Eltern jubeln über den

Verwaltungsrichter setzen die Rechtsverordnung aus
Anwalt: Das ist wie ein Fünfer im Lotto
Von unseren Redaktionsmitgliedern Wolfgang Voigt und Rainer Haendle
Karlsruhe/Stuttgart. Diesen Tag vor der Zeugnisausgabe im Jahr 2007 werden weder die Eltern entlang der Rheinschiene noch Kultusminister Helmut Rau (CDU) so schnell vergessen: „Ich habe einfach nur gejubelt“, erzählt Landeselternbeiratsvorsitzende Christiane Staab (Karlsruhe) von dem Augenblick kurz vor 9 Uhr, als sie von Anwalt Dirk Herrmann über den juristischen Sieg gegen das Land in Sachen Pflichtfranzösisch informiert wurde. Die Nachricht von der überraschend deutlichen Entscheidung des Mannheimer Verwaltungsgerichtshofs (VGH) verbreitete sich am Vormittag in Windeseile in den Elternkreisen und betroffenen Gymnasien zwischen Karlsruhe und Lörrach.


Die Richter hatten die Rechtsverordnung des Kultusministers zur Einführung von Französisch als erste Pflichtfremdsprache an den Gymnasien entlang des Rheins auf Antrag der Karlsruher Mutter Heike Dillmann und ihres Sohnes gekippt. „Das ist wie ein Fünfer im Lotto“, kommentiert Anwalt Herrmann den Erfolg, der durch die Spenden von mehreren hundert Eltern und Unternehmen ermöglicht worden war.
Punkt 11.30 Uhr treten die strahlenden Elternvertreter in den Räumen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Karlsruhe vor die Presse. Der Landeselternbeirat habe bereits seit Jahresbeginn auf mögliche Grundrechtsverletzungen hingewiesen, sagt Christiane Staab und äußert ziemlich deutlich die Hoffnung, „dass wir in Zukunft mehr offene Ohren finden im Kultusministerium“. Uwe Bimmler, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft gymnasialer Eltern, erklärt: „Auf der Seite der Eltern und Schüler gibt es nur Gewinner“. Seine Vertreterin Sylvia Wiegert erinnert an die etwa 35 württembergischen Gymnasien, die nach dem Urteilsspruch freiwillig wieder Französisch als erste Fremdsprache anbieten können.
Freiwilligkeit vor Zwang beim Sprachenlernen — diesen Grundsatz betont auch IHK-Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Mengele. Die Rheinschiene habe nicht gegen Französisch, sondern für Englisch gekämpft. „Die Diskussion, die uns aufgezwungen worden ist, hat der guten Nachbarschaft zu Frankreich geschadet“, berichtet der Vertreter der regionalen Wirtschaft.
Kurze Zeit später tritt Kultusminister Rau an der Seite von Regierungschef Günther Oettinger in Stuttgart vor die Landespresse und verkündet zerknrischt, dass er seine Pläne nicht weiterverfolgen werde. Ganz freiwillig kommt der Rückzug nicht: „Rau ist zurückgepfiffen worden“, so ein Beobachter.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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4 Antworten zu Eltern jubeln über den

  1. f/gl. sagt:

    Armselige öffentliche Uneinsichtigkeit für Argumentationen und in deren Folge allgemeine Unnachgiebigkeit verbunden mit rechthaberischem und unzugänglichem Beharren mußten unweigerlich zu diesem gerichtlichen Ergebnis führen.

  2. ak sagt:

    Eine Schulpolitik gegen Eltern und Schüler wird auf Dauer regelmäßig scheitern.
    Zu dieser Erkenntnis braucht man kein Kultusminister eines Bundeslandes zu sein.

  3. zyw. sagt:

    Ein weiteres Fettnäpfchen für Herrn Oettinger, der bis zuletzt treu zu seinem Parteifreund stand.

  4. M.-Zieb. sagt:

    Wer zuletzt lacht, lacht am besten! – Die Landeselternbeiratsvorsitzende Christiane Staab.

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