Einzelhandel 2007 eingebrochen

Größter Umsatzrückgang seit fünf Jahren
WSV läuft im Südwesten eher verhalten
Wiesbaden/Stuttgart (dpa/scho). Der deutsche Einzelhandel hat im vergangenen Jahr den größten Umsatzrückgang seit fünf Jahren verzeichnet und im Weihnachtsgeschäft einen weiteren Einbruch erlitten. Die Umsätze seien 2007 nominal um 1,2 Prozent und preisbereinigt um 2,2 Prozent zurückgegangen, teilte das Statistische Bundesamt gestern in Wiesbaden mit.
Als Hauptgründe gelten die Mehrwertsteueranhebung, steigende Inflation und verunsicherte Konsumenten. „Die Mehrwertsteuererhöhung hat dem Weihnachtsmann einen Streich gespielt“, erklärte Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Auch der Winterschlussverkauf (WSV), der am 21. Januar startete, läuft derzeit im Südwesten „eher verhalten“, berichtete die Hauptgeschäftsführerin des Einzelhandelsverbandes Baden-Württemberg (Stuttgart), Sabine Hagmann, gegenüber den BNN.

Die vergleichsweise milde Witterung sorge für Zurückhaltung der Verbraucher bei Winterkleidung – und das, obwohl der Handel mit Preisnachlässen von bis zu 70 Prozent locke. Der Schlussverkauf läuft noch bis morgen, aber auch danach gebe es noch zwei, drei Wochen ein großes Angebot zu sehr niedrigen Preisen etwa bei Winterkleidung, Winter-Sportbekleidung und Sportgeräten wie Skiern, erläuterte Hagmann.
Im Dezember vergangenen Jahres sank der Umsatz der Einzelhändler in Deutschland insgesamt unterdessen im Vergleich zu Dezember 2006 sogar nominal um 4,9 Prozent und preisbereinigt um 6,9 Prozent. Hier wirkte sich aus, dass viele Verbraucher im Dezember 2006 wegen der Mehrwertsteuererhöhung Käufe vorgezogen hatten.

Angesichts der neuen Zahlen für Dezember 2007 musste das Bundesamt seine erste Schätzung für das Gesamtjahr von Anfang Januar nach unten revidieren. Zunächst waren die Statistiker für 2007 von einem nominalen Rückgang von 0,7 bis ein Prozent ausgegangen. „An das Jahr 2007 kann man nur einen Haken machen“, führte Pellengahr weiter aus. Im Dezember sei vor allem der starke Rückgang bei den Lebensmitteln überraschend gekommen. Kosmetik oder auch Unterhaltungselektronik seien dagegen noch gut verkauft worden.

Für das laufende Jahr rechnet Hubertus Pellengahr nun mit einer Belebung und einem nominalen Plus von zwei Prozent. Die Rahmenbedingungen wie etwa die höhere Beschäftigung oder die steigenden verfügbaren Einkommen seien nicht so schlecht. Risiken durch ein Abflauen der Weltkonjunktur dürften sich beim Einzelhandel erst im Jahr 2009 auswirken.
Die Commerzbank schrieb unterdessen in einer Studie, die Monatsdaten aus dem deutschen Einzelhandel hätten bereits zum dritten Mal in Folge enttäuscht. Die Schwäche lasse sich nur zum Teil mit der Belastung durch höhere Energie- und Nahrungsmittelpreise erklären. „Die schlechten Zahlen deuten aber auch darauf hin, dass die Konsumenten wieder mehr sparen.“

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3 Antworten zu Einzelhandel 2007 eingebrochen

  1. -az- sagt:

    Jeden Euro, den die Politiker nicht in die Hand bekommen, können sie schon nicht für unsinnige Ausgaben verwenden.

    Konsumverweigerung – wäre das richtige Zauberwort.

  2. cam. sagt:

    In den Kaufhäusern spürt man Kaufzurückhaltung – Einzelhandel 2007 eingebrochen, siehe oben!

    Die Zahlen im letzten Jahreswirtschaftsbericht sind stark anzuzweifeln.

    Mit der bisherigen und weiteren Steuer- und Abgabenbelastung der Verbraucher wird die clevere Bundesregierung den Konsum beileibe nicht ankurbeln können. Eigentlich schade!

  3. xav. sagt:

    Politiker – beonders Müllermeister und Wirtschaftsminister Glos von der CSU – hoffen unbeirrt auf den anspringenden Binnenkonsum.
    Bäckereien indes beklagen den Umsatzrückgang bei Kuchen, Torten und Gebäck. Die Preiserhöhungen bei den Lebensmitteln gehen munter weiter. Das erfolgt in Zeitabständen durch Verteilung auf einzelne Produkte in unterschiedlichen Warengruppen.

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