Raucher müssen künftig draußen ihrem Laster frönen

Stadt stellt über 100 „Kippen-Aufnahme-Behälter“ auf
OB: „Das Gesetz ist eine Unverschämtheit“
Von Thilo Kampf und Miriam Steinbach
Bretten. Schlechte Zeiten für Raucher: Am 1. August tritt das neue Nichtraucherschutzgesetz in Kraft. Das bedeutet konkret, dass nicht nur für die knapp 300 Beschäftigten der Stadt Bretten, sondern für alle Besucher des Rathauses und der anderen öffentlichen Gebäude (vom Melanchthonhaus über das Alte Rathaus bis hin zum Baubetriebshof und den Stadtwerken) ein generelles Rauchverbot gilt.

Damit nicht genug: Auch in den Brettener Gaststätten müssen die Glimmstängel in der Packung bleiben. Zumindest dort, wo es nur einen Gastraum gibt, wie beispielsweise in den Lokalen am Marktplatz. Die Meinung der Wirte ist geteilt: Froh über das Rauchverbot sind Oliver Dörr („Galerie“) und Ingo Jäger („Altes Rathaus“). „Ich finde es gut, dass der Staat in die Privatsphäre der Bürger eingreift, denn ansonsten klappt das ja nicht“, meint Nichtraucher Jäger. Dörr freut sich besonders darüber, dass er in Zukunft die Räume seiner Kneipe nicht mehr so oft streichen muss. „Durch den Rauch sind die Wände immer schnell vergilbt.“
Wenig erfreut über das Rauchverbot ist dagegen Stefanie Roth („Schweizer Hof“). Sie hat zwar ein kleines Nebenzimmer, doch müsste sie in dieses erstmal eine Abluftanlage einbauen. „Ob sich das rechnet, bezweifle ich stark.“ Am meisten ärgert sich die Raucherin darüber, dass ihr der Staat keine Entscheidungsfreiheit lässt. „Da wird einem einfach die Autonomie genommen.“
„Krone“-Pächter Drago Prgic verfügt zwar über ein abgetrenntes Zimmer, führt aber trotzdem ein generelles Rauchverbot ein. „Es sollen ja die anderen Wirte nicht benachteiligt werden, die nicht diese Voraussetzung haben.“ Der Großteil seiner Gäste sei gegen das Rauchverbot. „Viele werden wohl nach dem Essen nicht mehr sitzen bleiben, sondern nach Hause gehen, wo sie rauchen können.“

Oder auf die Straße: Weil die Verantwortlichen im Rathaus, allen voran Oberbürgermeister Paul Metzger, den Ernst der Lage erkannt haben, sollen nun über 100 „Kippen-Aufnahme-Behälter“ (Metzger) aufgestellt werden. So könnten beispielsweise Besucher des Melanchthonhauses, des Bürgerservice oder des Stadtmuseums wenigstens draußen ihrem Laster frönen. Die Kosten für diese Behälter bezifferte Metzger auf rund 40 000 Euro (inklusive deren Aufstellung). Er hoffe, dass sich auch die Brettener Gastronomen an der Aktion beteiligten – und die Behälter dann auch leerten. Karin Franz, Leiterin des Ordnungsamtes, ist sich sicher, dass das neue Nichtraucherschutzgesetz ansonsten „keine nennenswerten Kosten“ nach sich ziehen werde.

Für die Bediensteten der Verwaltung werde im Rathaus ein Raucherzimmer eingerichtet, kündigten der passionierte Raucher Metzger und Nichtraucherin Susanne Hess, Leiterin des Hauptamtes der Stadt, an. Wer allerdings dort qualme, müsse die dafür benötigte Zeit nacharbeiten. „Rauchen gehört nicht zum Dienst“, erklärt Metzger.
In seinem Amtszimmer will sich der OB übrigens das Rauchen nicht verbieten lassen. „Das wird dann eben kein Besprechungsraum mehr. Ich nehme im Übrigen Rücksicht, wenn jemand nicht raucht und lasse es dann auch bleiben.“ Er selbst, erzählt der Verwaltungschef, sei bis vor kurzem dabei gewesen, sich das Rauchen abzugewöhnen. „Aber nach diesem Gesetz regt sich in mir ein großes Protestpotenzial und ich sage: Jetzt erst recht.“

Die vom baden-württembergischen Landtag beschlossene Regelung kritisiert der OB als „gesetzgeberische Unverschämtheit“: Das Gesetz werde nicht zu mehr Mitverantwortung führen, sondern zu „einer weiteren negativen Entwicklung in unserer Gesellschaft“. Nun seien klagewütigen Mitmenschen Türen und Tore geöffnet, befürchtet Metzger.
Nach seiner Kenntnis soll die Einhaltung des Rauchverbotes vom Ordnungsamt der Stadt überwacht werden. Trotzdem soll die Zahl der Vollzugsbeamten nicht aufgestockt werden. Laut Karin Franz können Bußgelder in Höhe von 40 Euro bis 150 Euro (im Wiederholungsfall) verhängt werden. Dies gelte für alle Bereiche – also auch die öffentlichen Gebäude.

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2 Antworten zu Raucher müssen künftig draußen ihrem Laster frönen

  1. Man. sagt:

    Die Art und Weise seiner Kritik hört sich unverschämt an.

  2. Zach. sagt:

    Herr Metzger: Was ist eine „gesetzgeberische Unverschämtheit“?

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