Laubbäume schützen im Sturm das Nadelholz

Forstamt: Schäden lassen sich im Vorfeld eindämmen
Vor allem an exponierten Standorten sind die Risiken größer
Von unserem Mitarbeiter Tobias Roth
Kreis Karlsruhe. „Wenn ein Sturm angekündigt ist, schlafen die Förster schlecht“, weiß Bernhard Peichl, Leiter des Forstamtes des Landkreises Karlsruhe, „aber ausrichten können sie dann nichts mehr, man kann die Bäume schließlich nicht festbinden.“ Was den Waldarbeitern und Förstern bleibt, ist abzuwarten, welche Schäden die Naturgewalten anrichten.
Am vergangenen Wochenende fegte das Orkantief „Emma“ über die Region hinweg, hat in den Wäldern in Peichls Einzugsgebiet aber nur ein geringes Ausmaß an Verwüstung hinterlassen. 2 000 bis 3 000 Festmeter Sturmholz seien angefallen. „Es ist für uns sehr glimpflich ausgegangen“, ist Peichl froh, hat er doch die Bilder von Sturm „Lothar“ noch im Kopf, der 1999 ganze Baumbestände wie Streichhölzer umgeknickt und ein Meer der Verwüstung hinterlassen hatte.

Sind solche Schäden im Vorfeld zu vermeiden, oder zumindest einzudämmen? „Kurzfristig haben wir sicher keine Handhabe, aber mittel- und langfristig gibt es durchaus Möglichkeiten, die Sturmresistenz der Wälder zu erhöhen“, erklärt Peichl.
Ein Ansatzpunkt sei dabei die Baumartenmischung eines Bestandes. Ein Wald, der nur aus Fichten besteht, weist ein höheres Schadensrisiko auf. Steht in den Nadelholzbeständen auch ein gewisser Prozentsatz an Laubbäumen, hat sich gezeigt, dass die Empfindlichkeit abnimmt. „Das haben die großen Stürme der vergangenen Jahre bewiesen“, berichtet Peichl, der auch das Gefühl hat, dass die Orkane in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Die Erkenntnisse hätten dazu geführt, dass das Kreis-Forstamt die vom Sturm geschlagenen Schneisen vor allem mit Laubbäumen aufforstete. Aber diese Vorgehensweise ist natürlich nur dort möglich, wo der Sturm bereits Spuren hinterlassen hat.

Entscheidend ist auch die Pflege der Wälder. Gezielte Durchforstungseingriffe beeinflussen die Bestandsstabilität. Stehen die Bäume zu dicht, liefern sie sich einen Wettlauf um das lebensnotwendige Licht. Sie wachsen dann schnell und hoch, aber auch dünner und weniger stabil. Für Orkane sind diese Bäume leichte Opfer. „Schaffen wir den Bäumen Platz, können wir ihren Wuchs positiv beeinflussen“, sagt Peichl. Aber auch die Bodeneigenschaften und die topografische Lage der Waldbestände sind Faktoren, die sich auf die Sturmresistenz auswirken.

„Gerade an exponierten Lagen, Kuppen oder Hängen sind die Risiken größer“, erklärt der Forstamtsleiter. An Standorten mit Böden, in welchen sich Bäume nicht tief verwurzeln können, sollten dementsprechend Baumarten gewählt werden, die mit diesen Bedingungen eben besser zurecht kommen. Die Präventivmaßnahmen können helfen, Schäden zumindest einzudämmen. Letztlich steht aber jeder Baum einem Orkan hoffnungslos gegenüber. „Nach einem Sturm schwärmen die Waldarbeiter und Förster aus, begutachten die Bestände und melden dem Forstamt die Schäden“, erklärt Peichl. Auf eine unruhige Nacht folgen dann die Aufräumarbeiten.

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