Klimawandel macht dem heimischen Wald zu schaffen

Stürme und vermehrtes Vorkommen von Schädlingen belasten die Bäume / Förster strukturieren Bestand neu
Unheilvolle Allianz von höheren Temperaturen und Luftschadstoffen
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Rudolphi
Kreis Karlsruhe. Wieder kein konkretes Ergebnis. Bernhard Peichl, der Leiter des Kreis-Forstamtes, ist enttäuscht vom jüngsten Weltklimagipfel auf Bali: „Ich hätte mir gewünscht, dass es zum Durchbruch kommt und die Politiker endlich konkrete Einsparziele für den Ausstoß von Treibhausgasen festlegen.“ Die Konferenz-Teilnehmer haben sich jedoch nicht auf verbindliche Klimaschutzziele verständigt. Dabei könnte aus Sicht Peichls der Wald eine wichtige Rolle spielen – eben nicht nur als betriebswirtschaftliche Größe, sondern unter ökologischen Aspekten: als optimaler Filter für Kohlendioxid, das wesentlich für die weltweite Klimaerwärmung mitverantwortlich ist.
Die Zeit drängt. „Der Klimawandel ist auch in unserer Region längst da. Das ist unbestritten“, versichert Peichl. Steigende Temperaturen verändern zunehmend den hiesigen Wald. Heiße Sommer und milde Winter haben vielfältige Auswirkungen auf den Forst im Landkreis. Wärmeliebende Parasiten finden optimale Lebensbedingungen und werden für den Wald zu einer wachsenden Bedrohung. „Seit Jahren beobachten wir mit Insekten wie Schwammspinnern und Eichenprozessionsspinnern die Vorboten des Klimawandels in unseren Wäldern“, berichtet Peichl. Das Erstaunliche: Bis in die Mitte der 90er Jahre spielten diese Schädlinge in den hiesigen Breiten so gut wie keine Rolle. Aufgrund der höheren Temperaturen sind die Schmetterlinge aus Südosteuropa zugewandert und vermehren sich mittlerweile massenhaft.

Vor allem die Schwammspinner-Raupen (siehe auch „Stichwort“) fressen ganze Bestände kahl. Die Folge: Laubbäume stehen mitten im Sommer ohne Laub da. Die Bäume erholen sich in der Regel davon, bleiben jedoch oft dauerhaft geschwächt. Mangelnde Vitalität und fehlende Abwehrkräfte werden den Bäumen dann zum Verhängnis. Andere Schädlinge wie etwa Borkenkäfer machen ihnen den Garaus, oder sie werden leichtes Opfer von Stürmen.
Apropos Stürme: Ihre zunehmende Häufigkeit ist für den Forstamts-Chef ein weiteres Indiz für den Klimawandel. „Lothar“, „Wiebke“ oder jüngst „Kyrill“ haben deutliche Spuren im heimischen Wald hinterlassen.

Peichl hat dabei nicht nur den wirtschaftlichen Schaden im Blick. Er macht sich Sorgen um den Rückgang von bestimmten Arten. So ist der Anteil an Nadelholz inzwischen von 35 auf 25 Prozent gesunken. „Das ist dramatisch“, bekräftigt der Forst-Experte. Vor allem die Fichte, die sehr sturmanfällig ist, ist betroffen. Da die Klima-Forscher noch mehr Stürme voraussagen, sieht Peichl nur eine Konsequenz: langfristig auf robustere Arten wie etwa die Douglasie auszuweichen.
Trotz der verheerenden Schadensbilanz in den vergangenen Jahren sehen die Förster in den Sturmkatastrophen auch biologische und ökologische Chancen. „Wir können bei der Umstrukturierung des Waldes effektiver vorgehen“, erläutert Peichl. Der Produktionszyklus im Wald beträgt in der Regel 100 Jahre. „Normalerweise können wir jedes Jahr nur ein Prozent des Bestandes beeinflussen. Bei den Kahlflächen geht das nun viel schneller“, berichtet der Leiter des Forstamts.

Die Umstellung sei umso wichtiger, da sich der Zustand der Bäume in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich verschlechtert habe. Klimawandel und Luftschadstoffe gehen eine unheilvolle Allianz ein, unter der die Bäume massiv leiden. Oberstes Ziel muss es nach Ansicht Peichls sein, auch unter veränderten Klimaverhältnissen möglichst viel Wald in seiner Substanz zu erhalten.

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3 Antworten zu Klimawandel macht dem heimischen Wald zu schaffen

  1. mm sagt:

    auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole : Es gibt noch ganz andere „Spinner“ die den Wald bedrohen !

  2. -el- sagt:

    „Der Klimawandel ist auch in unserer Region längst da.“
    Das interessiert die Verantwortlichen der Rüdtwaldabholzung mit Sicherheit nicht – sonst hätten sie anders entschieden.

  3. -az- sagt:

    „…Vorkommen von Schädlingen belasten die Bäume.“
    Kann im Rüdtwald nicht mehr passieren. Dort hat man die alten Bäume auf einem gesunden Waldboden rechtzeitig abgeholzt…

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