„Wie eine normannische Festung“

Klares Votum des Gemeinderats für die Deuerer-Pläne im Rüdtwald bei Gölshausen
Bretten (ba). Die Firma Deuerer ist der Verwirklichung ihrer Umsiedlung ins Gölshäuser Industriegebiet einen Schritt näher gekommen. Der Gemeinderat billigte in seiner jüngsten Sitzung (bei drei Enthaltungen) die erste Änderung des Rüdtwald-Bebauungsplans, der die wesentlichen Bauvorschriften regelt. Darin wird unter anderem zugelassen, dass auf das 25 Meter hohe Hochregallager noch drei Meter hohe Aufbauten gesetzt werden dürfen (etwa Solar-Paneelen, aber keine Reklameschriften), und dass dessen Grundfläche von zunächst 50 auf 100 Meter nun auf 100 Meter im Quadrat verdoppelt werden kann.

Nicht einverstanden damit ist der Ortschaftsrat Gölshausen, wie Ortsvorsteher Hartmann deutlich machte. Sein Gremium habe zwar im September einer Lagerhöhe von 25 Meter zugestimmt – aber das müsse auch reichen. „Weiteren drei Metern konnte der Ortschaftsrat nicht zustimmen.“ Bedenken meldete Hartmann auch wegen der Zahl der Parkplätze und der Dauerhaftigkeit des Wald-Schutzstreifens vor dem Deuerer-Areal an.

„Wir haben die Firma Deuerer gottseidank hier und wollen sie weiter hier haben“, erwiderte Michael Nöltner (CDU). Das Unternehmen biete nicht nur Arbeitsplätze für Niedrigqualifizierte, sondern sichere der Stadt auch Steuereinnahmen. „Deshalb akzeptieren wir die Erweiterung der Kubatur.“ Heinz Lang (SPD) bezeichnete es als „äußerst albern“, über die Lagerhöhe zu reden, wenn man das Wössinger Zementwerk vor Augen habe. „Wir wollen endlich hier die Bebauung zulassen“, forderte Lang und verwies darauf, dass mit den Gewerbesteuereinnahmen auch Dinge wie der Ganztagsunterricht an Brettener Schulen finanziert würden.

Otto Mansdörfer (Grüne) versicherte: „Wir werden in keinster Weise die Deuerer-Ansiedlung ver- oder behindern.“ Vorher hatte er aber darauf hingewiesen, um welch massiven Baukörper es sich bei einem Hochregallager von 100 auf 100 Metern bei einer Gebäudehöhe von 25 Metern es sich hier handele. „Das steht da wie eine normannische Festung“, sagte Mansdörfer.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

8 Antworten zu „Wie eine normannische Festung“

  1. Dold sagt:

    Ich habe gehört die Firma Deuerer beschäftigt viele Leute aus Ungarn. Wer kann dazu was sagen.
    Das sind dann doch bestimmt Billiglöhner, die den Lohn drücken.
    Wie ist überhaupt die Bezahlung bei Deuerer? Lohnt sich eine Bewerbung?

    Danke für eine Info

  2. h - z sagt:

    Keine Festung der Welt hält des Menschen Dummheit stand.
    Quelle: Unbekannt.

    Jeder Mensch hat ein Brett vor dem Kopf. Es kommt nur auf die Entfernung an.
    Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (13.09.1830-12.03.1916)

  3. Pollak sagt:

    ich schlage vor, die Fassade dieser Festung mit den Porträts dieser „Normannen“ zu verschönern. Zusammen mit dem dazu passenden, exquisiten Geruch, verspricht dies ein besonderes Walderlebnis!

  4. B. Rain sagt:

    Zum Kommentar von Fragezeichen.
    Wie sagten die alten Römer? … (Steuer-) Geld stinkt nicht!

  5. Fragezeichen sagt:

    „Wir haben die Firma Deuerer Gott sei dank hier und wollen sie weiter hier haben, erwiderte Michael Nöltner (CDU). Das Unternehmen biete nicht nur Arbeitsplätze für Niedrigqualifizierte, sondern sichere der Stadt auch Steuereinnahmen.“

    Wollte Herr Nöltner diese Firma auch im Rüdtwald haben, wenn er in Gölshausen wohnen würde? Für wen werden denn Arbeitsplätze geboten? Wie viele Brettener Arbeitlose könnten denn hier ein ausreichendes Einkommen erzielen?
    Lassen sich in Bretten mit Geld – sprich Steuereinnahmen – Gemeinderatsbeschlüsse so leicht „erkaufen“?

  6. ghg sagt:

    Ergänzung zum Kommentar von Beno am 19. November, 2010

    Ein Hochregallager wie eine normannische Festung.
    Wie tief kann man als Grüner noch sinken, wenn man ein geplantes Riesen-Bauwerk in einem ehemals gesunden Wald mit einem Begriff belegt, der im 11. Jahrhundert aktuell war. Ein Lehrer für Geschichte (im Gemeinderat) kann sich durchaus so äußern.

    Ich glaube aber nicht, dass er dieser Berufsgruppe im weitesten Sinne angehört. Ich vermute ihn eher in einer Bürotätigkeit. Da fallen einem solche seltsamen Sprüche ein.

  7. Beno sagt:

    Hallo Blogleser,

    diese Entscheidung des Gemeinderates ist für den Bürger nicht nachvollziehbar, wenn selbst die Grünen dieser „Festung“ zustimmen. Die Brettener Grünen werden sich bei den Landtagswahlen auch an solchen Vertretern messen lassen müssen.

    Wer ist dann noch wählbar ?

    Da kann der Bürger doch gleich Hape Kerkeling wählen.

    Der Steuerzahler fragt sich warum umfangreiche
    und teure Gutachten zur Weitsicht des Hochregegallagers erstellt wurden und jetzt der Gemeinderat ohne weitere Prüfung die Erhöhung auf 28m -einstimmig- durchgewunken hat 🙁

    Erst wurde die Höhe um 5m reduziert und jetzt plötzlich ungeprüft um 3m erhöht = Höhe um 2m reduziert.

    Klasse Arbeit !

    Aufgrund der Steuerkraft der Fa. Deuerer, wird der Gemeinderat auch in Zukunft alle Wünsche erfüllen.

    Frohe Weihnachten

  8. blogleser sagt:

    „Der Mangel an Urteilskraft ist eigentlich das, was man Dummheit nennt, und einem solchen Gebrechen ist gar nicht abzuhelfen.“ – Immanuel Kant,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert