Noch ein weiter Weg, bis der erste Baum im Rüdtwald fällt

Gleich drei Behördentermine zur Erweiterung des Industriegebiets Gölshausen gestern im Brettener Rathaus
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier

Bretten. Dass das Gölshäuser Industriegebiet in den Rüdtwald hinein erweitert werden soll, hat der Gemeinderat schon vor geraumer Zeit beschlossen. Doch zwischen dieser Entscheidung und dem Fällen des ersten Baumes liegt noch ein weiter Weg wie gestern im Brettener Rathaus deutlich wurde.

Bei gleich drei Behördenterminen im großen Ratssaal ging es von morgens bis abends nur um den Rüdtwald: Am Vormittag erörterten Mitarbeiter der Körperschafts-Forstdirektion Freiburg mit den so genannten Trägern öffentlicher Belange den Antrag zur Umwandlung von 22 Hektar Wald in Gewerbefläche. Am Nachmittag ging es um die notwendigen Änderungen des Regionalplans und der Naturpark-Verordnung. Während bei der morgendlichen Forst-Erörterung die Öffentlichkeit zugelassen war, fanden die Termine am Nachmittag hinter verschlossenen Türen statt. Alle drei Veranstaltungen waren notwendige Schritte, um für den Rüdtwald einen Bebauungsplan aufstellen zu können.

„Wir wollen die Stellungnahmen erörtern, die zu der geplanten Waldumwandlung eingegangen sind, Unklarheiten ausräumen und feststellen, welche Nacharbeiten erforderlich sind, um eine Entscheidungsgrundlage zu haben“, erklärte Helmut Butz von der Forstdirektion. In dieser Entscheidung werde es dann ausschließlich um die Frage gehen, ob hier nach dem Landeswaldgesetz die Umwandlung von Wald in Industriefläche möglich ist.

Aus der Bevölkerung seien nach der öffentlichen Auslegung der Pläne keine Einwendungen eingegangen, informierte Tobias Volg von der Forstdirektion. So ging es beim gestrigen Termin ausschließlich um Stellungnahmen, die von Trägern öffentlicher Belange abgegeben worden waren. Breiten Raum nahmen dabei die Bedenken der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes sowie des BUND ein, aber auch das Landwirtschaftsamt kam mit seiner Sorge zu Wort, dass wertvoller Ackerboden geopfert werde, um Ersatzpflanzungen für die gefällten Bäume anzulegen. Dabei äußerten sich die Naturschützer sehr eingehend zu Verfahrensfragen, kritisierten mangelnde Beteiligung sowie einzelne Aussagen der Umweltverträglichkeitsstudie. Die Kreisbehörde stellte fest, Belange des Artenschutzes seien unzureichend behandelt worden. Der BUND befasste sich unter anderem mit der Wiederaufforstung, der Frischluftzufuhr für Gölshausen und den Folgen für den Wasserhaushalt. Überhaupt sei der Bedarf an neuer Industriefläche in Bretten nicht ausreichend begründet.

Tatsächlich sah Helmut Butz von der Forstdirektion Freiburg in einigen Punkten Nachholbedarf, etwa bei Aspekten des Artenschutzes und bei hydrologischen Fragen. Die weitaus meisten Einwendungen etwa zu verfahrenstechnischen Fragen oder zur Frischluftversorgung Gölshausens sahen die Forstvertreter jedoch als bereits geklärt an.

Eine klare Stellungnahme für den Plan der Stadt Bretten gab Dr. Gerd Hager vom Regionalverband mittlerer Oberrhein ab. „Der Naturschutz ist wichtig, aber nicht der alleinige Belang. In Bretten bestehe echter Bedarf an Industriefläche. „Bei der Gesamtabwägung aller Aspekte ist der Rüdtwald die beste Alternative. Die Stadt hat hier regionalplanerisch die richtige Entscheidung getroffen.“ Deshalb sei man auch dabei, den Regionalplan entsprechend zu ändern.

Oberbürgermeister Metzger rechtfertigte die Rüdtwald-Pläne und wies auf die Ersatz-Aufforstungen hin. 37 Hektar neuer Wald sollen gepflanzt werden, um den Verlust von 22 Hektar Rüdtwald auszugleichen. Ob der hohe Faktor von 1:1,7 angesichts der bereits bestehenden Waldschäden gerechtfertigt sei, stellte der OB in Frage. Keineswegs aber dürfe man der Landwirtschaft guten Ackerboden entziehen.

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Eine Antwort zu Noch ein weiter Weg, bis der erste Baum im Rüdtwald fällt

  1. -r-n- sagt:

    Wer hätte das gedacht! Am Vormittag war die Öffentlichekeit zugelassen. Wer hat das eigentlich gewußt? Das war vorher nirgendwo zu lesen. Ist das ein Beispiel einer Desinformation, oder hatten die Verantwortlichen die Hosen gestrichen voll, weil sie befürchteten, dass kritische Besucher kommen könnten und die wacklige Situation live miterleben durften?

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