimmste Stromausfall in der jüngeren Geschichte der badischen Metropole vergleichsweise folgenlos blieb. Es ist aber vor allem auch der Besonnenheit der Menschen geschuldet, dass gestern ein nicht unproblematischer Zwischenfall unaufgeregt gemeistert werden konnte.

Selbstverständlich ist das nicht. Wenn der Strom ausbleibt, verliert die moderne Gesellschaft ihren Lebenssaft. Der Informationsfluss versiegt, die Kommunikationsnetze brechen zusammen, Geldautomaten spucken keine Scheine mehr aus. Und es gibt Gefahren für Leib und Leben, wenn Ampelanlagen urplötzlich den Betrieb einstellen, wenn Ärzte von einem Moment zum andern im Dunkeln stehen, wenn sich die Schranken vor den Toren der Parkhäuser nicht mehr öffnen. Dass sich in der Dunkelheit auch gerne jene umtun, die das Licht scheuen, ist eine andere Art von Bedrohung, die schon häufig zur unschönen Begleitmusik bei kollabierenden Energienetzen geworden sind. Doch von all solchen Fährnissen war gestern nichts zu spüren. Im Gegenteil, auf den badischen Blackout wurde hierzulande mit badischer Gelassenheit reagiert. Vielerorts trat gar ein Phänomen zutage, dass in diesen schnelllebigen Zeiten so richtig keiner mehr erwartet: Dass Passanten, die sonst achtlos aneinander vorbeigehen, angesichts der fremden Situation Nettigkeiten austauschen und sich wildfremde Menschen helfend zur Hand gehen.

Doch um dieses Erlebnisses willen bedarf es wahrlich keines Stromausfalls: Jetzt sind die Energiemanager gefordert. Häufig rechneten sie in den vergangenen Wochen den Konsumenten vor, dass Versorgungssicherheit ihren Preis habe. Zähneknirschend haben die Verbraucher die gehörig gestiegenen Preise auch berappt – umso mehr dürfen sie Gegenleistung erwarten.

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Eine Antwort zu Badischer Blackout

  1. kutt. sagt:

    Badische Blackouts gibt es auch ohne Stromausfall in Hülle und Fülle.

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