Anzahl der Neugeborenen hat sich halbiert

OB Metzger will Familienpolitik verstärken – Brettener Statistik für die letzten zehn Jahre belegt:
Bretten. (gm) Wer heute auf die Welt kommt, hat die besten Chancen Leon oder Marie zu heißen – das nämlich sind zur Zeit die beliebtesten Vornamen in Deutschland – aber er hat immer weniger Chancen auf Geschwister. Dramatisch gesunkene Kinderzahlen gibt es auch in Bretten. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Anzahl der neu geborenen Einwohner halbiert: Von 328 im Jahr 1997 ging sie auf 178 im Jahr 2007 zurück – wobei in diesem Jahr noch einige Neuankömmlinge zu verzeichnen sein werden.
Für Oberbürgermeister Paul Metzger sind die Zahlen alarmierend („sie streben weiter nach unten“) – und Anlass, die Stadt Bretten noch stärker als bisher familienfreundlich zu profilieren. Mehr Krippenplätze, Ausbau der Ganztagsbetreuung in den Grundschulen, Bonusregelung für Familien mit Kindern (wie beim Neubaugebiet Steiner Pfad) beim Erwerb von städtischen und privaten Baugrundstücken oder Gebäuden, vorzugsweise in den Ortskernen – letztlich stehen dabei auch die Kindergartengebühren auf dem Prüfstand. Das Thema bezahlbarer Wohnraum für junge Familien spart Metzger nicht aus, macht aber deutlich, dass die Stadt alleine das nicht schafft, dass auch Land und Bund Aufgaben zu übernehmen haben: „Junge Familien brauchen eine verlässliche Unterstützung. Das sollte dem Staat wichtig sein. Sozialer Wohnungsbau beispielsweise ist von der Kommune kaum noch zu realisieren, das gehört zum Verschiebebahnhof des Landes“.

„Die Realität hat uns bei den Schulen schon eingeholt“, macht Metzger eine Entwicklung deutlich, die er „traumatisch“ nennt. Bei der Stadt gibt es bereits Überlegungen, welche Grundschulen in der Zukunft überhaupt noch erhalten bleiben können. Umstrukturierungen mit der Aufhebung der jetzigen Schulbereiche sind angedacht – allerdings beziehen sie sich augenblicklich besonders auf eine Ausweitung der Grundschul-Ganztagsbetreuung auf die zweite Brettener Grundschule, beziehungsweise die Ausweisung einer gesamten Grundschule nur als Ganztagesbetrieb. Denn Ganztagsplätze sind stark nachgefragt, zumal das Schulamt Bretten mit seiner mittelzentralen Funktion auch Kinder aus Nachbargemeinden zuweist, wenn zwingender Bedarf besteht. „Wir müssen das Angebot weiter aufstocken“, stellt der Oberbürgermeister fest und bezieht dabei auch Krippenplätze mit ein: „Auch hier sehe ich eine Priorität. Es gilt es das Angebot weiter zu verbessern“.

Ein Problem, das Metzger in diesem Zusammenhang sieht, sind die Gebühren für Krippenplätze. In privaten Kindertagesstätten zum Beispiel werden für einen Platz bis zu 300 Euro im Monat fällig. Junge Mütter, die wenigstens über einen 4oo Euro- oder Halbtagsjob den Anschluss an das Berufsleben nicht verlieren wollen, arbeiten dann fast nur noch für die Kinderbetreuung. „Dafür, dass sie nicht abgehängt werden, müssen sie den gesamten Verdienst aufwenden“, stellt Metzger fest, der gerne auch die Kindergartengebühren, wie es jetzt die Stadt Heilbronn getan hat, auf null fahren möchte. Aber: „Aktuell können wir nicht komplett auf die gebühren verzichten. Wichtig ist, dass die Überlegungen umgesetzt werden, zumindest das letzte Kindergartenjahr gebührenfrei zu machen“. Wobei Metzger darin eher eine Bildungsoffensive – Vorbereitung auf das erste Schuljahr – als eine Unterstützung der Familien sieht.

Generell macht das Brettener Stadtoberhaupt, das auch ein Mehr an Bolz – und Spielplätzen im Visier hat, Druck in Richtung Land und Bund: „Es fehlt an einer konsequenten und koordinierten Gesamtförderung von Familien. Wir können manches tun, aber es dürfen den Kommunen nicht immer mehr Aufgaben zugewiesen werden, während man gleichzeitig Förderungen abspeckt“. Metzger bezieht sich dabei auch auf das „heiße Eisen sozialer Wohnungsbau“: „Was da passiert ist, empfinde ich als Frechheit. Es macht es den Kommunen unmöglich, hier tätig zu werden“.

Familienfreundlichkeit ist auch ein wichtiger Standortfaktor. Aber Firmen werden gegenwärtig von der Stadt in Sachen Familienfreundlichkeit nicht in die Pflicht genommen. Auch bei der Ansiedlungspolitik bleibt dieser Punkt ausgespart. „Da haben wir keinen Einfluss“, so Metzger.

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6 Antworten zu Anzahl der Neugeborenen hat sich halbiert

  1. Fragezeichen sagt:

    Würde sich Metzger auch so rührend um die jungen Familien kümmern, wenn er für sie kein Geld vom Land bekommen würde?

  2. P.F. sagt:

    Leider hat Herr Metzger etwas ganz Wesentliches vergessen: Ohrstöpsel für die Säuglinge und Hörgeräte für die fortpflanzungsfreudigen Erwachsenen auf seine Kosten anzubieten. Ist er doch an der Verlärmung der Stadt maßgeblich beteiligt. Wie sich die Brettener Luft auf die zarten Lungen der Säuglinge auswirkt, darüber macht er sich keine Gedanken .

  3. g-h-o sagt:

    Unter dem Deckmantel der Kinder- und Familienfreundlichkeit versucht Metzger die Zahl der Kinder und damit die Einwohnerzahl zu erhöhen. Dabei geht es ihm doch nur um die Finanzzuweisung, die er aus Stuttgart für jeden Bürger erhält. Er lebt in der Hoffnung damit seinen maroden Haushalt sanieren zu können. Eine fatale Fehleinschätzung, wie man an großen Städten leicht erkennen kann.

  4. RL sagt:

    Ich hab mein Teil getan und bin zwei Wochen Papa! Ein Brettener mehr! Das hab ich mit meiner Frau auch ohne Hr. Metzger hinbekommen :-). Wenn er jetzt noch etwas gegen hohe Kindergartenkosten bis in drei Jahren macht wäre das sehr in Ordnung von Ihm.

    Und wenn er jetzt noch etwas gegen den Dauerstau zwischen Karlsruhe und Bretten macht, dann sehe ich sogar meinen Sohn noch bevor er einschläft weil ich dann nicht mehr jeden Werktag 2,5 Stunden hinter heilbronner LKWs her fahren muss…
    Sollte er mal auf die Idee kommen Bretten – Karlsruhe 6 Spurig auszubauen mit beheiztem Rennasphalt, dann hat er meine Stimme ;-). Wäre besser als 2,3 M€ für alte Häuser um dem Marktplatz herum auszugeben…

  5. Els. sagt:

    Herr Metzger kümmert sich aber auch um alles!

  6. mm sagt:

    Am 17 Oktober lädt OB Metzger „Frauen zum Frühstück“ ein. Vielleicht wäre da seine Gelegenheit, die Geburtenrate etwas zu erhöhen?! Ich schlage vor die Aktion „Schenk dem Oberbürgermeister ein Kind“, vielleicht hilfts ??

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