Streit um Geburtshilfe birgt neuen Zündstoff

Expertenrat nicht vermittelt / Chefarzt: Streit mit OB
Strukturkommission äußerte sich vor knapp einem Jahr
Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kuld

Bretten. Der Streit um die Geburtshilfe an der Rechbergklinik in Bretten weitet sich aus. Nach Recherchen der Badischen Neuesten Nachrichten ist die per Ende Juli vollzogene Schließung (die BNN berichteten) von der Strukturkommission, die der verstorbene Landrat Claus Kretz eingesetzt hatte, schon im vergangenen Jahr empfohlen worden. Dies war bislang nicht bekannt. Statt dessen sei die Erweiterung der Palliativstation in Bretten angeraten worden. Der amtierende Landrat Christoph Schnaudigel bestätigte gegenüber den BNN ein solches Papier. Er selbst habe erst gestern von den die Geburtshilfe betreffenden Passagen Kenntnis bekommen. Bis zuletzt war vom Landratsamt betont worden, die Geburtshilfe würde geschlossen, weil sich keine Belegärzte zur Weiterführung fänden (siehe auch Kommentar).


Unterdessen hat der Chefarzt der Frauenklinik am Krankenhaus Bruchsal, Jürgen Wacker, den Brettener Oberbürgermeister Paul Metzger scharf angegriffen. Eine Rundfunkmeldung, wonach in Bruchsal schwangere Frauen abgewiesen würden, führt er auf eine Äußerung Metzgers zurück. Aber es handele sich um eine Falschmeldung, betont der Mediziner. Er will von Metzger eine Entschuldigung, weil „das Verbreiten einer Falschmeldung genau so schwer wiegt wie das Erfinden eines Gerüchts“. Wacker verweist darauf, dass in Bruchsal im August schon 30 Kinder entbunden wurden, davon ein Dutzend aus dem Brettener Raum. Metzger betont seinerseits, er habe lediglich das als Frage in eine Gesprächsrunde beim Landrat hinein getragen, was er bei der Demonstration für die Geburtshilfe am Samstag in Bretten gehört habe. Diesen Streit bezeichnete Christoph Schnaudigel als „unnötig und der Sache nicht dienlich“.
In der von Kretz eingesetzten Strukturkommission sollten Überlegungen zur Zukunft der Kreiskrankenhäuser Bruchsal und Bretten erarbeitet werden. Drei Mal, so Schnaudigel, habe die Kommission vor seinem Dienstantritt getagt. Die Ergebnisse wurden in der Klinikausschusssitzung im Oktober von der Klinikverwaltung vorgetragen — allerdings nur auszugsweise, wie der Landrat einräumen musste. Nach aktueller Lektüre berichtet er, dass die Kommission schon 2007 den Betrieb der Geburtshilfe mit nur zwei Belegärzten als „schwierig“ bezeichnet. Diese Hinweise wurden ihm erst gestern bekannt. Warum sie ausgespart worden seien, könne er nicht erklären. Er selbst aber habe als damals ganz neuer Landrat betont, zunächst einmal die Zukunft der Kliniken im Großen zu behandeln, bevor es an Detailfragen gehe. Deshalb habe er auch die Strukturkommission danach ruhen lassen.
Ungeachtet dessen bestätigte der Landrat, dass er in Gesprächen mit den Medizinern stehe, die Metzger für die Fortführung der Geburtshilfe vorgeschlagen habe. Allerdings seien die Verhandlungen aus verschiedenen Gründen schwierig. Zum einen müsse jeder Arzt konkret seine Erfahrungen in der Geburtshilfe nachweisen. Dann gehe es um die Verhandlungen mit der kassenärztlichen Vereinigung und schließlich auch ums Geld. Als Belegärzte verdienen Mediziner nur bei tatsächlich erbrachten Leistungen. Insofern stelle sich die Frage nach der Vergütung der Bereitschaftsdienste, auch wenn kein Kind ans Licht der Welt befördert wird.

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7 Antworten zu Streit um Geburtshilfe birgt neuen Zündstoff

  1. -My. sagt:

    Der Streit zwischen Herrn Chefarzt Jürgen Wacker und Metzger ist ähnlich dem Inhalt des Artikels in der Spalte links oben vom Pressespiegel:

    Die Favoriten unserer Leser mit dem Titel:

    OB Metzger und die „Messe-Lüge“.

  2. Cam. sagt:

    Nur beispielsweise:

    Pressespiegel am 21. November 2005

    Titel: Prüfungsbericht der Gemeindeprüfungsanstalt

    Nachzulesen durch Anklicken in der oberen linken Spalte: Die Favoriten unserer Leser.

  3. Cam. sagt:

    Das, was man so über die Brettener Kommunalpolitik liest, ist auch so nicht immer nötig und der Sache dienlich.

  4. Ottm.Schu. sagt:

    In diesem Fall hat die Brettener Propaganda-Politik leider nicht funktioniert. 🙁

    Gut so! 🙂

  5. L-L sagt:

    „Metzger betont seinerseits, er habe lediglich das als Frage in eine Gesprächsrunde beim Landrat hinein getragen, was er bei der Demonstration für die Geburtshilfe am Samstag in Bretten gehört habe.“

    Ein in die Welt gesetztes Gerücht von der Brettener Demonstration wurde also von Metzger als Frage in die Gesprächsrunde beim Landrat eingebracht.

    Metzger spricht nicht nur über Fakten, sondern stellt eine Frage zur Brettener Marktplatz-Flüsterpropaganda!

  6. Ull.Mü. sagt:

    Chefarzt Wacker will von Metzger eine Entschuldigung, weil „das Verbreiten einer Falschmeldung genauso schwer wiegt wie das Erfinden eines Gerüchts“.

    Vollkommen richtig, was der Chefarzt von Metzger verlangt!

  7. jo/br. sagt:

    Vom Chefarzt der Frauenklinik in Bruchsal, Jürgen Wacker, hat OB Metzger das gehört, was er zur aktuellen Sachlage beigetragen hat:

    Eine Falschmeldung!

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