Unverständlich

Dass die Schließung der Geburtshilfe an der Brettener Rechbergklinik die Kreisverwaltung und die Kreispolitik so lange auf Trab halten würden, hätte Landrat Christoph Schnaudigel wohl nicht gedacht. Fast schon gebetsmühlenartig hatte er darauf verwiesen, wie intensiv die Klinikverwaltung bemüht war, einen neuen Belegarzt zu finden, um weiter machen zu können. Indes — die Suche verlief im Sande. Und auch jetzt dokumentiert er den guten Willen, wenn er mit den von Oberbürgermeister Paul Metzger ausfindig gemachten Medizinern über eine etwaige Fortführung der Abteilung spricht. Doch das ist nicht nur eine Frage der Qualifikation, sondern letztlich des Geldes. Doch die Verhandlungen sind zäh.


Wenn man nun dem Kreis unterstellt, er wolle gar nicht, dass es in Bretten weiter geht, dann hätte es dafür schon im Herbst Munition gegeben. Eine Expertenkommission mit Medizinern auch der Kreiskliniken hatte nämlich in der Geburtshilfe Probleme ausgemacht — zwei Belegärzte können das nicht packen. Was das für die Behandlung des Sachverhalts an sich bedeutet hätte, lässt sich nur theoretisch diskutieren. Denn die Hinweise blieben nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch dem Landrat und dem Klinikausschuss vorenthalten.
Es mag die Belegabteilung Geburtshilfe in der Klinik Bretten in der grundsätzlichen Debatte um die Zukunft der Kreiskliniken ein randständiges Thema sein. Unerklärlich ist aber, dass sich offenkundig nie jemand die Hinweise der Experten insgesamt zu Gemüte führte — weder die Hausspitze noch die Kreisräte. Man ließ sich vortragen, und das war’s. Ebenso unverständlich ist, dass die Experten nicht nachfassen, was aus ihrer Arbeit wurde. Wenn Schwierigkeiten in Bretten schon früher bekannt gewesen wären, hätte man das Thema ganz anders angehen können. Strategische Überlegungen sind besser als Aktionismus.

Matthias Kuld

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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21 Antworten zu Unverständlich

  1. Herb. Kl. sagt:

    Antwort: So blöd wie die Steuern, die wir zahlen müssen.

  2. -an-i- sagt:

    Wie blöd sind wir Steuerzahler wirklich?

  3. ak sagt:

    Und für diese Sitzungs-Leistungen wird eine Aufwandsentschädigung (Sitzungsgeld) gezahlt! 🙂

  4. ernst./K sagt:

    Davon haben sie mich bis heute echt überzeugen können. 🙂

  5. Norb/Schw. sagt:

    Alle Kreisräte werden bestens für die Geburtshilfe in Bretten sorgen! 🙂

  6. Norb/Schw. sagt:

    Und aktuell sind deswegen gerade sie alle von schwerer Sorge gedrückt!

  7. O.Sch. sagt:

    Herr Metzger ist nicht der einzige Kommunalpolitiker im Kreistag.

    Fast alle Bürgermeister im Umland sitzen dort, sodass nicht nur er, sondern auch all die anderen den damaligen Expertenvortrag wegen der Geburtshilfe Bretten einfach ganz locker vergaßen und nicht weiter verfolgten. 🙁

  8. dr sagt:

    Und über diesen TOP in eine entschuldbare Vergessenheit geraten sein!

  9. a-s sagt:

    Auch nach Abwesenheit wird er sehr wahrscheinlich ein Protokoll mit diesem Tagesordnungspunkt bekommen haben.

  10. Sad./-sch. sagt:

    Er kann ja tatsächlich gefehlt haben.

  11. M.-Zieb. sagt:

    Herr Metzger – als verschlafener Kreisrat!

    Natürlich völlig undenkbar! 🙂

  12. -A-H. sagt:

    Das sind dann leider noch zu viele…!

  13. L.K. sagt:

    Doch nur auf diejenigen, welche „diese“ Leistungen nicht durchschauen.

  14. äth. sagt:

    Mit Aktionismus wirken die „volks-schauspielerischen“ Leistungen von Politikern aller Couleur ungemein! 🙂

  15. i sagt:

    Nicht zu übersehen:

    Die zahlreichen Leserbriefe in der Brettener Woche zu diesem „kreis-hausgemachten“ Thema!

  16. ak sagt:

    Wie war die Zahl der Applaudierenden auf dem Marktplatz:

    200 (BNN) oder 400 (Brettener Woche)? 🙁

  17. rs-teu sagt:

    „Strategische Überlegungen sind besser als Aktionismus.“

    Aktionismus ist aber publikumswirksamer! 🙂

  18. tx sagt:

    Eine Reise ohne Wiederkehr?

  19. glad- sagt:

    Das Wandern ist des Müllers Lust! 🙂

  20. b sagt:

    Wieso one way ticket?

  21. -rl- sagt:

    „Unerklärlich ist aber, dass sich offenkundig nie jemand die Hinweise der Experten insgesamt zu Gemüte führte – weder die Hausspitze noch die Kreisräte. Man ließ sich vortragen, und das war’s.“

    Herr Metzger ist auch im Kreisrat vertreten. Also, alles (bewusst?)verschlafen und kurz vor der Schließung den großen Helfer spielen wollen?

    Nicht auf dem Marktplatz applaudieren liebe Mütter und Väter, vor dem Rathaus demonstrieren und Fragen stellen!
    Vielleicht noch vorzeitig eine one way Fahrkarte nach Heidelsheim überreichen.

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