Brettener Bäume: Gewachsen wie die Weltmeister

Nach Versäumnissen in den Vorjahren jetzt teils drastische Baumpflegemaßnahmen / Pilz zerfrisst das Holz
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. Geradezu massakriert hätten Mitarbeiter der Stadt Bretten die beiden Bäume am Eingang der Bertholdstraße von der Hirschstraße her, empört sich BNN-Leser Friedrich Fischle in einem Brief an die Redaktion. Ergebnis der „Baumpflege“: Zwei kronenlose Stümpfe beidseits der Straße. „Was veranlasst eine Gemeinde, die sich sonst so viel auf ihre Bäumchenpflanzaktionen zugute hält zu einer derartigen Schandtat?“, empört sich der Brettener. „Beide Bäume waren von der Weißfäule befallen“, erklärt Stadtgärtner Konrad Beisel. „Da war nichts anderes mehr zu machen.“ Allerdings werde für Ersatz gesorgt. An der Stelle der Spitzahorne sollen nun Rotdornbäumchen gesetzt werden – sobald eine Spezialfirma die Stümpfe der alten Bäume entfernt hat.

Die Pilzkrankheit Weißfäule habe dazu geführt, dass die beiden rund ein Dutzend Jahre alten Bäume zusammen zu brechen drohten, sagt Beisel. Einer sei bereits oben eingerissen gewesen. Die Sorge um die Sicherheit der Passanten und Autofahrer lasse keine andere Möglichkeit als das Entfernen der Bäume, begründet der Stadtgärtner.
Und dies nicht nur in der Bertholdstraße. Die Weißfäule habe auch Platanen in der Bahnhofstraße befallen und Eingriffe notwendig gemacht. „Bei diesem Pilzbefall wirkt der Baum außen noch ganz gesund, aber innen ist er wie ein Schwamm“, weiß auch Oberbürgermeister Paul Metzger. Wenn ein Baum im Verdacht steht, befallen zu sein, wird der Bohrer angesetzt. Und wenn sich zeigt, dass er innen vom Pilz zerfressen ist, kommt die Säge zum Einsatz, macht der Verwaltungschef klar. „Wir haben auf die Sicherheit zu achten, und der Bauhof hat den Auftrag zur regelmäßigen Unterhaltung der Straßenbäume.“ In einem Baumkataster werden alle Vorgänge festgehalten – einschließlich der Neupflanzung, die, so der OB, grundsätzlich zu erfolgen hat.

Die Baumpflegemaßnahmen durch den städtischen Baubetriebshof werden sich in diesem Winter aber nicht nur auf das Entfernen kranker Bäume beschränken. Bei etlichen Bäumen sei in den letzten Jahren der fällige Rückschnitt vernachlässigt worden. Das müsse nun nachgeholt werden, kündigt OB Metzger an. In der Bahnhofstraße etwa habe das üppige Kronenwachstum der Platanen dazu geführt, dass die Straßenlaternen mittlerweile kaum mehr Fahrbahn und Gehweg beleuchten. „Eigentlich ist die Bahnhofstraße ja kein Wald“, bemerkt der OB ironisch.

Ähnlich sind die Verhältnisse auf dem Parkplatz des Sportzentrums im Grüner. „Die Bäume müssen hochgeastet werden, damit die Lampen wieder frei strahlen können“, erklärt der Oberbürgermeister. Nicht nur ums Licht geht es ihm. Bei der Jugendmusikschule habe man jetzt zwei Bäume entfernt, weil die Folgekosten auf die Dauer zu hoch waren. „Die haben innerhalb von 16 Jahren Schaden von rund 250 000 Euro am JMS-Gebäude verursacht. Dort kommen deshalb auch keine solchen Bäume mehr hin.
Bei regelmäßiger Pflege wären die Eingriffe kaum wahrzunehmen, meint der Oberbürgermeister. Da dies aber lange Zeit unterblieben sei, werden fallen die jetzt anstehenden Maßnahmen massiver ins Auge. Dabei gibt es noch unterschiedliche Ansichten über das nötige Vorgehen. Der ehemalige Forstamtsleiter Stadtrat Gerhard Mayer habe zu einem Radikalschnitt in der Bahnhofstraße geraten. „Darüber reden wir noch. Aber heruntergeschnitten werden die Bäume noch in diesem Winter, ist sich OB Metzger sicher.

