OB Bernd Doll fordert die Bürger zum Mitregieren auf

BRUCHSAL: Für den Oberbürgermeister ist die Zeit der Konzepte und Leitbilder vorbei/Taten sollen folgen
VON CORNELIA BAUER
Ist die Würde des Menschen noch unangetastet? Oberbürgermeister Bernd Doll äußerte beim Neujahrsempfang der Stadt Bruchsal seine Zweifel. Internetaufrufe zum Komasaufen im Bruchsaler Schlossgarten und Menschen, die in Büchenau mit Paintballs aufeinander schießen, schüren diese Zweifel.
„Die Leistungsgesellschaft muss ihr Menschenbild korrigieren“, ist sich Doll sicher. Künftig müsse wieder der Mensch in den Mittelpunkt gesellschaftlicher Überlegungen rücken, nicht seine Leistungsfähigkeit und seine Ertragskraft. Dialog, Respekt, Partnerschaft, Vertrauen, Zuwendung, soziale Kompetenz, Motivation und Spiritualität benannte Doll als eigentliche Faktoren des Menschseins.

Der Mensch sei mehr als bloßes Mittel zum Zweck. Um ihm wieder Sinn und einen Platz in der Gesellschaft zu geben, setzt Doll auf eine Renaissance der Familie. Was die Stadtpolitik angeht, so will Doll die Bürger aus ihrer Starre herauslösen, Eigenverantwortung stärken. Mit einer Politik des Bewahrens will er Schwerpunkte setzen; Ansprüche müssten herunter gefahren werden. Die Bürger forderte der OB im Sinne von „Machen ist Macht“ zum Mitregieren auf.Taten sollen jetzt auf Planungen folgen.

„Die Zeit der Konzepte und Leitbilder lassen wir jetzt hinter uns“, sagte der Oberbürgermeister. Doll kündigte an, das Hauptaugenmerk jetzt auf die Innenstadt zu richten. Eine „einladende Planung“ mit einer Kunst- und Kulturmeile soll Stadt und Schloss enger zusammen binden, Geschäften ein attraktives Ambiente bieten und der Gastronomie Außenbewirtschaftung ermöglichen. Was die Gestaltung des alten Markplatzes und der Fläche jenseits der John-Bopp-Straße angehe, müsse man schnellstmöglich zu einer Entscheidung kommen. Einzelhandel im oberen Segment und ein Vollversorger sollen dort für weitere Frequenz in der Innenstadt sorgen, ein Parkhaus soll die Fahrzeuge der Kunden aufnehmen.
Städtebaulich müsse die Gestaltung zu Stadtkirche und Rathaus passen. Noch im Januar sollen ein Nahversorgungskonzept, die Unterbringung der Freiwilligen Feuerwehr sowie des Jugendhauses auf dem Brohmgelände in Untergrombach die Gremien beschäftigen. Die Verwaltung strebe eine privatwirtschaftliche Lösung an.
Die EnBW, die zuvor schon mit zwei Millionen in die Geothermie eingestiegen war, nimmt sich des Bruchsaler Projektes noch weiter an: Mit Unterstützung von Bund und Land soll es von der EnBW als Forschungsvorhaben weitergeführt werden. Der Stadt werde damit ein mögliches Restrisiko genommen.

Bei der Verzahnung von Kindergarten und Grundschule will Doll mit Bruchsal ganz vorne dabei sein. Ihm sei auch bewusst, dass die Gymnasien für ihre neuen Unterrichtsformen Raum und Fläche brauchten, er wolle sich aber nicht unter Zeitdruck setzen lassen, sondern strebe ein stadtübergreifendes Konzept an, das von Schulbehörden und Kultusministerium begleitet werden müsse. Die IU sieht der OB auf einem guten Weg, auch wenn es nach wie vor eine schwierige Phase durchzustehen gelte. Angestrebt sei die Kooperation mit einer benachbarten
Universität.
Die Gegner der unechten Teilortswahl versuchte Doll zu beruhigen: Niemand bleibe auf der Strecke.

Für die Bürgerschaft sprach Professor Dr. Hanshelmut Thiele, der ärztliche Direktor der Fürst-Stirum-Klinik und seit über 20 Jahren Leiter der Chirurgie. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass auch künftig eine Privatisierung des Bruchsaler Krankenhauses kein Thema sein wird. Die Gesundheitsreform sei notwendig, weil nicht mehr alles finanziert werden könne. Die Patienten müssten lernen, wieder bescheidener zu werden. Einen Grund zur Resignation sehe er nicht, vielmehr sieht er in der Krise die Chance.

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6 Antworten zu OB Bernd Doll fordert die Bürger zum Mitregieren auf

  1. l-rd sagt:

    Ähnliches werden wir hoffentlich noch aus der Stadt Bretten vernehmen dürfen. Wenn nicht, muß die Frage erlaubt sein, wie es mit der Bürgerbeteiligung in Bretten steht.

  2. a-v sagt:

    „Die drei tollen Tage“ stehen auch in Bruchsal noch bevor.
    Bei der Balkenüberschrift kann es sich trotzdem um einen verfrühten Faschingsscherz handeln.

  3. Lud sagt:

    Eine nichtssagende Schlagzeile, aber nicht zur Steigerung der ohnehin kostenlosen Auflage, sondern wofür eigentlich? Die Verfasserin weiß eventuell darauf eine Antwort.

  4. ch.u. sagt:

    Noch inhaltsloser würde sich die Überschrift machen: OB Bernd Doll fordert die (Mit-)Bürger zum Regieren auf.

  5. -fc- sagt:

    In Bretten hat man bereits mit „Machen ist Macht“ entsprechende Erfahrungen gemacht.
    Ein anschauliches Beispiel liefert die BAK-Aktion „Saalbachwegle wird im Rathaus vorgestellt“ ,„Am Wasser entlang quer durch Bretten” und der Leserbrief vom 30.06.1999 „Kostenlose Arbeit – und umsonst“.

  6. mm sagt:

    Nachdem Herr Doll bei seinen Gemeinderatssitzungen noch nicht einmal eine Bürgerfragestunde installiert hat, ist diese Aufforderung mit Vorsicht zu genießen. „Machen ist Macht“, ok, aber wird er seine Bürger auch „machen lassen“?? Auf heute in einem Jahr, Herr Doll !

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