Nach-hal-tig-keit

Ein politischer Begriff und seine Geschichte
Der Begriff hat etwas Sperriges, ja Hölzernes. Dass etwas hält, hat man gehört, dass etwas anhält auch, dass etwas nachhält, schon seltener. In der Tat ist das Verb im Duden nicht zu finden und das Substantiv die Erfindung eines Gelehrten aus dem 18. Jahrhundert.
Der Begriff Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und wurde 1713 von Hans Carl von Carlowitz geprägt. Er bezeichnet die Bewirtschaftungsweise eines Waldes, bei welcher lediglich so viel Holz entnommen wird, wie nachwachsen kann. In seinem Werk fasste der Gelehrte und Oberberghauptmann das im Dreißigjährigen Krieg verloren geglaubte Wissen zusammen und ergänzte es durch eigene Erfahrungen.

Der Begriff „nachhaltige Entwicklung“, um den es in der politischen Diskussion geht, ist jüngeren Datums. Nachhaltige Entwicklung ist die deutsche Übersetzung des englischen Begriffes sustainable development (dauerhafte, tragfähige Entwicklung). Dies bezeichnet eine Entwicklung, welche den Bedürfnissen der heute Lebenden entspricht, ohne die Chancen künftiger Generationen zu gefährden.

1987 wurde der Begriff von der Brundtland-Kommission definiert – der „Weltkommission für Umwelt und Entwicklung“, die von der UNO eingesetzt und von der ehemaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland geleitet wurde. Mit der Veröffentlichung des Brundtland-Berichts begann eine weltweite Expertendiskussion. 1992 fand in Rio de Janeiro eine Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung statt, die als Meilenstein gilt.

Es folgte das sogenannte Kyoto-Protokoll von 1997. Das bis zum Jahr 2012 gültige Abkommen schreibt verbindliche Ziele für den Ausstoß von Treibhausgasen fest, welche als die wichtigste Ursache der globalen Erwärmung gelten. Für Deutschland sehen die Zahlen gut aus: Bislang wurden die Treibhausgase um 17,2 Prozent reduziert. Das Ziel bis 2010 heißt 21 Prozent. Dennoch konnte eine nachhaltige Reduzierung der Treibhausgase – bedingt durch die wirtschaftliche Entwicklung in Asien
– weltweit bislang nicht erreicht werden.

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Eine Antwort zu Nach-hal-tig-keit

  1. mm sagt:

    „eine Entwicklung, welche den Bedürfnissen der heute Lebenden entspricht, ohne die Chancen künftiger Generationen zu gefährden“
    Wenn man diese Definition einer Beurteilung des „Lebenswerkes“ unseres derzeitigen Oberbürgermeisters zugrunde legt, dann hat er das genaue Gegenteil von Nachhaltigkeit erreicht : maximaler Flächenverbrauch und Zerstörung von ökologisch hochwertigem Wald, Rekordverschuldung ohne Chance auf Schuldentilgung in absehbarer Zeit. Dadurch sind die Chancen für künftige Generationen massiv beeinträchtigt, die Zukunftsperspektiven extrem eingeengt.
    Das alles, weil ein unbelehrbarer und in seiner beruflichen Entwicklung in den 70er Jahren stehengebliebener „Visionär“, sich mit politischem Segen seiner Parteifreunde (derzeit : CDU) und gepanzert mit einer unglaublichen Ignoranz, nach dem Lustprinzip austoben darf.
    Solange wir solchen Provinzfürsten das Ruder überlassen, wird Nachhaltigkeit ein theoretischer Begriff bleiben.

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