Andernorts in der Stadt seien dicht an Häusern gepflanzte Bäume so sehr gewachsen, dass sie den Anwohnern das Licht nehmen. „Es kann nicht sein, dass Leute den ganzen Tag Licht anmachen müssen wegen eines Baums vor dem Fenster.“
In der Pfluggasse etwa sei dies der Fall. Dort allerdings liege es nicht an der unterlassenen Baumpflege, sondern daran, dass von vornherein die falsche Sortenwahl getroffen wurde. „Die Bäume dort sind gewachsen wie die Weltmeister.“ Die „falschen“ Bäume werden deshalb entfernt und durch kleinere ersetzt werden, erklärt der OB.

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13 Antworten zu Brettener Bäume: Gewachsen wie die Weltmeister

  1. ch.u. sagt:

    Entsprechend seinem eigenen Eingeständnis hat Herr Oberbürgermeister Paul Metzger in den vergangenen sechzehn Jahren 250000 Euro verbraten. Sie sind nicht mehr zurückzuholen. Auf wessen Veranlassung konnte er über einen Gesamtbetrag in dieser Höhe für echte langjährige Versäumnisse in der Baumpflegearbeit verfügen?

  2. E/A sagt:

    Nicht nur die Brettener Bäume sind gewachsen wie die Weltmeister, sondern auch die Brettener Schulden. Eine diesbezügliche Schlagzeile würde in den BNN ganz gut aussehen. Nur müßten zur echten Wirksamkeit die entsprechenden Zahlen aufgeführt werden. Mit den Zahlen wäre kein Blumentopf zu gewinnen. Sehr wahrscheinlich hätte die Brettener Bevölkerung dennoch ihre wahre Freude daran.

  3. JoSt sagt:

    Und der Brettener OB, der durch unterlassene Baumpflege in 16 Jahren 250000 Euro in den Sand gesetzt hat, spielt sich in Sachen Gondelsheimer Bahnübergang als kluger (Kosten-)Rechner auf. Es darf gelacht werden!

  4. - Za - sagt:

    Der 9. Kommentator glaubt tatsächlich noch an die Kontrollfunktion des Brettener Gemeinderats. Die steht in der Gemeindeordnung auf dem Papier. Die Aufklärung der Angelegenheit gehört im Interesse der Brettener Bürger zu seiner Verpflichtung. Aber was hat der Brettener Gemeinderat schon von einer lückenlosen Aufklärung?

  5. OS-T sagt:

    Man muß sich die folgenden Zahlen auf der Zunge zergehen lassen!
    250.000 € = 488.958 DM in 16 Jahren
    durchschnittlich 15.625 € = 30.560 DM im Jahr
    Diese Geldbeträge wurden ausgegeben, weil zwei Bäume innerhalb von 16 Jahren nicht fachgerecht behandelt wurden. So etwas ist Geldverschwendung, die sich die Stadt Bretten geleistet hat.

    Eine Anfrage des Gemeinderates und vollständige Klärung des Sachverhaltes ist im Interesse der Brettner Steuerzahler angezeigt. Man darf ob des Ergebnisses gespannt sein.

  6. -an-i sagt:

    Hier sind wohl 250.000.- Euro Steuergelder vernichtet worden. Der Verursacher ist so gesehen klar deffiniert. Wo bleibt die Aufsicht, die für solche Unzulänglichkeiten zuständig ist?

  7. wf sagt:

    Hier ging es nicht um Schadensverursachung, sondern um Schadensverhinderung. Durch schuldhaftes Unterlassen von regelmäßig erforderlichen Arbeiten haben sich die Folgen zu einem finanziellen Schaden von 250000 Euro entwickelt. Die dafür Verantwortlichen mußten den Schaden bestimmt nicht bezahlen. Wer denn, das weiß inzwischen jedermann.

