Anschluss erwünscht, aber wer soll ihn bezahlen?

Wunsch nach schnellem Internet beschäftigt den Rat
Kabel, Glasfaser und Funk sind möglich
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. Mal schnell im Internet nachschauen, wie das Wetter morgen wird oder rasch eine Fahrkarte kaufen – für viele Brettener ist das ebenso normal wie das Licht einzuschalten oder den Wasserhahn aufzudrehen. Es sei denn, sie wohnen in Dürrenbüchig, Sprantal oder Ruit. Diese drei Stadtteile haben eine nur sehr mangelhafte Verbindung zum weltweiten Datennetz. Der schnelle Standard DSL funktioniert hier aus technischen Gründen nicht.

Für einen zeitgemäßen Anschluss müssten entweder neue Kabel verlegt oder ein Funknetz aufgezogen werden. Wie das funktionieren könnte, erklärten Sprecher von drei Telekommunikations–Unternehmen am Dienstag im Brettener Gemeinderat. Wobei sie zwar keine Zahlen auf den Tisch legten, wohl aber klar machten, dass ihre Leistungen auch ihren Preis haben.

„Wir können unsere Leistungen nicht erbringen ohne einen gewissen Zuschuss“, sagte der Vertreter der Telekom. Dieser Zuschuss könne geringer ausfallen, wenn ein Minimum von Nutzern garantiert wird. Eine Mindestzahl von Kunden möchte auch die Firma Vodafone gewährleistet wissen, wenn sie die drei unterversorgten Stadtteile mit einem Funknetz nach dem Standard UMTS anbinden würde. Diese Zugänge wären allerdings nicht ganz so leistungsfähig wie solche über Leitung – bei spürbar höheren Tarifen. Von der Stadt würde Vodafone Unterstützung bei der Suche nach Antennenstandorten erwarten.

Wesentlich schnellere Verbindungen versprach der Vertreter der Firma Skytron, die ebenfalls Internet über Funk anbietet. Er unterstrich vor allem die geringe Strahlungsbelastung bei diesem System, das im Raum Pforzheim bereits eine gewisse Verbreitung gefunden habe. Wie beim UMTS-Funksystem müssten die Nutzer auch hier zunächst in die häusliche Infrastruktur investieren.

Für den Anbieter Telemaxx, an dem auch die Stadtwerke Bretten beteiligt sind, erklärte deren Geschäftsführer Stefan Kleck die Möglichkeiten einer Glasfaser-Alternative zum Kabelanschluss der Telekom. „Nicht ganz kostenneutral für die Stadt“, aber mit der selben Qualität wie bei der Telekom lasse sich hier eine Versorgung ohne Mindestkundenzahl erreichen.

Alle Firmenvertreter erklärten, sie könnten den Anschluss in relativ kurzer Zeit realisieren, wenn erst einmal die vertraglichen und finanziellen Voraussetzungen erfüllt sind. Nach maximal einem Jahr könnte der schnelle Anschluss ans Netz geschafft sein.

„Ich bin nicht dafür zu gewinnen, dass die Stadt Leerrohre für eine Million Euro verlegt, die Unternehmen ziehen ihre Kabel rein und verdienen Geld damit“, machte Oberbürgermeister Metzger seine Position deutlich. Metzger kritisiert vor allem, dass das Telekommunikationsgesetz den Bürgern nur den Zugang zum Telefonnetz gerantiere, nicht aber einen zusätzlichen Übetragungsweg für moderne Medien.

„Leider lehnen sich nun die Telekommunikationsunternehmen mit dem Hinweis auf ihre Unzuständigkeit zurück und lassen sich Leitungstrassen von den Kommunen im ländlichen Raum bezahlen.“ Es könne aber nicht sein, dass die Investitionskosten für eine flächendeckende Internetversorgung von der Allgemeinheit getragen würden und die Unternehmen anschließend aus dieser Infrastruktur heraus Gewinne erzielen. OB Metzger hat sich mit dieser Sorge schriftlich an Bundeskanzlerin Merkel gewandt, die hochgesteckte Ziele für die Versorgung des ländlichen Raumes mit Internet-Zugängen verkündet hat.

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2 Antworten zu Anschluss erwünscht, aber wer soll ihn bezahlen?

  1. mm sagt:

    anstatt lächerliche Mäuerchen und „Dächle“ zu bauen, könnte sich der „Macher“ mal ein Beispiel an der badischen Gemeinde Waldstetten nehmen. Die Bürger dort buddeln mit ihrem Bürgermeister zusammen ein Glasfaserkabel in die Erde und haben damit anschließend eine Top Internetverbindung, kein Folklore-Museum a la Bretten!

  2. RL sagt:

    Wöre der return-of-investment-innerhalb-12-Monate-Wahn endlich mal zu Ende und würde man mal in etwas längeren Zeiträumen denken wäre dies mit dem bezahlen überhaupt kein Problem. Leider ist das Thema Nachhaltigkeit und langfristige Dinge leider nicht so recht vereinbar mit der heutigen Zeit.

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