Klare Mehrheit für die Rüdtwald-Pläne der Stadt

Industriegebiet Gölshausen soll um 22 Hektar vergrößert werden / Scharfe Angriffe in der Fragestunde
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. Ein 22 Hektar großes Teilstück des Rüdtwalds soll für die Erweiterung des Gewerbe- und Industriegebiets Gölshausen zur Verfügung gestellt werden. Mit einer klaren Mehrheit von 19 Stimmen hat dies der Gemeinderat am Dienstagabend in namentlicher Abstimmung bei acht Gegenstimmen beschlossen. Vorausgegangen war eine lebhafte Diskussion. in der im Rat Gegner und Befürworter dieses Plans noch einmal ihre Argumente austauschten.

Im September vergangenen Jahres, als das Thema Rüdtwald schon einmal Gegenstand einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderats war, hatte die Stadt noch rund 40 Hektar des insgesamt etwa 140 Hektar großen Rüdtwalds opfern wollen. In der Zwischenzeit wurden Alternativen ausgearbeitet, die von nur noch 22 Hektar weiter im Osten ausgehen. Mit der Beschränkung auf diese Größe vermeidet die Stadt eine sonst nötige Änderung des Regionalplanes. Die Verschiebung des Standorts hat vor allem topografische Gründe. Die jetzt gewählte Fläche ist nach Aussage von Stadtplaner Ulrich Braun ebener, dadurch wird eine aufwändige Terrassierung vermieden. Auch die Entwässerung sei hier besser möglich. Für die 22 Hektar Rüdtwald, die gerodet werden sollen, muss die Stadt nach den geltenden Vorschriften 33 Hektar neuen Wald aufforsten. Wo dies geschehen soll, ist noch nicht entschieden. Eine Möglichkeit gäbe es – vorbehaltlich der Zustimmung der Gemeinde – auf Gondelsheimer Gemarkung, wo Bretten vor Jahren große Flächen gekauft hat. Auch die Gemarkung Neibsheim wird in Erwägung gezogen, wo man von der Kirche Land erwerben könnte. Die Reduzierung auf 22 Hektar sei möglich geworden. weil die Firma Deuerer sich bereit erklärt habe, im Rinklinger Tal zu bleiben, berichtete Oberbürgermeister Metzger dem Gemeinderat. Zu verdanken sei dies dem Flächenmanagement der Stadt, das es möglich gemacht habe, dem expandierenden Unternehmen mit mittlerweile rund 600 Mitarbeitern dort ausreichend Platz zur Verfügung zu stellen.

Dass die Stadt dennoch das Gölshäuser Industriegebiet erweitere, sei von substanzieller Bedeutung für Bretten, sagte Metzger. „ Wenn es hier keine Produktion mehr gibt, haben auch die Dienstleister keine Chance“.
Ein klares Nein zum Rüdtwald-Vorhaben kam vom Ortschaftsrat Gölshausen. Dieser hatte am Vorabend erklärt, er lehne jede Erweiterung des Industriegebiets ab. „ Bretten hat sein Industriekonzept hauptsächlich zu Lasten eines Ortsteils realisiert“, erklärte Ortsvorsteher Manfred Hartmann.

Bereits in der Bürgerfragestunde hatten Rüdtwald-Gegner teilweise in sehr scharfen Worten ihre ablehnenden Haltung vorgebracht: Von Größenwahn, Unfähigkeit und Dilettantismus war die Rede. Dem Oberbürgermeister wurde Wortbruch unterstellt, weil es keinen Bürgerentscheid gegeben hat, er wurde gar zum sofortigen Rücktritt aufgefordert. Umweltfrevel und immer höhere Verschuldung warfen Redner Metzger und der Mehrheit des Gemeinderats vor.
Die wirtschaftlichen Interessen würden von der Stadt zu hoch gewertet, hieß es weiter. Mehrere Redner vermuteten, es werde nicht bei den 22 Hektar bleiben, die gerodet werden sollen, sondern nach und nach immer mehr Wald geopfert werden.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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2 Antworten zu Klare Mehrheit für die Rüdtwald-Pläne der Stadt