  8. ul-d sagt:

    Bäume haben es nun einmal so an sich, zu wachsen. In Bretten wie die Weltmeister! Im Fall Jugendmusikschule haben sie keinen Schaden verursacht, sondern nur die, welche Schäden durch natürlich wachsende Bäume erst gar nicht aufkommen lassen durften. Das sind die Verantwortlichen im Bereich der Stadtverwaltung.

  9. S. sagt:

    OB Metzger hat es in einem Zeitraum von 16 Jahren hingenommen, daß zwei Bäume an dem Gebäude der Jugendmusikschule einen Schaden von sage und schreibe 250.000 Euro verursachen konnten.
    Den Lesern der BNN, Brettens Bürgern und sicherlich genauso dem Gemeinderat hat er den Verantwortlichen für diese negativen finanziellen Folgen, die aus Steuergeldern bestritten wurden, zu benennen.
    Die Stadt Bretten hatte in den letzten 16 Jahren Geld im Überfluß. Anders kann man das nicht verstehen.

  10. l-rd sagt:

    Den Mitgliedern des Brettener Gemeinderates kann man zu ihrem Vorsitzenden gratulieren. Wer sich in aller Öffentlichkeit mit so lockeren Bemerkungen über die Nicht- und Schlechterfüllung seiner Amtspflichten hinwegsetzt, der muß in diesem Zusammenhang eine für mich unerklärliche sichere Position im Gremium innehaben. Das erinnert mich an das Amtieren. Vielmehr ist sogar mehr das Hofhalten zu erkennen. Es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, wenn man sich daran erinnert, in welcher Anredeform sich die Gemeinderatsmitglieder in den Sitzungen zu Wort melden. Mit besonderen Umgangsfomen hat das nichts gemein. Man fühlt sich als Zuhörer ins Mittelalter versetzt – Melanchthon läßt grüßen.

  11. ghg sagt:

    „Die falsche Sortenauswahl wurde getroffen.“
    Kann mir jemand sagen, weshalb in der Sache Baumpflanzaktion in der Pfluggasse aber auch jede halbwegs fachliche Erkenntnis auf der Strecke geblieben ist? Verantwortung dafür trägt wohl niemand, am allerwenigsten derjenige, welcher auch die Aufsicht und Verantwortung für den städtischen Bauhof hat: OB Metzger!

  12. Polak sagt:

    In keiner Amtszeit eines anderen Bürgermeisters in Bretten, wurden so viele Bäume vernichtet (jetzt kommt noch der Rüdtwald hinzu), wie unter der Regentschaft von Paul Metzger. „Außen noch ganz gesund, aber innen ist er wie ein Schwamm”, hat da Paul Metzger treffend die (Selbst-)Diagnose gestellt ?

  13. rt sagt:

    Fragen sie doch den Weltmeister der Versäumnisse in Sachen Baumpflegemaßnahmen. Der muß der Brettener Bevölkerung Rede und Antwort geben können. Genug geredet hat er im obigen Beitrag. Aber eine passende Antwort hat er nicht geben können. Ihm ganz allein sind die Versäumnisse vorzuwerfen. Er ist der Hauptverantwortliche für die grobe Unterlassung der regelmäßig dringend erforderlichen Baumpflegemaßnahmen.

    Ich erinnere auch an den ungepflegten Zustand der sogenannten Hochzeitsbäume (die BNN berichteten dankenswerterweise darüber).

    Dem obigen Weltmeister ist das alles egal. Er macht ein paar flapsige und ironische Bemerkungen. Damit ist dann die Sache für ihn erledigt.
    Was sagt denn der Gemeinderat zu dieser in der Öffentlichkeit vertretenen Auffassung und dem persönlichen Bekenntnis des Verwaltungschefs zur Amtspflichtverletzung?

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