Trauer um Claus Kretz

Nach dem Freitod des 56jährigen Landrates:
Kreis Karlsruhe. (gm) Trauer und Bestürzung herrschen nach dem tragischen Freitod des Karlsruher Landrates Claus Kretz am frühen Dienstagmorgen. Kretz, seit Mai 1997 Landrat des Kreises Karlsruhe, hatte sich nach den bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf der Bahnstrecke Malsch-St. Leon Roth vor einen Zug geworfen.
Inzwischen sind drei Abschiedsbriefe des 56jährigen an seine Frau, seinen Sohn und die Mitarbeiter des Landratsamtes in seinem Dienstwagen gefunden worden. Danach ist Claus Kretz in den Freitod gegangen, weil er die sogenannte „Forsthausaffäre“ und die damit geforderten dienstrechtlichen Verfahren und Anfeindungen nicht mehr verkraftet hat, nachdem er im Zusammenhang mit dem Kauf und der Sanierung einer Villa und der Anmietung einer dortigen Wohnung in die Schlagzeilen und in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten war. In einem offenen Brief an den Kreistag hatte sich Kretz noch vor wenigen Tagen entschuldigt, politische Fehler eingeräumt und von „sehr schweren, persönlich belastenden Wochen“ gesprochen. Die Vorwürfe und Anschuldigungen hätten ihn tief getroffen, das durch sein Verhalten und sein Handeln entstandene Bild in der Öffentlichkeit sei entsetzlich, hatte Kretz, der im Februar aus der Wohnung ausziehen wollte, geschrieben.

Ministerpräsident Günther Oettinger würdigte den Verstorbenen als einen klugen Verwaltungsfachmann und hervorragen-den Behördenleiter, der sich über die Region hinaus große Verdienste erworben habe. Der Karlsruher Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Dienstag mit einer Schweigeminute des Landrats gedacht. Karlsruhes Oberbürgermeister Heinz Fendrich zeigte sich fassungslos über die Nachricht vom Freitod des geschätzten Kollegen: „Der tragische Tod hat mich und alle hier im Haus sehr erschüttert“.

Tief getroffen zeigt sich Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger, der Kretz nicht nur kollegial, sondern auch persönlich verbunden war. Claus Kretz sei ein hervorragender Landrat gewesen, mit dem eine Zusammenarbeit auch bei unterschiedlichen Meinungen möglich gewesen sei. Metzger nennt Kretz einen „Mann des Ausgleichs“, der viel für den Landkreis und gemeinsam auch vieles für Bretten bewirkt habe. „Es ist für mich wie für fast alle ein furchtbarer Schlag“, sagt der Brettener Verwaltungschef, der von einer „systematischen Zerstörung“ des Landrats durch das von Medien verbreitete kleingeistige Parteiengezänk, das weitere offene und anonyme Reaktionen aus der Bevölkerung hervorgerufen habe, spricht. Claus Kretz habe einen politischen Fehler, aber keine Straftat begangen. „Ich wundere mich, dass man mit seinem jetzigen Schritt nicht gerechnet hat, obwohl es viele Anzeichen dafür gab“, so Metzger. „Schlimm ist, dass niemand in der Lage war, diesen völlig einsam gewordenen Mann so zu begleiten, dass er nicht in den Freitod geht“.

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3 Antworten zu Trauer um Claus Kretz

  1. phil-reform-f. sagt:

    „Der Zweck menschlichen Lebens ist, zu gedeihen und glücklich zu leben. Aufgabe der Gesellschaft ist, die Bedingungen zu garantieren, die es allen Menschen erlauben, dieses Wohlergehen und Glück zu erreichen.“
    Das Eigentum eines Individuums – beispielsweise eines Steuerzahlers – wäre so unantastbar.
    Wer demnach auf Kosten anderer und nur für sich selbst das im ersten Satz des obigen Zitats beschriebene in Anspruch nehmen will, verfehlt die Aufgabe der Gesellschaft. Oft werden die Folgen nicht mit irdischen, sondern mit kosmischen Gesetzen geregelt.

  2. In. Zi. sagt:

    „Die weiteren offenen und anonymen Reaktionen aus der Bevölkerung wurden hervorgerufen“ durch Informationen aus dem Kreistag, die in der Zeitung erschienen.
    Zuerst gab es die Aktionen des Kreistags, danach erfolgten die Reaktionen in der Bevölkerung, die dafür nicht gescholten werden darf. In einer offenen Gesellschaft ist Kritik legitim, Herr Metzger!

  3. mm sagt:

    Wie angespannt das Verhältnis Metzger – Kretz war, kann man an der Auseinandersetzung um das berufliche Bildungszentrum und um die Schliessung der Zulassungsstelle in Bretten erahnen. Dass dabei Kretz der Mann des Ausgleichs war, glaubt sicher jeder gern, der Paul Metzger kennt. Denn dem ist ein solcher Wesenszug völlig fremd. Stattdessen kennt er die „indirekten“ Methoden zum Ziel umso besser.
    Dass er nun diese tragische Situation nicht auslässt, um sich wieder als Besser-Mensch darzustellen, dem Streit („Gezänk“) und Intrigen fremd sind, wirft ein entlarvendes Licht auf den Machtmenschen Metzger, dem jedes Mittel recht ist um sich als jemand zu zeigen, der er nicht ist und nie sein wird.
    Der boshafte Seitenhieb auf die Bevölkerung, ist dabei in letzter Zeit immer öfter festzustellen, weiss hier einer, dass er durchschaut ist??

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