Hörnerklang und Müllberg am Umwelttag

Auf Brettener Straße
OB Metzger: Stets prüfen, was Natur noch verträgt
Von unserem Redaktionsmitglied Werner Schoger
„Umwelt und Umweltschutz stehen im Mittelpunkt unserer Überlegungen. Wir werden künftig bei jeder Maßnahme abklopfen müssen, was sie in unserer Natur und Umwelt bewirkt“. Mit diesen Worten eröffnete Oberbürgermeister Paul Metzger in der Brettener Melanchthonstraße am Samstagmorgen nach den Jagdhornklängen des Hegerings den Umwelttag, der unter dem Motto „Gemeinsames Europa, gemeinsame Umwelt“ stand.

Die Ankündigung des Stadtoberhaupts, künftig Maßnahmen auf ihre Umweltverträglichkeit genau abzuklopfen, wurden von vielen seiner Zuhörer beifällig, von anderen recht nachdenklich aufgenommen; sie brachten Veränderungen in ihrer Heimatstadt nicht so leicht in Einklang mit dieser Ankündigung des Kommunalpolitikers.

Auf insgesamt 14 Verbände, Organisationen, Parteien und Schulen hatte sich Paul Metzger bei der Gestaltung des Umwelttages stützen können. Die Vermeidung von Müll lag dem Brettener Stadtoberhaupt in diesem Jahr besonders am Herzen. Und die Firma Pfitzenmeier und Rau, die wöchentlich die Müllberge aus Bretten abtransportiert, hatte sich bereitwillig für dieses Thema einspannen lassen.

Mit einer beeindruckenden Reihe von Tonnen und Müllgefäßen wurde gezeigt, wieviel Schrott und Unrat, Müll und Abfall, pro Jahr eine „normale Vier-Personen-Familie“ produziert oder an die Umwelt weitergibt.
Das sind unter anderem 249 Kilogramm Biomüll, 204 Kilogramm Altpapier, 14 Kilogramm Kunststoffe, 31 Kilogramm Metalle, 91 Kilogramm Glas, 18 Kilogramm Folien und fünf Kilogramm Styropor – und dazu kommt nochmals ein riesiger Haufen von 645 Kilogramm Restmüll, der auf die Deponie geschüttet werden muß, und der den Müllberg unaufhaltsam wachsen läßt. Die Schadstoffe, die Batterien, die Chemikalien. Gifte und Schutzmittel sind da noch nicht einmal eingerechnet.

Mitten im Trubel des Wochenmarkts hatten die Stadtwerke ihren Stand aufgeschlagen und zeigten dort Karten von ihren Wasserschutzgebieten. Am Südrand dieses Gebiets liegt die Deponie von Pforzheim, die mit Argwohn überwacht und kontrolliert werden muß, damit von da nichts ins Grundwasser sickert, da das Grundwasser unter der Bauschlotter Platte fließt und von dort in die Brettener Wasserhähne.
Das Wasser aus dem oberen Grundwasserleiter strömt in 52 Stunden bis zur Enzbrunnenquelle; das tiefer liegende Grundwasser braucht 29 Tage, bis es im Wasserwerk Süd und an der Bergmühle angelangt ist.

Vor allem mit den Pflanzenschutzmitteln der Landwirtschaft hat Reinhold Engel, der Leiter der Stadtwerke, seine Probleme: „Das ganze Wasserschutzgebiet ist „Dolinenareal“ und durch diese Spalten und „Fenster“ kann sehr schnell etwas ins Grundwasser kommen; außerdem zerstören und vernichten die Pflanzenschutzmittel all die Mikrolebewesen im Erdreich, die uns helfen, das Wasser wieder zu regenerieren.“

Die Organisationen unterschieden sich mit ihren Anliegen zum Umwelttag deutlich voneinander. So verteilte die AOK Leinentaschen, tauschte sie gegen die Plastiktüten der Passanten aus. Und die leerten in aller Regel ihre eben auf dem Wochenmarkt gefüllten Plastiktüten bereitwillig, stopften Gemüse und Obst gerne in die Leinen- und Jutebeutel.
Die CDU attackierte das überall bei Straßen- und Vereinsfesten verwendete Plastikgeschirr – zu Beginn der sommerlichen Saison ein wahrhaft aktuelles Thema.
Die Jungsozialisten mahnten, „es ist fünf vor Zwölf“, und die Grünen hatten sich mit der Darstellung eines Radwegenetzes in der Brettener Gesamtstadt sehr große Mühe gemacht: Dieses Netz mit einer Gesamtlänge von 41 Kilometern bedürfte eines Wegeneu- und -umbaus von 135 Kilometern und erforderte einen Gesamtaufwand von 10,5 Millionen Mark. Das Fahrrad könnte als Nahverkehrsmittel sehr viele Brettener Probleme lösen helfen.

Die Schillerschüler haben in schönen Bildtafeln aus ganz Europa verdeutlicht, wie nicht nur in der unmittelbaren Heimat, sondern auf dem ganzen Kontinent die Umwelt in Gefahr ist und geschützt werden muß. Die Hebelschüler hingegen sind mit ihren Bildtafeln nicht aus dem Heimatstädtchen hinausgegangen: Aber auch das hat sich gelohnt. Sie zeigten sehr anschaulich, wie kahle, blanke Fassaden durch Begrünung zu einer positiven Veränderung des Stadtbilds und darüber hinaus zu einer Klimaverbesserung beitragen.

Unnötiges Verpackungsmaterial attackierte die Max-Planck-Realschule. Da wurde penibel vorgeführt, wieviel Abfall und Kosten entstehen, wenn man Tinte in Plastikpatronen kauft und verwendet, statt wie seit altersher Füller und Tintenfaß zu verwenden.
Die Jugend griff zum Mittel des Straßentheaters, um die Brettener anzustoßen und aufzurütteln. „Eine Literflasche ersetzt im Leben 150 Getränkedosen“ stand auf einem Plakat, und wieviel Altmetall dabei weggeworfen wird, zeigte klappernd und scheppernd der Rattenschwanz der 150 Dosen, der über das Pflaster gezogen wurde.

DBV und BUND hatten anschauliche Informationstafeln parat. Und den Most von den Streuobstwiesen gab’s ebenfalls wieder.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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