Gegen die tägliche Lasterflut

Fahrverbot rund um die Uhr gefordert: Brettens Oberbürgermeister will Mautflüchtlinge ganz von Bundesstraßen verbannen
ENZKREIS/BRETTEN. Das Nachtfahrverbot für Laster auf der B 294 von Bauschlott Richtung Bruchsal ist Brettens Rathauschef zu wenig. Paul Metzger macht sich für ein ganztägiges Fahrverbot gegen den Mautausweichverkehr stark.

Der Neulinger Ortsteil Bauschlott leidet seit Jahren unter einer Lasterflut. Nachdem der Bund auf Autobahnen die Mautgebühr eingeführt hatte, verdoppelte sich auf der B 294 die Zahl der Brummis. Die Gemeinden an der Autobahn begannen sich gegen den zunehmenden Mautausweichverkehr zu wehren. Doch das Nachtfahrverbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr, vor über einem Jahr eingeführt, hielt den Lasterstrom nicht auf.
Deshalb geht Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger nun aufs Ganze – er will rund um die Uhr die Mautflüchtlinge im Schwerlastverkehr von den Bundesstraßen 35 am Illinger Eck bei Mühlacker, 293 bei Heilbronn und 294 bei Pforzheim in Richtung der Melanchthonstadt verbannen.

„Tagsüber immer mehr Laster“
Neulingens Bürgermeister Michael Schmidt unterstützt die Forderung seines Kollegen: „Wir haben den Eindruck, dass vor allem tagsüber immer mehr Laster von Bauschlott nach Bretten fahren.“
Schmidt will sich auch für die Ortsumgehung Bauschlott einsetzen, auf die die Anwohner seit vielen Jahren warten, deren Planung aber in die Ferne gerückt ist. Für seinen neuen Vorschlag hat sich Paul Metzger herbe Kritik seines Parteifreundes, des CDU-Landtagsabgeordneten Winfried Scheuermann aus Illingen eingehandelt. „Metzger ist ein großer Populist, er erhebt Forderungen, die nicht umzusetzen sind“, sagt Scheuermann.
Mautflüchtlinge ließen sich vom erlaubten Güterverkehr nur schwer unterscheiden und ermitteln.Auf den Bundesstraßen, die dem weiträumigen Verkehr dienen, ist der regionale Wirtschaftsverkehr in einem Umkreis von 75 Kilometern geschützt. Und für den Quell- und Zielverkehr gilt ein freier Korridor von 20 Kilometern, „Kontrollen funktionieren da nicht“, sagt Scheuermann.

Außerdem drohe sich der Ausweichverkehr dann auf die untergeordneten Landes- und Kreisstraßen auszudehnen. Auch der Enzkreis tut sich schwer mit Metzgers Plan. „Dieser Vorschlag ist nicht Erfolg versprechend“, sagt Wolfgang Herz, Stellvertreter des Landrats. Polizeikontrollen seien ins Leere gelaufen.
Brettens Stadtoberhaupt sieht sich dagegen im Kreuzungspunkt eines Autobahnquadrats: „Bei uns trifft sich der ganze Transitverkehr von Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart und Heilbronn.“ Die Bundesstraßen 35, 293 und 294 seien aber bereits „stark befahrene regionale Verteilerstraßen“, und deren Belastungsgrenzen wären überschritten. Die Fahrzeiten von Bretten nach Pforzheim oder Stuttgart hätten sich drastisch verlängert. „Die betriebswirtschaftlichen Schäden für die Unternehmen in der Region und die Zeitverluste für Berufspendler sind enorm“, sagt Metzger.
Brettens Oberbürgermeister hat seine Forderung für ein ganztägiges Durchfahrtsverbot mit einer Studie der Stadt Heilbronn begründet. Die Modellsimulation hat ergeben, dass zwei Drittel aller Laster auf der B 293 zwischen Heilbronn und Bretten dem Mautausweichverkehr zuzuordnen sind. Werde die Bundesstraße für den Transit gesperrt, könnte die „überwiegende Zahl der Laster auf die Autobahn zurückverlagert werden“, so das Fazit des Gutachtens. Metzger lässt denn auch nicht locker: „Ich will mit Gemeinden jetzt ein Aktionsbündnis gründen.“

Auszug aus der Pforzheimer Zeitung vom 05.10.2007

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