Teilzeit im Land enorm ausgeweitet

03.12.2007 Stuttgart. Die Baden-Württemberger profitieren überdurchschnittlich stark vom aktuellen Wirtschaftsaufschwung. Das betrifft nicht allein den Rückgang der Arbeitslosigkeit. Hinzu kommt, dass die weitaus meisten im Land, die eine Stelle suchen, auch eine finden. Ob diese Stelle allerdings ihren Bedürfnissen entspricht, das ist die zweite Frage. Denn getragen wird die Zunahme der Erwerbstätigen vor allem von den Teilzeitbeschäftigten. Und die können oft nicht von ihrem Einkommen leben. So haben die neuesten Zahlen über den Arbeitsmarkt, die Präsidentin Carmina Brenner aus dem Statistischen Landesamt am heutigen Montag bekannt gab, neue Diskussionen entfacht.

Im Jahr 2006 waren gut 71 Prozent der 15- bis unter 65-Jährigen Baden-Württemberger erwerbstätig. Damit liegt Baden-Württemberg deutlich über dem Bundesdurchschnitt von rund 67 Prozent und unwesentlich hinter dem Spitzenreiter Bayern (knapp 72 Prozent). Selbst im internationalen Vergleich mit den Mitgliedstaaten der Europäischen Union lag der Durchschnitt von 64 Prozent deutlich hinter Baden-Württemberg zurück.

Gravierende Änderungen in der Gesellschaft

Insgesamt liegt Baden-Württemberg an sechster Stelle in Europa. Da drei skandinavische Länder, die USA und Großbritannen besser sind, erkennt DGB-Landeschef Rainer Bliesener noch Steiegrungsmöglichkeiten, vor allem bei den Frauen, den Migranten und den Senioren.

Dennoch verbergen sich hinter einem solchen Anstieg gravierende Änderungen in der Gesellschaft. Das zeigt sich schon daran, dass es 1980 im Land 22 Prozent weniger Erwerbstätige gab. Im Hintergrund steht vor allem das Frauenbild, das sich in unserer Gesellschaft gravierend verändert hat. Während sich früher die Frauen allein der Kindererziehung widmeten, zieht es mittlerweile auch die Baden-Württembergerinnen verstärkt ins Büro oder an die Kasse des Supermarkts. Seit 1980 gibt es rund 640 000 erwerbstätige Frauen mehr, ein Plus von gut 38 Prozent.

Vier von fünf Teilzeitbeschäftigten sind weiblich
Das aber lässt sich vor allem auf einen Motor zurückführen: die enorme Ausweitung der Teilzeitarbeit. Zwischen 1980 und 2006 kamen knapp 840 000 Teilzeitstellen hinzu: ein sattes Plus von 142 Prozent. Die Vermutung, dass das vor allem Frauen betrifft, liegt richtig – schließlich dient ein solcher Job dazu, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Entsprechend sind vier von fünf Beschäftigten in den Teilzeitbranchen weiblich. Für DGB-Landeschef Rainer Bliesener liegt das vor allem an den fehlenden Plätzen für die Kinderbetreuung. Viele Frauen seien deshalb gezwungen, lediglich Teilzeit zu arbeiten.

Die Folge davon ist, dass die Zahl der Beschäftigten, die von ihrem Einkommen leben können, rückläufig ist. Bliesener sieht das mit Sorge.

Roland Peter

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Eine Antwort zu Teilzeit im Land enorm ausgeweitet

  1. -an-i- sagt:

    „Die Folge davon ist, dass die Zahl der Beschäftigten, die von ihrem Einkommen leben können, rückläufig ist.“

    Ja wer macht den solche Rahmenbedingungen???
    Das wäre ja unfassbar, wenn man hier das nicht erleben würde.
    Wie sagt man in Dänemark so treffend?
    „Bei uns stehen die Menschen im Mittelpunkt der Überlegungen . . .“

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