Funktionierende Nachbarschaft wird immer seltener

Brettener Polizei verzeichnet steigende Zahl von Beschwerden über Ruhestörung / Tipp: Nachbarn einladen
Bretten (mh). 22 Uhr. Das Thermometer zeigt immer noch über 25 Grad an. Im Wohnungsinnern sind es noch einige Grade mehr. Da bleibt nur die Flucht auf die Terrasse oder in den nächsten Biergarten. Das kühle Getränk und das Grillsteak versprechen Linderung, jedoch nicht immer zur Freude der Nachbarn und Anwohner. „Die Zahl der Ruhestörungen ist deutlich angestiegen“, berichtet denn auch Rolf Hilpp, Leiter des Polizeireviers Bretten. Am Wochenende seien von Freitag auf Samstag alleine in der Zeit zwischen 22 Uhr und Mitternacht neun Ruhestörungen gemeldet worden und in der darauf folgenden Nacht sieben weitere. Und das seien nur die größeren gewesen. Größer bedeute, dass mehrere Beschwerden über dieselbe Störung eingehen.
Natürlich spiele das Wetter eine entscheidende Rolle bei der Suche nach der Ursache für die gestiegenen Ruhestörungen, sagt Hilpp. Doch der Leiter des Polizeireviers erkennt darin auch einen allgemeinen Trend: „Die Leute sind wesentlich empfindlicher geworden.“ Dadurch werde auch häufiger die Polizei gerufen. „Eine funktionierende Nachbarschaft wird immer seltener“, lautet seine Erklärung für den schnellen Griff zum Hörer. Da werde die private Grillparty in Nachbars Garten schnell als Belästigung empfunden.
Hilpp rät in diesen Fällen zu etwas mehr Gelassenheit und Verständnis. Wer sich heute beschwere, plane vielleicht schon nächste Woche selbst ein Gartenfest und sei dann ebenfalls auf das Verständnis seiner Nachbarn angewiesen. Im Normalfall plane doch niemand, seine Umgebung zu stören. Es entstehe eben ein gewisser Lärmpegel, wenn mehrere Menschen zusammenkämen. „Wer ein Fest im Freien plant, der sollte sich vorher Gedanken machen, wer in seiner Nachbarschaft wohnt. Wenn dort ältere Menschen, Kranke oder Kinder wohnen, dann sollte man auch dem entsprechend Rücksicht nehmen“, empfiehlt Hilpp. Es schade auch nichts, seine Nachbarn im Vorfeld zu informieren oder sie ebenfalls einzuladen.
Der Leiter des Polizeireviers ist sich bewusst, dass diesen Sommer viel Toleranz gefragt ist. Weltmeisterschaft, Vereins- und Straßenfeste sowie dauerhaft mediterrane Temperaturen sorgen dafür, dass sich das Leben vor allem am Abend im Freien abspielt. Deshalb hat er auch besonderes Verständnis für Anwohner von Biergärten. Dort sei die Lärmbelästigung die ganze Woche über beträchtlich, im Gegensatz zu den privaten Grillfesten.
Laut geht es zuweilen auch auf öffentlichen Plätzen zu. Quelle hierfür sind laut Hilpp oftmals Jugendliche, die sich auf Bolzplätzen, auf Marktplätzen oder in den Ortszentren treffen. Komme dann noch Alkohol mit ins Spiel, würden die Jugendlichen mutiger. Die Folge davon seien Begleiterscheinungen wie Sachbeschädigungen. „Da ist bei parkenden Autos schnell mal ein Außenspiegel abgerissen oder eine Antenne abgeknickt“, erläutert Hilpp.
Wer auch immer die Ruhestörung auslöse, die Polizei gehe jedem Anruf nach, betont Hilpp. Meist würden die Beamten bei der Anfahrt schon mitbekommen, ob es sich um größere Belästigungen handle. Den Verursachern werde ins Gewissen geredet. „In der überwiegenden Zahl der Fälle fruchtet das auch“, so der Leiter des Polizeireviers.
Fehle allerdings die Einsicht, könne es beispielsweise zur Beschlagnahmung von Musikanlagen oder zum Platzverweis auf öffentlichen Plätzen kommen.

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