Leserbrief: Na toll!

Leserbriefvon Gunter Lange
Da haben in unserem „Korrektness-Staat“ einmal zwei unbescholtene Bürger die Zivilcourage, sich öffentlich die Fragen zu stellen, ob wir in einem Land der unbegrenzten Möglichkeiten leben oder was wir schaffen können und was nicht. Und was passiert in diesem Rechtsstaat mit grundgesetzlich garantierter Meinungsfreiheit? Es wird über sie „hergefallen“ von einem „eingenordeten“ evangelischen Christen und einem, der Zynismus nicht von ohnmächtigem Galgenhumor unterscheiden kann.

Die ersten von mir als Realisten eingeordneten Leserbriefschreiber vom 12.Oktober haben nur einige konkrete Sorgen benannt und sich Fragen gestellt, die sich jeder stellen sollte, auch wenn er vor lauter lobenswertem Einsatz für die, die bei uns ein nachvollziehbar besseres Leben suchen, den Blick für die großen Zusammenhänge vielleicht verloren hat. Deshalb empfehle ich den zweiten Leserbriefschreibern vom 14. Oktober einfach in der gleichen BNN-Ausgabe auf Seite 3 die richtigen Einschätzungen dieser Zusammenhänge vom unverdächtigen syrischen Schriftsteller Rafik Schami zu lesen.
Es kann einfach keine Lösung sein, zu glauben, dass durch Revolution ethnischer oder gebildeter Minderheiten mit subversiver Unterstützung allein geostrategisch ausgerichteter Weltmächte überall über Nacht eine funktionierende Demokratie vom Himmel fällt. Ich sage jetzt auch den so „zynischen“ Satz: Nur Naive glauben dies.

Die Hauptursache für die nach Deutschland oder Europa strömenden Flüchtlinge oder Asylsuchende sind nicht , wie immer kolportiert, vom Himmel gefallene Kriege, mit denen die Flüchtenden generell nichts zu tun hätten. Es ist vielmehr der Zerfall und Zusammenbruch der jeweiligen Staatsmacht. Dabei haben außer Einflüssen von außen auch alle ethnischen Gruppen einen Anteil, die daran mitgewirkt haben. Um einmal zur Verdeutlichung ins Extrem zu fallen: Könnten wir auch alle Flüchtende von Hunderten von Einzelvölkern innerhalb der vier großen Volksgruppen in China bei uns in Europa aufnehmen, wenn es diesen wie auf dem Balkan einfallen sollte, nach Unabhängigkeit zu streben und dabei die Waffen zu erheben?

Wir haben bisher nicht mal die politisch vereinenden Hausaufgaben innerhalb der EU geschafft. In Deutschland ist noch nicht einmal die Integration aller hier lebenden Migranten aus den außereuropäischen Kulturregionen gelungen. Wer sagt uns, dass ausgerechnet alle, die jetzt kommen, diese notwendige Anpassung an unser Rechts- und Wertesystem überhaupt wollen? Wer sagt uns, bis wann bei uns mal Mehrheitsverhältnisse entstanden sind, dass unsere Nachfahren möglicherweise erst konvertieren müssen, wenn sie mal heiraten wollen?

Wenn wir diese Fragen –auch öffentlich– nicht mehr stellen dürfen, ohne dass träumende Gutmenschen über einen herfallen und versuchen einen als Zyniker oder Rechtspopulisten in die Ecke zu stellen, dann gute Nacht armes Deutschland, gute Nacht Europa. Dann haben wir ausgeträumt. Für mich ist ein Realist, der sich Sorgen macht und der Politik Fragen stellt, lieber und sachdienlicher als ein träumerischer Idealist, der mit rosaroter Brille und einem Rucksack voller Ideale erst aufwacht, wenn das Traumschiff Europa untergeht.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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2 Antworten zu Leserbrief: Na toll!

  1. ElNino sagt:

    Mein Kompliment, wirlich gut geschriebener Artikel. So sieht die Realität leider aus. Und darüber machen sich die Menschen, die alle Flüchtlinge mit Klatschen und Singen willkommen heißen, keine Gedanken. Stattdessen werden alle nicht systemkonformen Meinungen diffamiert und in die rechte Ecke gestellt. Mit Verstand und Vernunft gehen nur noch die Wenigsten an diese Krise ran. Zu sehr haben uns die Medien und Politiker die Gehirne gewaschen.

  2. K. Ohldampf sagt:

    Dem Beitrag von Herrn Lange ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Nur schade, dass die Frau Bundeskanzlerin diesen Leserbrief (noch) nicht gelesen hat. Er könnte ihr helfen wieder klar zu sehen, um dann die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Offensichtlich hat sie schon vergessen, dass in „ihrem“ Land 2000 Tafelläden täglich eine Million hungernde Mitbürger mit Lebensmitteln versorgen und 60.000 Helfer am Rande der Belastbarkeit arbeiten. Aber wir sind ja ein „reiches“ Land und „wir schaffen das“ sagt Frau Merkel!

    http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-10/fluechtlinge-fremdenfeinde-tafeln-beleidigung

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