Bretten (ba). Sie müssen die Schulbank drücken, die Brettener Kommunalpolitiker. Zwei Tage lang werden sie am kommenden Wochenende das Fach Doppik pauken. Zwei Professoren der Verwaltungshochschule Kehl werden in einem „Inhouse-Seminar“ (einer Schulung im Rathaus) den Stadträten beibringen, wie sie in Zukunft den städtischen Haushaltsplan lesen und verstehen müssen. Denn der wird zum Jahreswechsel umgestellt, von der „kameralistischen Buchführung“ auf eben jene Doppik (die für „Doppelte Buchführung in Konten“ steht).
Was den Normalbürger wohl weder besonders interessieren noch in seinem Alltag berühren wird, gilt als Revolution in der Verwaltung. Wer verstehen will, woher das Geld im Stadtsäckel kommt und wofür es ausgegeben wird, welche Werte und Besitztümer der Stadt ihren Verbindlichkeiten bei den Banken gegenüber stehen, wird nicht darum herum gekommen, sich mit Doppik zu beschäftigen.
Seit sieben Jahren wird im Brettener Rathaus an den Vorbereitungen gearbeitet. Einen Einblick in die Doppik vermittelte Wolfgang Pux vom Kämmereiamt, als er am Dienstagabend den „Produktplan der Stadt Bretten“ vorstellte. Produkte, so heißen künftig die diversen Dienstleistungen der Stadt Bretten, von der Baugenehmigung bis zur Beurkundung einer Geburt (in der Fachsprache ist dies übrigens die „Erstfeststellung personenbezogener Daten zur Abstammung und zukünftigen Identitätsermittlung eines Menschen“). Der Produktplan der Stadt Bretten enthält insgesamt 256 Produkte, aufgeteilt in 70 Produktgruppen und 19 Produktbereiche.
„Wo liegt der Mehrwert der Umstellung?“ wollte SPD-Sprecher Heinz Lang wissen. Wolfgang Pux führte eine transparentere Darstellung, insbesondere der Vermögensseite, ins Feld. Michael Nöltner (CDU) drückte seine Hoffnung aus, dass es künftig deutlicher werde, wenn ein Werte-Verzehr stattfindet.
„Es wird noch viel Arbeit sein, bis alles so läuft, wie es soll“ sagte Otto Mansdörfer (Grüne) voraus. „Die Finanzlage der Stadt wird sich durch die Umstellung verschlechtern, die Handlungsspielräume werden enger werden. Das muss uns klar sein.“ Bürgermeister Willi Leonhardt entkräftete dies. Nicht die Finanzsituation werde sich verschlechtern, sondern deren Darstellung. Dies bringe aber zugleich auch ein transparentes Bild über die tatsächliche Finanzsituation der Stadt.
Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :
- Paul Metzger wird neuer OB - 1985
- Kostenbewusstsein fehlt - 2003
- Maß verloren - 2004
Was ist so schwierig in der Anwendung der Doppik?
Der Jahresabschluss besteht aus der Ergebnisrechnung, der Finanzrechnung und der Vermögensrechnung (Bilanz). Er ist durch einen Rechenschaftsbericht zu erläutern.
Im Übrigen wäre die Anschaffung einer Software für die Doppik sehr empfehlenswert. Dieser Kauf müsste nur vom Kreistag Karlsruhe beschlossen werden.
Dann hätte dieser den Spruch:
„Von Jahr zu Jahr dürfte es aber besser werden“
zur Entschuldigung von festgestellten Schlechtleistungen in der Kreisverwaltung Karlsruhe nicht mehr nötig! 🙂
Haushaltsplan 2012 des Landkreises Karlsruhe
Wenn ich folgendes lese, dann muss die Frage erlaubt sein, was sich bei der Verschuldung ereignete.
Man rechnete im Haushaltsplan 2012
Verschuldung
Ende 2013 von 111,1 Mio. €
Ende 2014 von 110,0 Mio. €
Ende 2015 von 112,3 Mio. €
Kredite
94,2 Mio. € voraussichtlicher Stand 01.01.2012
16,0 Mio. € Kreditaufnahmen
3,7 Mio. € Kredittilgungen
106,5 Mio € voraussichtlicher Stand am 31.12.2012
Für mich sind das rekordverdächtige Zahlen, die von den ahnungslosen Kreisbürgern und der Kreisumlage der Kreisgemeinden finanziert werden müssen! Auch wenn derzeit die Zinsen historisch niedrig sind! 🙁
BNN AUS DER REGION
21. Mai 2013
Mängel in der Buchführung
Von der Gemeindeprüfungsanstalt Baden-Württemberg (GPA) wurden dem Landkreis Karlsruhe bei einer überörtlichen Prüfung der Eröffnungsbilanz 2010 und des Jahresabschlusses 2010 erhebliche Mängel aufgezeigt.
Grund der Prüfung war die Umstellung von Kameralistik auf Doppik. Beide Bilanzen hatten erhebliche Mängel. Hauptgrund waren angeblich (Verwaltung und Kreistag waren sich da einig) Umstellungsprobleme und fehlende Praxis mit der doppelten Buchführung. 🙁
„Von Jahr zu Jahr dürfte es aber besser werden“. 🙂
Das Seminar für Brettener Kommunalpolitiker ist meines Erachtens rausgeschmissenes Geld.
Nach wie vor wird die Stadt Bretten vom (mehrheitlichen) Abstimmungsverhalten ihrer Stadträte geführt.
Und damit hat sie ein systembehaftetes Problem: Erst nach der Abstimmung wird mit der Doppik gearbeitet, d.h. die jeweilige Abstimmung beeinflusst das neue Buchführungssystem. Die Erkenntnisse aus der Abstimmung werden leider betriebswirtschaftlich weder verifiziert noch falsifiziert.
Darum kann man sich weitere Erläuterungen zur Doppik für die Kommunalpolitiker echt ersparen.
Der tatsächlich einzige Vorteil für die Stadt Bretten besteht in der systembedingten Schnelligkeit der Doppik, mit der sich die vorhandenen Schuldenübersichten – Verbindlichkeitenspiegel – stets vor Augen führen lassen.
Kann besonders brauchbar für die Pro Kopf Verschuldung sein! 🙂