  1. mm sagt:

    Die im Bericht gelb markierte Passage hat sich inzwischen als Lüge und Falschinformation des OB herausgestellt. Die Firma Deuerer geht in den Rüdtwald und war auch der einzige Interessent. Der Gemeinderat und die Bevölkerung wurden zum Thema Rüdtwald in einem Ausmaß belogen und getäuscht, dass eigentlich nur noch eine Rücknahme der Entscheidung des Gemeinderates in Frage kommt. Dazu bedarf es allerdings Zivilicourage und Mumm …..

  2. Franz Cizerle sagt:

    Mein Beitrag in der Bürgerfragestunde am 30.03.04

    Hiermit wende ich mich an die Damen und Herren des Gemeinderates.
    Ich verrate Ihnen sicherlich kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die gute öffentliche Meinung über den Gemeinderat in Bretten zwischenzeitlich sehr gelitten hat. Deshalb können Sie sich nur noch durch mutige und ehrliche Entscheidungen wieder rehabilitieren.

    Sie wissen, dass die Stadt Bretten nur durch die zusätzliche Aufnahme von 4,05 Millionen Euro, überhaupt die Tilgung von 1,56 Millionen und die Zinsen von rund 1,7 Millionen = 3,26 Millionen Euro, bezahlen kann. Also, mit neuen Schulden die alten Schulden bezahlen. Nun ja, die Brettener Bürgerinnen und Bürger müssen zwischenzeitlich eh schon für über 110 Millionen Euro gerade stehen.

    Wenn Sie sich für die Abholzung von Rüdtwald entscheiden, wissen Sie, dass zu den bisherigen sehr hohen Rüdtwald-Kosten noch weitere kommen. Durch den Grundstücksverkauf von 22 ha, können Sie beim qm-Preisen von maximal 60.- Euro, etwa 1,3 Millionen erzielen. Der Aufwand für die Aufforstung, Erschließung etc. – den Sie in Gänze noch gar nicht schriftlich vorliegen haben – macht dagegen sicherlich ein Vielfaches von den 1,3 Millionen aus. Diese Kosten können wiederum nur durch neue Kredite und weitere Belastungen Ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger gedeckt werden. Im Klartext: Wir sollen die freien Unternehmer subventionieren, wie bei den Staatsbetrieben. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die umliegende Gemeinden ihre Grundstücke noch billiger anbieten, weil es über 300 ha freie Flächen im Umkreis von 20 km gibt. Diese und andere Zahlen können Sie im Internet unter Rüdtwald.de also http://www.rüdtwald.de nachlesen. Wie es mit der Gewerbesteuer aussieht wissen Sie selbst am besten, oder Sie fragen bei dem größten Arbeitgeber nach.

    Das jüngste Bruchsaler Beispiel lehrt uns, dass die Unternehmer die Produktionen lieber ins Ausland verlagern als in Deutschland die Gewerbesteuer und die Lohnnebenkosten zu bezahlen. Die Fa. Siemens alleine entläst 10.000 Mitarbeiter und die Fa. Neff ist auch ein Teil dieser Familie.
    Wenn das nach dem Rüdtwald Prinzip so einfach wäre, dass man durch Abholzung neue Arbeitsplätze schafft, so können Sie Herrn OB Doll aus Bruchsal empfehlen, seine Wälder abzuholzen um die aktuell verlorene 1000 Arbeitsplätze zu retten. Diese Blauäugigkeit besteht scheinbar nur in Bretten.

    Herr Peter Ustinov beklagte bereits den fehlenden Respekt als Grundlage des Vertrauens und Sie liebe Rätinnen und Räte respektieren scheinbar nicht einmal 6000 Unterschriften Ihrer Mitmenschen. Das ist keine Basis des Vertrauens, von der Demokratie schon gar nicht zu reden. Das sollten Sie ändern.

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