Dem Markt ausgeliefert und zum Warten verurteilt

Schleppender Verkauf von Gewerbegrundstücken im Gondelsheimer Altwingert macht Gemeinderäten Sorge
Von unserem Redaktionsmitglied ThiIo Kampf

Gondelsheim. Die Vermarktung der Gewerbe- und Wohnbaugrundstücke im Baugebiet ,,Altenwingert/Jostenbuckel-Sägemühle“ entwickelte sich bislang nicht so, wie sich das die Mitglieder des Gondelsheimer Gemeinderats vorgestellt haben. Vor allem aus den Reihen der Freien Wähler sowie des Bürgervereins kamen in der jüngsten Sitzung des Gremiums kritische Nachfragen zum Sachstandsbericht des Bürgermeisters und der an der Vermarktung beteiligten Organisationen. Neben der Gemeindeverwaltung selbst bemühen sich die Kommunalentwicklung LEG Baden-Württemberg GmbH, kurz KE, und – seit Beginn dieses Jahres — auch die Regionale Wirtschaftsförderung Bruchsal (WFG), die Grundstücke zu verkaufen.
Von den insgesamt erschlossenen 4,77 Hektar im Gewerbegebiet ,,Altenwingert“ sind nach Angaben von KE-Projektleiter Roland Schäfer seit 2001 knapp 8 500 Quadratmeter (0,85 Hektar) veräußert worden. im Wohngebiet ,,Jostenbuckel-Sägemühle“ ist laut Bürgermeister Markus Rupp von den erschlossenen 1,3 Hektar noch etwa die Hälfte (6 400 Quadratmeter) nicht verkauft. Den Wert der Restflächen bezifferte Rupp auf rund 2,7 Millionen Euro im Gewerbegebiet und 1,4 Millionen Euro im Wohngebiet.

Freilich: Bislang mussten für Grunderwerb und Erschließung des Gebietes am nördlichen Ortsrand mehr als fünf Millionen Euro aufgewendet werden, die, wie Manfred Schleicher (CDU) beklagte, Zinskosten in Höhe von rund 560 000 Euro verursachten. Diesen Ausgaben stehen laut Rupp Einnahmen durch Erlöse in Höhe von etwa 1,8 Millionen Euro entgegen.
In seinem Sachstandsbericht verwies der Bürgermeister auf die Vorgeschichte des Gewerbegebietes, für das sich der Gemeinderat vor fünf Jahren einstimmig ausgesprochen habe, um Arbeitsplätze zu schaffen und mögliche Abwanderungen von expansionswilligen Betrieben im Ort zu verhindern. ,,Wir sind dieses Gewerbegebiet nicht aus Selbstzweck angegangen und wollen auch keine Konkurrenz zu Bretten oder Bruchsal sein.“ Ziel sei es vielmehr, kleine und mittlere Betriebe anzusiedeln und Ausbildungsplätze für Jugendliche zu schaffen. Zudem habe man das innerörtliche Gewerbe an den Ortsrand verlagern wollen.

Bei allen Diskussionen über das Gebiet, die es in der Vergangenheit gegeben habe, seien stets einstimmige Beschlüsse im Gemeinderat gefasst worden, so Rupp weiter. Es sei aber ,,unseriös“, wenn aus den Reihen der Freien Wähler die Entscheidung für dieses Gewerbegebiet kritisiert werde, wie dies jüngst der Fall gewesen sei. Es sei richtig, dass sich der Verkauf nur schleppend gestalte. Aber immerhin habe man bereits fünf Betriebe im ,,Altenwingert“ ansiedeln können. Mit weiteren fünf Interessierten sei man im Gespräch.
Als mögliche Ursachen für die bislang mageren Vermarktung nannte WFG-Geschäftsführer Ralf Broß unter anderem die Tatsache, dass momentan eher Bestandsimmobilien oder Mietobjekte nachgefragt wurden und sich Investoren zurückhielten. ,,Das ist aber kein spezielles Gondelsheimer Problem, sondern das beobachten wir in der gesamten Region“. Das Gondelsheimer Gebiet bezeichnete der Wirtschaftsförderer als ,,prädestiniert für kleineres und mittleres Gewerbe aus dem Ort und der unmittelbaren Umgebung“. Dass der Preis bei der schleppenden Vermarktung eine Rolle spiele, wie das Willi Brauch (Freie Wähler) vermute, könne er nicht nachvollziehen. Brauch hatte kritisiert, dass man in Gondelsheim 67 Euro pro Quadratmeter erzielen wolle, im Interkommunalen Industriegebiet Oberderdingen jedoch nur 55 Euro verlangt würden.
Das brachte SPD-Fraktionssprecher Dietmar Freisler auf die Palme: ,,Wenn es so wäre, dass der Preis zu hoch wäre, bestünde ja die Möglichkeit des Gemeinderates, den zu sen- ken.“ Die Freien Wähler müssten nur „mal klar sagen, was sie eigentlich wollen“.
Hans Becker, Fraktionssprecher des Bürgervereins, kritisierte die Euphorie, mit der man die Verkaufschancen beurteile. Zudem wolle seine Fraktion von der KE und der WFG ,,klar wissen, was wir machen sollen, damit Sie diese Grundstücke verkaufen.“
Dieser Bitte konnte Roland Schäfer nicht entsprechen: ,,Sie können gar nichts machen. Sie sind dem Markt ausgeliefert.“ So stimmte das Gremium denn auch ohne Gegenstimme einer Vertragsverlängerung bis 2010 mit der KE zu. Deren Vertreter sieht die Situation nicht negativ: ,,Gondelsheim hat im Gegensatz zu anderen Gemeinden immerhin Gewerbeflächen anzubieten. Und bei mehr Anfragen bleibt auch mehr hängen“. Für ihn sei daher ,,das Glas nicht halb leer, sondern halb voll“.

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