Leserbrief : Scheibenschießer unter Generalverdacht

Zur Diskussion nach dem Amoklauf:
Nach dem schrecklichen Ereignis von Winnenden tauchen viele „Empörungseiferer“ auf. Selbsternannte „Welterklärer“ aus Politik und anderen gesellschaftliche Gruppierungen ringen dann in Talkshows um die vermeintlich beste Lösung. Das Krisenmanagment aus dem Kanzleramt forderte gar unangemeldete Kontrollen bei Waffenscheinbesitzern. Wie die Kontrolle bei den nicht registrierten Waffenbesitzern aussehen soll, wurde nicht mitgeteilt.

Leider lässt sich eine solche Tat trotz Regulierungs- und Kontrollmechanismen nicht ohne weiteres verhindern – selbst wenn alle Schützenvereine verboten würden. Die Vereine und deren Mitglieder sind nicht das eigentliche Problem und können für die Tat eines Einzelnen nicht unter Generalverdacht gestellt werden.

Handfeuerwaffen in Privatbesitz gibt es nicht erst seit der Tat von Winnenden. Ego-Shooter-Spiele, deren Verbot jetzt gefordert wird, sind schon seit Jahren auf dem Markt. Der Lobbyismus, (die Korruption der Demokratie) und anderen Verwerfungen in der Gesellschaft sind der Hemmschuh, um nachhaltig die Situation zu verbessern. Die Politik kann und will dem offenbar nichts entgegensetzen. Die Vorkommnisse zeigen einmal mehr, wie sich ein System verselbständigt hat und welche Auswüchse daraus resultieren.

Nachfolgende Geschehnisse eines Medien-Events verdeutlichen die ganze Misere. So hat quasi bereits mit dem letzten Schuss des Täters der Winnender OB eine Anfrage des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ZDF als Gast für die Talk-Show „Berlin Mitte“ erhalten. Eine Journalistin (SWR1) hat in einer Radiosendung mitgeteilt, dass es wegen der Trauerfeierlichkeiten ein „Public Viewing“ so wie bei der WM 2006 für Trauergäste geben soll. Ein privater Fernsehsender veröffentlichte bereits einen „News Rap“ über den Täter Tim K.
Trauer und Empörung haben halt ein kurzes Verfallsdatum.

Reinhold Georg Kuttler Gölshäuser Lücke 3 Bretten

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Eine Antwort zu Leserbrief : Scheibenschießer unter Generalverdacht

  1. RL sagt:

    Stimmt schon… Eine Trauerfeier als Event… Ist fast so pervers wie ein Amoklauf selbst.

    Neben jedem Amoktoten von Winenden muss man sich einen Leichenhaufen von über 13000 Leichen vorstellen. Dann hat man in etwa die Zahl der deutschen Bürger die im Jahr 2006 durch Alkohol und Zigaretten ums leben kamen.

    Schon komisch, dass man dies nicht so in den Medien unter die Lupe nimmt…

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