Zunächst wird diskutiert und gezählt

Verkehrspolitischer Schlagabtausch im Brettener Rat nach interfraktionellem Antrag
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. In einer Klausurtagung am 20. März wird der Brettener Gemeinderat hinter verschlossenen Türen darüber diskutieren, wie es in der Verkehrspolitik in der Stadt weitergehen soll.
Ein greifbares Ergebnis über punktuelle Verbesserungen hinaus wird es an diesem Tag aber kaum geben. Denn bereits am Dienstag dieser Woche hat das Gremium einstimmig (bei zwei Enthaltungen) festgelegt, dass bis auf weiteres sämtliche Überlegungen für Umgehungslösungen eingefroren werden. Erst einmal soll eine umfassende Zählung der Verkehrsströme in der Stadt erfolgen – was aber erst sinnvoll ist nach der Eröffnung des Kraichgau-Centers an der südlichen Stadteinfahrt, die nach aktuellem Stand für den Frühsommer avisiert wird. Erst nach Auswertung dieser Zahlen sollen weitere verkehrspolitische Schritte folgen.
So weit das Ergebnis einer längeren und teilweise mit deutlichen Worten geführten Debatte über den interfraktionellen Antrag zur Brettener Verkehrspolitik vom November letzten Jahres, die von etlichen Gegnern der umstrittenen Entlastungsstraße über den Rechberg aufmerksam verfolgt wurde. Oberbürgermeister Paul Metzger wandte sich dagegen, sämtliche Punkte dieses Antrags auf einmal zu beschließen, insbesondere den fünften, in dem Bemühungen um die Herausnahme der B 294 aus dem Marktplatzbereich und die Verlagerung des Verkehrs auf die Achse Alexanderplatz-Wilhelmstraße gefordert werden. Dies könne die Stadt Bretten gar nicht entscheiden, machte Metzger deutlich.
Stadtplaner Ulrich Braun pflichtete ihm bei, man solle zunächst einmal die Belastungen ermitteln und dann weitere Schritte gehen. Es sei wenig sinnvoll, ein Gesamtpaket zu beschließen, ohne zu wissen, wie es zwischen den Schritten weitergehe.
SPD-Sprecher Heinz Lang stimmte einer nochmaligen Untersuchung der Verkehrsverhältnisse zögernd zu und räumte ein, es gebe Anzeichen dafür, dass eine Trasse über den Rechberg nicht sinnvoll sei. Otto Mansdörfer (Grüne) betonte die Bedeutung der Entlastung der östlichen Kernstadt, unterstrich die Bedeutung der Achse Alexanderplatz-Wilhelmstraße und zeigte den langfristigen Aspekt einer Brettener Verkehrsplanung auf. Letztlich werde es nur möglich sein, mit einem großen Projekt möglichst viele Probleme gleichzeitig zu lösen. Dem Oberbürgermeister, der an diesem Abend gar keinen Beschluss fassen lassen wollte, hielt er entgegen: „Wenn wir Ihrem Antrag folgen, können Sie in einem halben Jahr erklären, der Gemeinderat habe ja gar nichts beschlossen . . .“
Protest rief Metzgers Vorwurf in Richtung Gemeinderat hervor, hier würden Schaufensterreden gehalten. Eigentlich sei man sich ja darin einig, dass man eine Verkehrszählung wolle, dass eine Verkehrsklausur stattfinden solle und dass man Verbesserungen etwa an den Ampelkreuzungen suche. „Alles andere ist eingefroren“, versicherte Metzger. „Im Prinzip sind wir da nicht weit auseinander“, stellte darauf hin Günter Gauß (CDU) fest, fügte aber hinzu: „Wenn wir den interfraktionellen Antrag nicht gestellt hätten, wären wir weiter in Richtung Ortsentlastungsstraße marschiert.“
Dort, so scheint es, liegt mittlerweile auch nicht mehr das Hauptaugenmerk des Oberbürgermeisters bei der Suche nach Verbesserungen im städtischen Verkehrsnetz. „Wir kämpfen um den Ausbau der B 35 im Norden von Bretten, um den endgültigen Ausbau des Alexanderplatzes und um eine bessere Anbindung der Umfahrung von Gölshausen.“

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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2 Antworten zu Zunächst wird diskutiert und gezählt

  1. S. sagt:

    Wenn Herr Metzger einen Teil seiner eigenen Wortbeiträge regelmäßig analysieren ließe, bekäme seine tolle Wortschöpfung in abgewandelter Form als „(Schau-)Fensterreden“ eine ureigene Bedeutung.

  2. g/L sagt:

    „Protest rief Metzgers Vorwurf in Richtung Gemeinderat hervor, hier würden Schaufensterreden gehalten.“

    Der Vorsitzende des Gemeinderats weiß doch sehr genau, daß er das Rederecht und die freie Meinungsäußerung der Gemeinderäte nicht so bezeichnen darf. Der Protest war also berechtigt.

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